Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
abgeliefert hatte.
Strom Irvil sackte auf seinem Stein zusammen. Es war keine Bewegung der Entspannung, denn er wirkte nach wie vor sehr nervös. Sein mürrischer Ausdruck hatte etwas Unsicheres. »Zuerst wollte ich mich über das schlechte Material beschweren, das man mir als Leibsklaven geschickt hat, du Fambly! Aber dann habe ich es doch gelassen. Ich weiß nicht, warum.« Er hob das abgebrochene Schwert vom Boden hoch und wog es in der Hand. Er würde es mir zuwerfen – oder gar nach mir werfen.
»Mach das endlich sauber!« Sein Löwengebrüll schlug mir an die Ohren und gab ihm sichtlich Selbstvertrauen.
Im nächsten Augenblick erhob sich eine Staubwolke rings um ihn. Mir war sofort klar, daß es sich bei dem Staub nicht um eine natürliche Erscheinung handelte. Blaue Strahlung breitete sich aus. Etwa zwei Herzschläge lang strömte der Staub und umwirbelte die Gestalt des Löwenmenschen. Der seltsame Umriß wogte empor und schien dabei größer zu werden und gleichzeitig zu verschwinden.
Strom Irvil stand nicht mehr neben mir auf dem Berghang in West-Hamal.
3
Meine Aufgabe war es, das hamalische Reich zu besiegen.
Nein, nein, genaugenommen stimmte das nicht. Es ging weniger darum, Hamal zu besiegen, als das Volk erkennen zu lassen, wie falsch seine derzeitigen Ziele waren. Es mußte einsehen, daß es besser wäre, sich mit allen benachbarten Staaten gegen die unheimlichen fischköpfigen Shanks zu verbünden, die unsere Küsten heimsuchten, anstatt alle erreichbaren Länder erobern zu wollen – einschließlich der Vallianer, die ziemlich weit entfernt lebten, bei Vox!
Ich schmeckte den Wind, ließ den Blick über das hitzeflimmernde Land wandern, erinnerte mich an einige Dinge und begann zu wandern.
Ich schlug die nördliche Richtung ein.
Wenn es Ihnen lächerlich vorkommt, daß sich ein einzelner unbewaffneter und beinahe nackter Mann vornimmt, ein stolzes Reich zu stürzen ... nun ja, irgendwie seltsam macht es sich schon aus. Jedenfalls war da die mir gestellte Aufgabe. Außerdem war ich nicht wirklich allein – und diese Erkenntnis sollte mir in der nächsten Zeit eine große Stütze sein. Ich hatte auf Kregen viele gute Freunde, die im Kampf meine Partei ergreifen würden. Meinem Vallia würden sich andere Nationen anschließen, die das Joch Hamals abwerfen wollten. Gemeinsam würden wir eine gewaltige Flut losbrechen lassen, in der die verrückte Herrscherin Thyllis untergehen mußte.
Sofort nach Vallia zurückzukehren, war eine starke und beinahe übermächtige Versuchung. Ihr mußte ich widerstehen.
In Vallia hatten wir schlimme Übergriffe und Erniedrigungen durch Hamal einstecken müssen. Nun trugen wir uns mit dem Plan, eine Armee zusammenzustellen und unsererseits in Hamal einzufallen. Mit den rein militärischen Aspekten dieses Plans konnten sich meine Leute zu Hause beschäftigen. So gern ich sofort in meine Hauptstadt Vondium zurückgekehrt wäre – nicht ohne unterwegs Delia in Huringa abzuholen –, konnte ich hier doch viel mehr ausrichten. Hier in Hamal konnte ich von innen heraus wirken, als Wurm im Apfel. Hier lag der Schauplatz meiner Mühen.
So machte ich mich denn auf den Weg ins Paline-Tal – erfreut, daß ich nun die Angelegenheit in Angriff nehmen konnte, die mich wirklich beschäftigte, aber auch bekümmert, daß diese Pflichten mich von allem trennten, was ich liebte.
Doch zuvor gedachte ich ins Dorf hinabzugehen und mit Pundhri dem Erhabenen zu sprechen. In meinem schlichten braunen Lendenschurz konnte ich mich ohne weiteres als freier Arbeiter ausgeben. Wenn ich meine geringen Zimmermannskenntnisse vernünftig einsetzte, mochte ich als Gul durchgehen, als ein typischer hamalischer Handwerker oder mittelständischer Ladenbesitzer – und brauchte nicht als Clum zu gehen, als Angehöriger der Übermacht der Armen: frei, aber kaum besser dran als Sklaven.
Ich stieg den Hang hinab, und das Dorf wurde langsam größer. Ein nicht sehr attraktives Loch. Möglicherweise gab es dort Guls und Clums; die meisten aber zog es in die größeren Städte. Ein beunruhigender Faktor war die Möglichkeit, daß Hamals Militär inzwischen so knapp dran war, daß man inzwischen auch Clums in die Armee aufnahm. Zusammen mit den Söldnern, die mit hamalischem Gold bezahlt wurden, konnten die Clums eine neue große Gefahr darstellen. Natürlich würde es Zeit kosten, bis sie ausgebildet waren, und bestimmt gab es unter ihnen auch viele Deserteure; dagegen aber standen die harten
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