Saga von Dray Prescot 20 - Jikaida-Zyklus 02 - Ein Schwert für Kregen
bestimmt von den Leidenschaften der Jugend, riß sich den Helm vom Kopf und warf ihn zu Boden. Trotz der Teppiche schepperte das Metall auf dem festgetretenen Boden.
»Ich glaube, es waren Mirvols, Flugmonstren, die uns beim Aufsteigen spöttisch ankrächzten. Ich schoß – aber die Pfeile trafen nicht mehr.« Beim Sprechen öffneten seine Finger bereits die Rüstung, und der silbern ziselierte Brustharnisch fiel mit weicherem Klang zu Boden. Bewaffnet und gekleidet war er, Jaidur, Prinz von Vallia, wie ein Krozair von Zy. Düster war sein Gesicht, als Delia ihm einen schlichten Kelch Wein reichte, einen trockenen Tardalvoh, frech und belebend. Nachlässig drückte er seinen Dank mit einer Kopfbewegung aus und hob den Kelch an die Lippen.
»Prinz Jaidur«, sagte ich mit meiner knirschend-kehligen Stimme. »Behandelt man so seine Mutter? Wie ein schmollendes Kind? Oder wie ein Ungebildeter aus den Slums von Draks Stadt?«
Er fuhr zusammen, so daß der halbe Wein hochschwappte.
»Du ...«
»Du warst Kov Colun und Zankov auf den Fersen. Sind beide entkommen?«
Seine braunen Finger krallten sich um den Kelch.
»Beide.«
»Dann«, sagte ich mit ruhiger Stimme, »werden sie von ihrem Schicksal eben später ereilt, Opaz wird die Zeit schon kommen lassen.«
»Ich wußte nicht, daß du hier bist ...«
»Offenkundig.«
Meine Freude über seine Ankunft, die immerhin bedeutete, daß ich mich weiter für meine Umwelt interessieren durfte, anstatt auf Delias Kommando schlafen zu müssen, wurde durch die Fluchtnachricht getrübt. Es bestand nun eine Blutschuld Kov Coluns gegenüber meinen Freunden. Es würde einige Zeit dauern, bis ich wieder an Barty Vessler denken konnte. Barty – so munter und zuvorkommend, so raffiniert und mutig! – war von Kov Colun niedergestreckt worden. Und Zankov, sein übler Kumpan, hatte den Herrscher, Delias Vater, ermordet. Gleichwohl war die Rache eine Straße, der ich nicht unbedacht folgen wollte. Das Wohlergehen Delias, meiner Familie und Freunde und Vallias – hier lagen die Prioritäten.
»Ich verlasse dich«, sagte Jaidur mit einer Steifheit, die er hinter förmlichen Floskeln verbarg. Er bückte sich, um seine Rüstung aufzunehmen, die er schließlich im Arm hielt; der Helm baumelte an den Gurten. »Morgen ...«
»Morgen!« Der Ton der Überraschung und Verachtung in meiner Stimme ließ ihn auffahren und sein Gesicht dunkel anlaufen. »Morgen! Ich weiß noch, wie du Vax Neemusjid warst. Was hat dir die Nacht getan, daß du sie nicht nutzen willst?«
Delia legte mir eine Hand auf den Arm. Ihre Berührung erzeugte ein Brennen.
Jaidur fuhr zum Zelteingang herum.
»Du bist Herrscher von Vallia und kannst mir Befehle geben. Ich nehme einen Sattelvogel. Du wirst mich erst wiedersehen, das schwöre ich, wenn Kov Colun und Zankov endgültig ...«
»Moment!«
Ich spie das Wort förmlich aus. »Ein so gewichtiges Versprechen sollte man nicht leichtfertig geben. Was Kov Colun betrifft, dürfen wir Jilian nicht vergessen. Mit einem solchen Versprechen würdest du ihr keinen Gefallen tun.«
Er schaute mich überrascht an. »Sie lebt noch?«
»Dank Zair und Nath der Nadel!«
»Darüber freue ich mich und danke Zair und Opaz.«
»Außerdem möchte ich gern mehr darüber erfahren, was du seit deiner Rückkehr vom Auge der Welt getrieben hast.«
»Du bist sehr großzügig – du hast dich doch sonst nicht so für mein Leben interessiert!«
»Jaidur!« rief Delia energisch.
»Laß den Jungen nur reden! Ich kannte ihn als Vax und erlebte dabei aus erster Hand, welch ein Hitzkopf er ist. Auch mich erfüllt zuweilen ein törichter Stolz.« Bei diesen Worten schaute mich Delia unvermittelt an, und ich mußte weitersprechen: »Jaidur ist ein Krozair von Zy, ein Prinz von Vallia. Über diese erfreulichen Dinge kann doch wohl kaum etwas anderes gehen.« Absichtlich – und aus gutem Grund – sprach ich nicht von den Kroveres von Iztar. »Er führt ein eigenes Leben, das Leben, das wir ihm schenkten. Was mich betrifft, Jaidur, so habe ich dir nur einen Befehl zu geben, und den muß ich hoffentlich gar nicht erst aussprechen. Er betrifft deine Mutter, Delia, Herrscherin von Vallia.«
»O nein! Ich würde frohgemut mein Leben geben ...«
Ich sprach die Worte aus, und sie trafen tief.
»Aye, Prinz Jaidur. Du und eine Vielzahl von Männern.«
Die Farbe kehrte jäh in seine bronzenen Wangen zurück. Mit einer Geste, die gleichermaßen dazu bestimmt war, den Bann seiner eigenen finsteren
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