Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
die Quadrate diagonal eingefärbt, schräge Reihen in Rot, Grün und Schwarz. Die Sklaven bildeten einen unruhigen Kreis rings um die Tische, während die Anführer das Problem zu diskutieren begannen.
»Nach dem bisherigen Verlauf zu urteilen«, bemerkte Prinz Nedfar, »sieht es so aus, als sollten wir eine Kombination dieser Quadrate aussuchen, niederdrücken und dann an der Kette ziehen.«
»Ah, aber was geschieht«, gab der Bursche in dem rot-grün karierten Umhang zu bedenken, »wenn die Kombination nicht die richtige ist? Was bringt uns der Zug an der Kette?«
Bei diesen Worten erschauderten wir Sklaven.
»Was schlägst du vor, Tyr Ungovich?« fragte die Frau, und ich schaute sie an, konnte ich sie doch zum erstenmal deutlich erkennen. Sie trug ein langes weißes Gewand, das in dieser Umgebung seltsam fehl am Platz wirkte. Ihr gelbes Haar, das beinahe bis auf die Schultern herabfiel, wurde von einem juwelenbesetzten Band zusammengehalten. Ihre Füße steckten in pantoffelartigen Schuhen, die mich zu einem Kopfschütteln veranlaßten. Ihr Gesicht – sie hatte ein offenes Gesicht mit vollkommener rosa-matter Haut und einigen Sommersprossen auf dem Nasenrücken, die ihr möglicherweise (aber unnötigerweise) unangenehm sein mochten. Die natürliche Autorität, die sie ausstrahlte, wurde durch fraulichen Charme auf das angenehmste gemildert. Solchen Gedanken war ich noch nicht entfremdet – dabei war sie Sklavenbesitzerin und ich Sklave.
In ihrer Nähe standen zwei Pachaks, offensichtlich Zwillinge, und ihre Gesichter zeigten den abweisenden, ergebenen, unduldsamen Ausdruck von Hyr-Paktuns, die nach dem Nikobi-Ehrenkodex eine Pflicht eingegangen sind. Auf ihrer Brust zeugte das goldene Funkeln der Pakzhan davon, daß sie Hyr-Paktuns waren und genau wußten, welche Würde diese hohe Stellung in der Bruderschaft der Söldner verlieh.
»Meine Dame?« fragte der angesprochene Tyr Ungovich, ohne die Kapuze seines karierten Mantels anzuheben.
»Dir verdanken wir unser Vordringen bis hierher«, sagte der Fliegende Mensch und raschelte mit den Flügeln. »Du hast uns unschätzbare Dienste erwiesen und uns hergeführt, Tyr Ungovich ...«
Yagno der Zauberer drängte sich in den Vordergrund. »Die Lösung scheint in einer einfachen Symbolfolge zu liegen – das umgekehrte Alphabet, oder verdoppelte ...«
»Oder gar verdreifachte, vervierfachte Symbole?« Ungovichs Stimmte tönte abweisend-spöttisch aus dem Schutz der Kapuze.
Der alte Deb-Lu-Quienyin stand bei den anderen und sagte nichts.
»Also, wir müssen weiter!« rief Loriman der Jäger ungeduldig. »Wenn es hier Gold gibt, dann versteckt es sich gut. Laßt doch die Kette von einem Sklaven ziehen ...«
»Ja, warum tun wir das nicht?« fragte Ungovich.
Die plötzliche Reaktion der Sklaven erinnerte an das Zurückfluten einer Woge an felsiger Küste.
»Du, Yetch – komm her!« rief Kov Loriman.
Der Sklave, auf den er wies, gehörte natürlich ihm – anders konnte es nicht sein. Der Bursche wich furchtsam zurück. Er war ein Gon, dem sich das Haar in kurzen weißen Spitzen zu sträuben begann. Loriman brüllte etwas, und einer seiner Rapa-Wächter trat vor und zerrte den Gon zu den Tischen. Der arme Kerl bebte vor Entsetzen.
»Zieh, Sklave!« befahl Loriman mit der eisigen, leidenschaftslosen Stimme eines Mannes, der seit frühester Kindheit seinen Sklaven gedankenlos Befehle gibt.
Der Gon sah ein, daß es für ihn keinen anderen Ausweg gab, und umschloß die Kette mit beiden Händen. Die Kette bestand aus Bronze, und ihre Glieder waren daumendick und groß wie Untertassen.
»Zieh so kräftig, wie du kannst!« befahl Loriman und trat einen Schritt zurück.
Der Gon reckte sich hoch. Sein borstiges Haar schimmerte. Er zerrte.
Augenblicklich stieß die Kette einen unheimlichen Schrei aus und verwandelte sich in ein längliches bronzebraunes Ungeheuer. Wie eine Python wand sich das Gebilde um den Gon und drückte zu.
Der Mann kreischte, während ihm die Augen aus dem Kopf traten. Sein Brustkorb knackte hörbar.
»Bei Sasco!« Loriman bezwang seine Panik und reagierte sie mit Zorn ab.
Die anderen verdauten die Szene auf ihre Weise. Wie ich beobachten konnte, rührte sich Kyr Ungovich nicht von der Stelle.
Die hohe Dame preßte sich ein Spitzentuch vor den Mund.
Prinz Nedfar sagte: »Genug. Wir studieren das Rätsel.«
Die bronzene Kette, die aus den Schatten herabbaumelte, verwandelte sich wieder in eine bronzene Kette. Sklaven zerrten den
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