Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
angelaufen. »Eine strenge Untersuchung ...«
»Das ist wirklich begrüßenswert. Jemand hat da sehr nachlässig gehandelt. Was mich betrifft, so schlief ich bereits. Meine Leute waren ebenfalls im Bett. Allein.« Dieser Hinweis auf die beiden Dummköpfe und Pansi entging ihm nicht. »Die Gesetze schreiben vor, daß ich oder mein Crebent jeden Prozeß weitermeldet, der in unserem Bezirk stattfindet.«
Das gefiel ihm ganz und gar nicht.
Bei der erstbesten Gelegenheit sammelte er seine Swods ein, die stumm die fünf verbleibenden Famblehoys bestiegen. Als die Schiffe starteten und in frischem Wind die Segel setzten, atmeten wir auf.
Der Zwischenfall hatte mir neue Hoffnungen gemacht, ebenso der Anblick der kampferprobten hamalischen Flutswods auf gutwilligen, aber wenig belastbaren kleinen Fluttlanns. Offenbar mußte Thyllis schon große Anstrengungen unternehmen, ihre Kriegsmaschinerie in Gang zu halten. Dabei kam mir die Erkenntnis, daß ich als vallianischer Herrscher eigentlich Armeen und Flotten befehligen sollte, anstatt ein paar Segelflieger in Brand zu stecken. Ruathytu lockte. Ich konnte mich in Hamal unter dem Namen Hamun ham Farthytu frei bewegen, das wußte ich. In der Hauptstadt ließ sich mehr bewirken als hier im Paline-Tal und – wenn die Götter mir gnädig waren – vielleicht sogar mehr, als wenn ich Armeen und Flotten herumkommandierte.
Vorher aber mußte ich mich noch einiger letzter Pflichten entledigen.
Ich sorgte dafür, daß Pansi nach besten Kräften geholfen würde. Auch mußte man sich um Lalli kümmern. Verschiedenen anderen Leuten widmete ich mich, wie sie es verdient hatten. Die Sklaven wurden in die Gesellschaft integriert – kein einfacher Vorgang, aber Nulty und ich wiesen den Weg, und die Menschen, die bisher versklavt gewesen waren, reagierten. Das Tal war noch nicht übervölkert, es gab Platz für neue Siedler. Die Sennacht verstrich, die ich mir selbst gegeben hatte, sechs vollgepackte Tage, dann suchte ich mir aus den Türmen einen Mirvol von mittlerer Qualität aus.
»Aber Herr!« rief Nulty. »Dir steht der beste zu!«
»Lieber nicht, mein alter Freund. Am Ziel wird mir das Tier vermutlich ebenso schnell gestohlen wie meine Geldbörse. Womöglich sogar von der Regierung! Der Mirvol wird mich nach Ruathytu bringen, sei unbesorgt.«
Mit heftigen Flügelschlägen, die dichten Staub aufsteigen ließen, erhob sich der Sattelvogel in die Lüfte, und ›Remberee!‹-Rufe hallten laut durch die Morgenluft. Der Mirvol mochte zwar nur mittelmäßig sein, doch erwies er sich als hervorragendes Flugtier, kräftig, geschmeidig und ausdauernd; so gelangte ich in schnellem Flug nach Ruathytu, wo mich ungeahnte Gefahren erwarteten.
Ich zog die Gurte des Clerketer fester und beugte mich nach vorn über den Hals des Vogels, um dem Flugwind möglichst wenig Widerstand zu bieten. Ein Sack mit Proviant und ein Beutel Münzen hingen an den Seiten herunter; ich hatte genügend zu essen und einen Anteil Gold mitgenommen. In der Scheide saß der prächtige Thraxter, und am Gürtel steckte ein Dolch, und neben dem Knie hing eine Armbrust, die zuvor einem opazverfluchten Flutsmann gehört hatte. Die vier Fluttrells hatte ich bei Nulty zurückgelassen, der damit irgend etwas vorhatte.
So raste ich auf Ruathytu zu, die Hauptstadt eines Reiches, das meine Heimat aktiv bekämpfte.
Aber noch war ich nicht am Ziel, noch erwartete mich ein Abenteuer, ehe ich die strahlende und dekadente Stadt an der Flußgabelung erreichte, ein Abenteuer, das unmerklich begann, als ich gegen Abend über dem zentralen Platz einer kleinen Stadt schwebte, um zu landen. Der Ort hieß Thalansen – zwei Tempel, eine Festung, hier und dort Industrie, vorwiegend Viehzucht und Bergbau, zahlreiche schmale Häuser aus Backsteinen und dazu so viele Tavernen, daß das Zählen nicht lohnte. Das Licht der untergehenden Zwillingssonnen von Antares übergoß die Stadt jadegrün und rubinrot und warf lange doppelte Schatten. Meinen Mirvol Blaunase schickte ich in den Turm bei der Schänke zur Fluttrell-Feder, lud mir die Sattelbeutel auf die Schulter und stieß die Tür auf.
Finger packten die Beutel, dann knallte mir jemand einen sehr knotigen Stock auf den Kopf.
7
Wenn die Finger nicht zunächst nach den Satteltaschen gegriffen hätten, wäre ich vom Stock vermutlich voll getroffen worden. So hatte ich Zeit, eine heftige Seitwärtsbewegung zu machen. Der verflixt knotige Stock betäubte mich nur noch soweit, daß ich
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