Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
hätte sich Pompino mit dem Messer auf ihn gestürzt.
»Laß ihn, guter Pompino! Er übt doch nur seinen Beruf aus – heute abend mit armseligem Ertrag, dazu mit angebrochenem Zahn und geschwollener Lippe.«
Der Möchtegerndieb rappelte sich auf. Seine Kleidung war sauber; anders hätte er seinen Versuch hier auch nicht machen können. »Bei Diproo dem Langfingrigen«, fauchte er und spuckte Blut. »Du bist verdammt schnell.«
»Schtump!« brüllte ihn Pompino zornig an. »Verschwinde!«
Als sich Wächter des Theaters zu nähern begannen, um die Störung aufzulösen, schlich sich der Dieb davon. Dabei fiel mir auf, daß er humpelte. Irgendwie tat er mir leid. Aber schon drängten wir uns in den erleuchteten Bereich, wo die Zuschauer warteten, und erblickten Lady Yasuri.
Sie entdeckte uns ebenfalls und richtete ihren kleinen Körper auf. Das zerknitterte alte Nußknackergesicht hatte sich in den letzten Wochen auf wundersame Weise entspannt, doch waren ihre Nase und Zunge so spitz und scharf wie eh und je.
»Ihr kommt spät, ihr Famblys!«
Sie trug einen dunkelbraunen Mantel über einem strengen schwarzen Bombasin-Kleid und ließ mich in dieser Aufmachung an den Augenblick unseres ersten Zusammentreffens zurückdenken. Ihr kleiner Körper war mit Edelsteinen übersät und funkelte wie ein Stalagmit. Sie erregte Aufsehen, denn das Volk kannte sie natürlich als Jikaida-Champion, und sie sonnte sich in dem Ruhm und genoß den Beifall sichtlich. Ich schüttelte nur den Kopf. Sie hatte sich nach dem letzten Spiel, mit der sie den endgültigen Sieg erringen konnte, wunderbar um mich gekümmert; doch verdankte sie den Sieg ausschließlich meinem Wahnsinn, der mich in einen verrückten Kampf trieb. Durch den Sieg war sie noch viel reicher geworden. Daraus folgerte für mich, daß ich nicht mehr nur Almosen annehmen durfte, sondern volle Bezahlung fordern mußte.
Pompino stotterte, wir seien unterwegs aufgehalten worden.
Ich aber sagte: »Wir kommen nicht zu spät, Lady, denn das Stück hat noch gar nicht begonnen.« Als sie zusammenzuckte, fügte ich hinzu: »Es freut mich, daß es dir so gut geht. Was hast du heute mit uns zu besprechen?«
Aber sie war nicht umsonst eine große Dame. Sie war eine Vadni und bekleidete damit in der kregischen Aristokratie einen hohen Rang. Nach dem ersten Erstaunen ließ sie ihrem Temperament die Zügel schießen. Ihr winziges Gesicht verzog sich zornig. Die spitze Nase stach wie der Bug eines Swifters in meine Richtung. Blut rötete ihre winzigen Wangen.
»Ich sollte dich jikaider-peitschen lassen! Unverschämtheit – wer zahlt denn dafür, daß du dich in untätigem Luxus herumwälzen kannst?«
»Wenn du Gold willst, meine Dame, sollst du Gold haben.«
Sie verzog spöttisch den Mund. »Und wo würdet ihr beiden mutigen Kerle soviel Gold hernehmen?«
»Mod...«, setzte Pompino an, doch ich trat ihm heftig auf den Fuß und sagte: »Wir könnten uns einer anderen Herrschaft verdingen, meine Dame. Vergiß nicht, daß du uns entließest, als wir die Stadt erreichten. Und beim Jikaida habe ich nicht für dich gekämpft.«
Dies bestürzte sie sichtlich. Sie wartete, bis eine Gruppe kichernder Mädchen vorbeigeeilt war, in lockere, weiche Seide gekleidet, und sagte dann. »Nein. Ja, das hast du mir ja gesagt. Für wen hast du aber gekämpft?«
»Das solltest du Ling-li-Lwingling fragen, die Hexe aus Loh.«
Sie machte eine ärgerliche Handbewegung. »Die hat die Stadt verlassen.«
»Wenn ich die Wahrheit sagen soll, meine Dame, so weiß ich nicht, was diese Frau weiß. Aber sie deutete an, daß sie Informationen besitze ...«
»Ach, so reden Hexen aus Loh oft! Auch wenn sie nichts wissen, tun sie immer so, als ob.«
»Du hast uns heute abend zu dir gerufen. Hier sind wir. Ich frage noch einmal: Was hast du mit uns zu besprechen? Wenn du uns fragen willst, wie wir dir Pflege und Unterkunft entgelten sollen ...«
»Nein, nein, du Lumop! Es geht um deinen letzten Kampf mit Prinz Mefto – er war wunderbar und schrecklich und angsteinflößend ... mehr nicht ... aber ich bin Champion und hatte damit eigentlich nicht gerechnet, wagte nicht zu hoffen ...« Sie zog an einem Streifen Spitze, der zu reißen begann. »Aber ich bin nun mal Champion und muß bald neu antreten, in den Mittelspielen. Ob du ...?«
»Nein.«
»Aber ...«
»Ich kämpfe nicht noch einmal Todes-Jikaida.«
»Jak ...«
Pompino hatte neben mir heftig zu schnaufen begonnen. Für das Kazz-Jikaida, das
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