Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
damit zu tun, die Restbestände unserer Ernte möglichst groß zu halten.
Nach einiger Zeit konnte ich Nulty und die anderen bei diesen Verhandlungen allein lassen und schlenderte zu den Famblehoys hinüber. Die Luftschiffe waren riesig und massig und wirkten mit ihrem tiefen Kiel sehr häßlich. Es war deutlich zu sehen, daß sie einem vallianischen Vorbild nachempfunden waren.
Beim Bau war ordentliches Holz verwendet worden, mit reichlich Beschlägen aus Eisen, die alles zusammenhielten. Die Masten waren solide gebaut, wenn auch etwas kurz, und die Rahen zeigten sich als bloße Stumpen im Vergleich zu den anmutigen Galeonen oder Vorlcas aus Vallia. In ihrer Kürze entsprachen sie aber seemännischen Vorstellungen, wie sie in Hamal verbreitet waren.
Ich setzte mein nichtssagendes Gesicht auf, wanderte herum und schaute mir die Schiffe an; dabei warfen mir die Voswods, die sich mit Schiffs- oder Ladearbeiten nicht die Hände schmutzig machten, von Deck so manchen amüsierten oder verächtlichen Blick zu. Für einen Konvoi dieser Größe – etwa fünfzig Famblehoys – waren erstaunlich wenige Soldaten zu sehen. Diese Flotte würde große Erntemengen befördern können. Im Namen der Unsichtbaren Zwillinge! Wohin sollte sie fliegen? Nach Westen gegen die Wilden? Nicht anzunehmen. Auf Südkurs zu der geheimnisvollen neuen Armee, die sich dort angeblich im Ödland formierte? Möglich. Nach Norden – nach Vallia? So wie ich die Lage einschätzte, war dies die wahrscheinlichste Antwort, und innerlich zerrissen, bedrängt von Angst, stellte ich mir vor, wie prächtig es wäre, die ganze Flotte in Flammen aufgehen zu lassen.
Bei Zair! Das würde die Pläne der verrückten Thyllis gehörig durcheinanderbringen!
Aber eine einzelne Versorgungseinheit, fünfzig große Schiffe – nun ja, damit wurde bestimmt nur ein bestürzend kleiner Teil aller Vorräte befördert, die in Hamal unterwegs waren. Aber es wäre zumindest ein Anfang.
Die Tragödie war, daß ich dabei auch Korn und Früchte verbrennen mußte.
Vielleicht ließ sich da etwas arrangieren ...
Meine Zuneigung zum Paline-Tal drohte sich vor die Pflichten zu schieben, die zu erfüllen ich geschworen hatte. So unangenehm das auch sein würde, so unschön die Aufgabe auch war – ich mußte sie anpacken.
Hastig kehrte ich zu Nulty zurück und mußte daran denken, daß Dray Prescot die Dinge anders anpacken würde als Dray Prescot. Nun ja, beim Schwarzen Chunkrah! Jetzt sollte er Gelegenheit bekommen zu sehen, wie Dray Prescot, Krozair von Zy, Herrscher von Vallia, das Problem in den Griff bekam!
6
»Das Paline-Tal heißt dich willkommen, Jiktar«, sagte ich zum befehlshabenden Offizier der Versorgungsflotte. »Wein, Speisen, Musik – du brauchst nur zu befehlen. Was aber Mädchen angeht, so müßtest du notfalls mit Blut dafür bezahlen.«
Er begriff, was ich meinte.
Trotzdem kam es während der Festlichkeiten, die ich anordnete und bei denen zum Erstaunen Nultys reichlich Bier und Dopa ausgeschenkt wurden, zu einem unangenehmen Zwischenfall. Zwei halb betrunkene Voswods interessierten sich näher für die junge Pansi, die im kleineren Hof für die Hühner zuständig war. Die beiden wurden festgenommen, ehe ein schlimmeres Unglück geschehen konnte, auch wenn Pansi am Mund blutete und ein zerrissenes Kleid hatte. Ich sagte zu dem Jiktar, einem rundlichen stämmigen Mann, der übertrieben die Augen zusammenkniff: »Ich habe wenig Lust, in dieser Sache Nachsicht walten zu lassen.«
»Dies ist eine Angelegenheit der Armee ...«
»O nein. Ich bin ein hamalischer Edelmann und hier für die Gerichtsbarkeit verantwortlich, unter der ihr steht. Es gibt einen Prozeß.«
Die Gesetze Hamals waren strenger als die der Meder und Perser und legten für alle möglichen Vergehen Strafen fest. Ich ließ die volle Strenge dieser Vorschriften walten, mit dem vollen Einfluß, den ich als hoher Herr zum Tragen bringen konnte – ein Einfluß, der oft genug auch gegen mich verwendet worden war. Im Vorraum des Hauses des Amks wurde ein Gericht etabliert; unter den Offizieren der Versorgungsflotte wurde ein Verteidiger bestimmt; unser junger Bokkerim (Anwalt) Danghandi der Federkiel vertrat die Anklage. Ich führte den Vorsitz und wollte die Sache schnell beenden.
Hinsichtlich der Schuld der Angeklagten gab es keinen Zweifel, denn sie waren von Honglo dem Mürrischen gesehen worden, außerdem beschwor Pansi unter Tränen, es seien die beiden gewesen. Die Verteidigung
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