Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
Tyfar den Satz nicht. Ich fragte mich, ob er vor den Konsequenzen seiner eigenen Gedanken zurückscheute oder sie uns nur nicht offenbaren wollte.
Er nahm die Schultern zurück und warf den Ast ins Feuer.
»Wie dem auch sei, Quienyin. Warum fragst du mich gerade jetzt nach dem teuflischen Dray Prescot?«
Mir kam der unangenehme Verdacht, daß ich die Antwort auf diese Frage kannte. Aber warum war dieser Verdacht unangenehm? Wenn Deb-Lu-Quienyin die Wahrheit über Phu-Si-Yantong herausgefunden hatte, dann erfaßte er bestimmt auch die Probleme, die Paz hatte. Yantong versuchte einen verrückten Traum zu verwirklichen: Er wollte ganz Paz vereinen, er wollte über sämtliche Kontinente und Inseln auf unserer Seite des kregischen Planeten herrschen. Begonnen hatte er in Pandahem und an anderen Orten und war gerade jetzt damit beschäftigt, Vallia zu vernichten – das sich allerdings noch wehrte – und hatte unter dem Deckmantel des Hyr-Notor auch in Hamal seinen üblen Einfluß ausgedehnt.
Wenn Quienyin dies alles wußte, wie ich zu ahnen begann, dann wußte er auch, wie gerecht der Kampf aller jener war, die sich gegen Phu-Si-Yantong erhoben hatten.
Zu den führenden Köpfen des Widerstands gegen den wahnsinnigen Zauberer aus Loh gehörte Dray Prescot, Herrscher von Vallia. Ich war ziemlich sicher, daß Quienyin auf diesen Punkt zu sprechen kommen wollte, daß er mir auf seine Weise diese Erkenntnis nahebrachte. Und bestimmt hatte der schlaue alte Leemjäger dafür seine guten Gründe.
»Ich bitte dich, Quienyin! Ich will in Kürze zu meinen Angehörigen zurückkehren. Wir haben viel zusammen durchgemacht, da findest du doch sicher ein angenehmeres Gesprächsthema, oder?« Tyfar stand auf und vertrat sich die Beine. »Bei Krun! Wenn Prinzessin Thefi erfährt, was wir erlebt haben ...«
»Würdest du dich der hamalischen Armee oder dem Luftdienst anschließen und in Vallia kämpfen, Tyfar?«
Quienyins Frage ließ Tyfar zögern; zweifelnd blickte er den alten Mann an.
»Wir sind Kameraden, Quienyin, und das ist der Grund, warum ich nicht ... wenn mich jemand anderer so etwas gefragt hätte, wäre meine ...«
»... wäre deine Ehre berührt gewesen?«
Und dann kam eine Reaktion, die für Tyfar typisch war: Er lachte. »Ich weiß es nicht! Meine ganze Weltanschauung hat sich verändert! Was ist Ehre? Sie kann einen das Leben kosten, soviel steht fest.«
Ich sagte: »Diese Erkenntnis würde dich aber nicht davon abhalten, ehrenvoll zu handeln, nicht wahr, Tyfar? Du konntest nicht zulassen, daß sich die Flutsmänner über die Vakkas hermachten, du mußtest ihnen helfen.«
»Richtig. Es war töricht von mir. Aber du weißt selbst genau, Jak, daß ich bei der nächsten Gelegenheit wieder so handeln würde.«
»Wenn das so ist«, sagte Quienyin, »nähme ich mir als dein Kamerad heraus – wohl wissend, daß du es vielleicht als unverschämt oder herablassend empfändest –, dir den ernsthaften Rat zu geben, nicht in Vallia mitzukämpfen.« Er schüttelte den Kopf, und ausnahmsweise zitterte sein Turban nicht. »Nein, Tyfar, ich bin ein Zauberer aus Loh – und fordere dich mit aller Macht auf, die mir zur Verfügung steht: Beteilige dich nicht am Kampf gegen die Vallianer.«
»Warum nicht?«
Typisch Prinz Tyfar. Offen und geradeheraus, mit einer zielstrebigen Frage. Es war eine verdammt gute Frage – und für Quienyin verdammt schwer zu beantworten.
Im Mondlicht und unsicheren Feuerschein schaute ich in die Gesichter der beiden Männer. Quienyin und ich wußten, was seinen Worten zugrunde lag; Tyfar stand in der Mitte und begann erst allmählich zu begreifen, was da nicht offen ausgesprochen wurde. Durchaus möglich, daß er sich erregte, ein Prinz, den man wie ein Kind behandelte. Aber er war Tyfar. Er äußerte sich gelassen.
»Du hast keine Antwort für mich, Quienyin? Ich glaube, du gibst dich mit Absicht rätselhaft – aber was ist deine Absicht?«
»Ganz einfach. Ich möchte dir viel Kummer ersparen.«
Tyfar sog die Wangen ein und sagte: »Es stimmt also. Ihr Zauberer aus Loh könnt in die Zukunft schauen?«
»Vielleicht.«
Ich mußte grinsen. Kein Zauberer aus Loh würde seine Geheimnisse offenbaren, und je schlechter ihr Ruf war, desto größer auch ihre Macht und die Angst, die sie im Herzen normaler Menschen weckten.
»Du hast von Dray Prescot gesprochen, dem üblen Herrscher eines üblen Reiches. Warum sollte ich nicht dort hinaufmarschieren und ihn strafen wegen der Übeltaten, die er
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