Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
Erlangung von Wissen und der Umgang damit, und dieses Ziel stellt uns zufrieden. Uns geht es nicht darum, kleinkrämerische politische Machtansprüche zu verwirklichen.«
»Aber ...«
»Aber, Jak der Sturr, ich bin überwältigt. Ich empfinde großen Respekt vor und Bewunderung für San Yantong. Er war ein Symbol für all das, was ich an uns Zauberern aus Loh ermutigend fand. Wir alle waren sicher, daß er der Welt irgendwie seinen Stempel aufdrücken würde ...«
Ich starrte Quienyin an. »Er war dein Lehrer.«
Quienyin zuckte nicht zusammen. »Nein. So wird bei unserer Ausbildung in Loh nicht gearbeitet. Wahrlich nicht. Außerdem sprechen wir niemals darüber. Aber unsere Kameradschaft da unten im Moder hat ...«
»Mir will scheinen, Quienyin, als würde zuviel über diese Kameradschaft gesprochen.«
Wieder nickte er, aber nicht unbestimmt, sondern wie ein Mann, der einen Entschluß gefaßt hat.
»Nachdem ich nun die Person, mit der ich ins Geschäft kommen will, ein wenig näher kenne, stimme ich dir zu.«
»Du weißt, wer ich bin?«
»Gewiß. Du bist Jak, der sich der Sturr nennt und behauptet, aus Hamal zu kommen – oder aus Djanduin oder Hyrklana, wie ihn die Stimmung überkommt –, ein Paktun, wahrscheinlich sogar Hyr-Paktun. Gibt es sonst noch Fähigkeiten, von denen du gern möchtest, daß ich sie dir zuschreibe?«
Der alte Bursche drehte den Dolch in der Wunde. Mein Herz flog ihm zu.
»Ich habe nicht zum erstenmal Kontakt mit Zauberern aus Loh. Ich respektiere ihre Künste. Ich respektiere auch ihre Integrität, soweit sie mir bisher begegnet ist. Ich gestehe ein, daß ich bei einem Zauberer in Ruathytu in großer Schuld stehe ...«
»Du meinst San Rening? Que-se-Rening, der Königin Thyllis' geheimer Residenten-Zauberer aus Loh war?«
Verblüfft schüttelte ich den Kopf. »Ja! Er hat mich unterstützt, und ich versprach, ihm zu helfen, was ich nicht getan habe ...«
»San Rening kannst du getrost vergessen ...«
»Nein!« rief ich. »Er darf nicht tot sein!«
»Nein. Er konnte fliehen, und zwar fädelte er das sehr geschickt ein. Ich wußte nicht, daß du ihn kanntest. Er führt inzwischen ein ruhiges Leben an einem abgelegenen Hof in den Ländern der Morgendämmerung. Es wäre für dich nicht sinnvoll zu wissen, wo er steckt ...«
»Nein, da bin ich deiner Meinung. Aber ich bin froh, daß er wieder ein freier Mensch ist.«
»San Yantong aber ...«
»Kennst du womöglich auch Khe-Hi-Bjanching?«
Bjanching war ein Zauberer aus Loh, mit dem Delia, ich und andere das Abenteuer mit den Türen und den Gruben durchgemacht hatten. Eine Zeitlang hatte er bei mir zu Hause in Esser Rarioch gewohnt, ehe er von überlegenen Zauberkräften nach Loh zurückverbannt worden war, und ich fragte mich, ob es ihm gut ging – eine Sorge, die auch all meinen anderen Freunden galt, die auf magische Weise in ihre Heimat zurückversetzt worden waren.
»Diesen Namen habe ich bisher nur erwähnungsweise gehört. Er ist ein neuer, junger Zauberer und muß sich erst einen Namen machen.«
»Solltest du auf irgendeiner astralen Ebene in Lupu mit ihm in Berührung kommen, sag ihm, daß man ihn vermißt.«
Er neigte den Rotschopf.
»Ich danke dir.«
»Und jetzt zu dem Kleesh Yantong.«
Quienyin begann auf mich einzureden, zuerst langsam, dann immer hitziger, als die Entrüstung in ihm zu brodeln begann. Yantong hatte die heiligen Ziele aller Zauberer aus Loh verraten. Die Sans übten ihre Macht stets aus dem Hintergrund, aus dem verborgenen. Yantong aber wollte im Mittelpunkt der Ereignisse stehen, ganz offen die Macht an sich reißen und alle töten, die sich ihm in den Weg stellten. Quienyin war spürbar erschüttert.
Er berichtete mir einige Einzelheiten, die ich noch nicht kannte, doch im großen und ganzen erfuhr ich nichts Neues über Yantongs Sündenregister gegen die Menschheit.
»Und doch«, sagte ich, »ist er auch nur ein Mensch. Irgend etwas Gutes muß in ihm stecken.«
»Das würde ich auch gern annehmen, Jak. Aber wenn er überhaupt noch ein Quantum Güte in sich hat, so habe ich es nicht finden können.«
Ich atmete langsam aus.
»Nun ja, ich würde ihn aufspießen, wenn wir uns über den Weg liefen und ich an ihn herankäme; aber ich kann mir noch immer nicht vorstellen, daß er durch und durch verdorben ist. Kann es so etwas wie das absolut Böse in einem Menschen überhaupt geben?«
»Theoretisch nicht. Aber diese Theorie müßte man eben auf die Probe stellen.«
»Ja – und mein
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