Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
Tyfar? Aye, der ist ein fairer Mann, hart, aber fair. Er läßt uns nur bei besonders schlimmen Vergehen peitschen. Ungerechte Bestrafung duldet er nicht, keine Folterungen aus Spaß ... du weißt schon.«
Ich nickte. O ja, ich wußte Bescheid. Aber diesen hamalischen Prinz Tyfar konnte nicht nur eitel Sonnenschein umgeben. O nein! Ich erfuhr, daß er als absonderlich galt und gewissermaßen für das schwarze Schaf in der Prinzenfamilie gehalten wurde. Oft zog er sich zurück und verschwand – nicht um auf Abenteuer zu ziehen, wie es sich für einen Prinzen gehörte. Oft wurde er, der sich heftig sträubte, aus Bibliotheken herausgeholt und gezwungen, sich in den Arenen anstrengenderen Freizeitbeschäftigungen zu widmen.
Ich erwähnte die Axt.
»Aye«, sagte der Khibil, während die Anführer zu entscheiden versuchten, welche der fünf Türen wir zuerst ausprobieren sollten. Sie hatten bereits eine Anzahl von Sklaven verloren und begannen knauserig zu werden, was die Menschenopfer anging. »Ich habe erzählen hören – von einer großen Fristle-Fifi, die bei den Hausmädchen in Anstellung war –, daß sich Prinz Tyfar trotz allem bei Axtmeistern hat unterrichten lassen. Er soll sogar sehr gut sein.«
Beiläufig dachte ich, daß es wohl interessant wäre zu sehen, wie sich Tyfar gegen einen Meister der Axt schlüge – und, bei Zair, dabei dachte ich natürlich an Inch aus Ng'groga! Wenn doch Inch und Seg und Balass und Oby und Korero und einige andere meiner lieben Gefährten bei mir wären! Wir würden in diesem stinkigen Korridorgewirr ein hübsches Chaos anrichten, nicht wahr? Plötzlich fiel mir auf, daß ich mir in jüngster Zeit recht oft die Freunde an die Seite gewünscht hatte. Aber sie waren nicht da. Ich war auf mich allein gestellt. Außerdem war ich Sklave.
Der Khibil berichtete, Prinz Tyfar sei in seinem kleinen einsitzigen Voller erst einen Tag vor dem Aufbruch seines Vaters, Prinz Nedfar, in Jikaida-Stadt eingetroffen. »Und«, fuhr der Khibil fort, »einige Rasts haben uns den Voller gestohlen. Ja! Haben ihn vor unseren Augen vom Dach geklaut.«
Bei Krun! Das war nun wirklich eine gute Nachricht!
Ich konnte mir vorstellen, daß zumindest Pompino den Abflug immer wieder hinausgezögert hatte in der Hoffnung, daß ich noch kommen würde. Drogo hatte dagegen wohl zur Eile gedrängt. Und dann waren sie schließlich doch abgeflogen – während ich bereits in den Sklavengehegen steckte und das Hinrichtungs-Jikaida erwartete.
Die Erinnerung an meine Gefährten, von denen ich viele seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte, ließ mich erkennen, daß ich instinktiv der Realität gefolgt war und an Korero den Schildträger gedacht hatte – und nicht sofort an Turko den Schildträger. Ach – wo mochte mein alter Khamster-Gefährte im Augenblick stecken?
Mir kam die ernüchternde Erkenntnis, daß Turko noch gar nichts von der Gründung der Schwertwache des Herrschers wußte. Bei Krun! Seinen ironischen Kommentar dazu konnte ich mir allerdings vorstellen!
Vorn gab es eine Bewegung, die uns anzeigte, daß eine der fünf Türen ausgesucht worden war. Weiter ging der Marsch, und zwar durch die mittlere Tür und durch einen breiten steingepflasterten Korridor. Eine Wand bestand aus Feuerkristallen, einer kregischen Substanz, beinahe Gestein, die feuersicher und durchsichtig war und von einem dahinter lodernden Feuer soviel durchscheinen ließ, daß die dunkelsten Winkel einer unterirdischen Welt erhellt werden konnten. Es war ein ausgesprochen grelles Licht.
In der gegenüberliegenden Wand zeichneten sich in regelmäßigen Abständen Türöffnungen ab. Jede Tür, an der wir vorbeikamen, wurde aufgerissen – kurze Blicke in die dahinter liegenden Räume zeigten uns bronzebeschlagene Truhen, die aufgebrochen worden waren, zerrissene Ballen, verstreute kostbare Seidenstoffe, umgestürzte und zerschmetterte Amphoren.
Zwischen diesen Spuren hektischer Suchaktionen fanden wir die Überreste von Menschen. Die meisten waren auf schlimme Art zerrissen worden – wie die Ballen. Nicht bei allen handelte es sich um Sklaven; so erblickte ich einen Rapa mit eingedrückter Metallrüstung, am Hals das goldene Funkeln einer Pakzhan.
»Ungeheuer!« flüsterte der Khibil und sah alles andere als glücklich aus.
Aber wer konnte schon froh dreinblicken in diesem teuflischen Labyrinth im Innern des Moder, ohne Rüstung oder Waffen, belastet von Sklavenketten?
Und dann kam mir ein noch ernüchternderer Gedanke, der
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