Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
entdeckten mich und kreisten. Ich sah nicht ein, daß ich ihnen das Leben leicht machen sollte. Einige dünne Büsche am Wegrand mochten für eine amüsante Abwechslung sorgen. Dieses Land im Regenschatten der Berge vermag grüne Ernten zu bringen, wenn es genug Wasser bekommt; den Beweis dafür findet man auf den grünen Feldern rings um das Paline-Tal. Hier dehnte sich das Land abseits des Dorfbaches staubig und öde in der Sonne und ließ allenfalls dürres Gras und Dornbüsche gedeihen. Ich kauerte mich nicht hinter einen normalen Busch, sondern grub mir ein Loch unter einem Dorngewächs. Die Flutsmänner hörten auf zu kreisen und rasten im Steilflug herab.
Die vier unangenehmen Burschen, die mich als Sklaven verkaufen wollten, ärgerten mich, erfüllten mich mit einem unkontrollierbaren Gefühl der Ablehnung. Ich mußte ins Paline-Tal reisen und feststellen, ob ich mich in Hamal frei bewegen konnte; die vier Flutsmänner wollten mich daran hindern. Außerdem wollte ich das Loch unter dem Dornbusch nur als letzten Ausweg benutzen. Ich baute mich im Freien auf, legte die Hand über die Augen und schaute empor.
Die Flutsmänner johlten beim Sturzflug; ihr dünnes schrilles Geschrei kündete von wilder Entschlossenheit. In vielen Teilen Kregens waren solche hektischen Angriffe vom Himmel alltäglich; Flutsmänner kümmern sich selten um andere Dinge als um ihr eigenes Wohl.
Die ersten beiden flatterten herbei und hatten ein Netz zwischen sich gespannt. Dieses Gebilde huschte wie eine riesige Barriere auf mich zu.
Die Flügelspitzen der Sattelvögel ließen Staubschwaden emporwirbeln. Die Schnäbel waren nach vorn gestreckt, die Augen auf mich gerichtet. Es waren Fluttrells, kräftige, allerdings nicht sehr intelligente Sattelvögel mit einem lächerlich aussehenden Windfächer am Hinterkopf. Die Flutsmänner legten sich schräg in die Sättel, zogen ihr Netz straff und visierten einen seitlichen Kurs an, damit das Netz mich hochreißen konnte, als hätte eine riesige Himmelsfaust mich ergriffen.
Das Netz bestand aus festen gelben Fasern; selbst mit einem Messer hätte ich mir möglicherweise nicht schnell genug einen Weg in die Freiheit schneiden können.
»Hai! Rast!« schrie der links fliegende Flutsmann. Mit der rechten Faust führte er den langen Lanzenschaft, an der eine Schwertklinge befestigt war; diese Waffe sollte ihm bei Luftkämpfen die nötige Reichweite geben. Sein Gefährte zog das Netz ein, um es straff zu halten, und ließ dabei Staub und Grasbrocken hochfliegen. Die Fluttrells neigten sich ein Stück nach vorn. Das Netz hob sich vom Boden.
Ich tauchte direkt nach vorn und fiel flach auf das Gesicht und hielt den Holzstab schräg über mich. Ich spürte, wie das Netz fauchend am Stock nach hinten rutschte und gleich darauf hinter mir keine Gefahr mehr darstellte. Sofort sprang ich auf und schaute nicht zurück, sondern behielt das nächste Reiterpaar im Auge.
Noch wollten die Angreifer nicht auf mich schießen.
Wenn ich die Flutsmänner richtig einschätzte, waren sie angenehm überrascht. Da war jemand, der sich nicht wehrlos einfangen ließ und ihnen Hoffnung auf ein gewisses ›sportliches‹ Vergnügen machte. Am Ausgang des Duells zweifelten sie nicht und freuten sich schon auf die kleine Auseinandersetzung. Ich bot ihnen die Möglichkeit, sich ein wenig auszutoben.
Für mich war der Zusammenstoß nichts anderes als ein Hindernis bei der Ausführung meiner Pläne – im Grunde ein unwichtiges Zwischenspiel. Gleichwohl können solche unwichtigen Dinge tödlich sein, wenn man nicht aufpaßt.
Als das erste Fluttrell-Paar in vorsichtigem weiten Bogen herumschwenkte, um das Netz nicht zu zerreißen, kamen sie wieder in mein Blickfeld. Ich beachtete sie nicht. Das zweite Paar landete mit schwirrenden Flügeln, und die Reiter sprangen zu Boden und stürmten schwerterwirbelnd auf mich los. Einen einfachen Landtrottel wie mich wollten sie kurzerhand mit der Breitseite ihrer Schwerter niederschlagen und ins Netz hieven.
Zwei Metallschwerter, die geraden Hieb- und Stichwaffen, die in Havilfar Thraxter heißen, gegen ein Stück Holz. Nun ja, das Holz wurde immerhin von einem Krozair von Zy geführt, der sich mit den Disziplinen des Schwerts der Krozairs auskannte. Die beiden griffen gemeinsam an, was mir den Kampf noch interessanter erscheinen ließ.
In allem, was sie taten, entsprachen sie meinen Erwartungen. Der linke Mann holte gewaltig aus und versuchte meinen Kopf zu treffen, während
Weitere Kostenlose Bücher