Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
Blut-Jikaida, hatte er sich nicht als Kämpferfigur aufstellen lassen, und das aus vernünftigen Gründen. Die Verschwörung, in die ich mich hatte verwickeln lassen, war unerwarteterweise erfolgreich gewesen. Nun hatte ich aber keine Lust mehr, noch einmal auf das Spielfeld mit den blauen und gelben Quadraten hinauszutreten und nach der Laune eines Spieles kämpfen zu müssen, und zwar um mein Leben, obwohl es im Grunde für mich um nichts ging.
»Als herrschender Champion hast du bestimmt keine Mühe, Männer zu finden, die begierig sind, als deine Spielfiguren zu wirken.«
»Das stimmt. Aber ich möchte dich als Schwertkämpfer der Prinzessin einsetzen.«
»Nein.«
Ein hohl klingender Gongschlag zeigte den Beginn der Aufführung an. Einige Zuspätkommende hasteten mit gesenkten Köpfen vorbei. Wir näherten uns den Vorhängen, die von Sklaven offengehalten wurden.
»Ich bin mit dir noch nicht fertig, Jak!«
Hinter dem Vorhang erstreckte sich die Zauberwelt des Theaters – die wartenden Sitzreihen, die Bühne als magischer Halbkreis weiter unten, die Lampen, der Theatergeruch, das gedämpfte Flüstern und Rascheln; hier konnte man die Realität Kregens vergessen und in Phantasievorstellungen eintauchen, in Leidenschaften und Torheiten, in Feigheit und heldenhaften Mut – geboren aus der Feder eines längst Verstorbenen.
Die Wanderbühne erwies sich als erstklassig, und das Publikum ließ sich bereitwillig bannen. Heute abend wurde man dem Stück Jögen voll und ganz gerecht. Was die namengebende Hauptfigur anging, den jungen Jögen – nun, was soll ich dazu sagen? Eigentlich hätte er es besser wissen müssen. Er hätte der Frau nicht vertrauen dürfen. Aber der Mensch ist nun mal so, und das Leben ist nun eine Folge von Fehlern, aus denen wir hoffentlich lernen. Armer Jögen! Wir lachten an den richtigen Stellen, und an anderen passenden Stellen weinten die Frauen, zumindest einige – doch Lady Yasuri gehörte nicht dazu. In der ersten Pause füllte sich der weite, angenehm erleuchtete Tavernenbereich mit dem Stimmengewirr der Zuschauer, die sich über das Stück äußerten.
Ich sah Lobur den Dolch in strahlender Abendkleidung angeregt und lachend mit einem hübschen dunkelhaarigen Mädchen plaudern, das von Kopf bis Fuß in ein schimmerndes Gewand gehüllt war. Die beiden nahmen von ihrer Umwelt keine Notiz.
In der gleichen hamalischen Gruppe entdeckte ich einen Mann mit einer dichten Haarmähne von ähnlicher Farbe wie die des Mädchens, und mit einem zerfurchten und doch edlen Gesicht, das als männliches Gegenstück zu ihrer Weiblichkeit gelten mußte, und ich ahnte, daß sie Vater und Tochter waren. Die Kleidung des Mannes, die von erstklassiger Qualität war und mit einem Minimum an Schmuck auskam, und die Ergebenheit, mit der seine Umgebung ihm begegnete, sowie das deutlich erkennbare Selbstbewußtsein und überaus sichere Auftreten – all dies überzeugte mich, daß ich Prinz Nedfar vor mir hatte. Er trug Rapier und Main-Gauche, was mich zu einem Stirnrunzeln veranlaßte.
In meinem Kopf entstand ein Plan, der nicht so dumm war, wie er sich auf den ersten Blick ausmachte; dennoch verdrängte ich ihn wieder. Er war kühn, was eher ein Verdienst war; doch zugleich war er riskant. Zwar habe ich in meinem Leben schon ziemlich große Gefahren auf mich genommen, doch schien mir hier nicht der Ort und auch nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, tollkühn zu handeln. Ich wollte dem Burschen seinen Flieger stehlen und ihn beim Abflug als Hamalier verfluchen.
In vielen kregischen Theatern wird am Ende der Pausen von Sklaven dreimal der Gong geschlagen. Beim ersten kann man sich das letzte Getränk bestellen, beim zweiten ist es ratsam auszutrinken, und nach dem letzten Gong bleiben nur noch wenige Murs, an seinen Platz zurückzukehren. Sollte man zu spät kommen, dann, bei Beng Lomier dem Gesegneten, dem Schutzheiligen aller Wanderschauspieler, machen die Sklaven die Vorhänge zu und lassen niemanden mehr durch.
Der erste Gong hallte durch die Taverne.
»Einen Stuvan für mich«, sagte Pompino.
»Einen leichten gelben, Jak«, bestellte die Lady Yasuri.
Ich holte die Getränke. Das Pflaster des Freihofs begann sich bereits zu leeren, denn viele Leute wollten nichts versäumen. Der zweite Gong stand allerdings noch aus. Die Hamalier stritten sich darüber, wer was bestellt hatte, wie es manche unangenehme Leute in Lokalen an sich haben.
Vor dem türlosen Eingang öffneten sich die Vorhänge, und
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