Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
wieder Hamun ham Farthytu nennen konnte, überkam mich neue Unruhe. Ich mußte weiter! Dabei waren hier noch viele humanitäre Aufgaben zu lösen, ehe ich aufbrechen konnte.
Ich riß die Augen auf, als ich Nulty zu Gesicht bekam, der sich gesäubert hatte. Das wirre Haar war geschnitten und gewaschen, die rundliche Nase sah ordentlich aus, und er bewegte sich nicht mehr mit den schlurfenden Schritten eines zottigen Graint. Nur die verkrümmten Hände paßten nicht zu der neuen Erscheinung. Er trug eine saubere weiße Tunika, die von einem schlichten Ledergürtel zusammengehalten wurde – schlicht bis auf zwei Bronzeplaketten, die einen Chavonth und einen Zorca darstellten. Er schien wieder in Hochform zu sein.
»Du wirst uns bald verlassen, Herr?«
»Ich muß. Aber das Paline-Tal kann sich nun wieder auf eine Zeit der Blüte freuen.« Ich runzelte die Stirn. »Am besten zeigst du mir die Schätze, die der junge Hardil zusammengetragen hat.«
Auf Nultys Gesicht verflog die Überraschung sofort wieder, dann seufzte er und hob eine Hand.
»Ich hätte daran denken sollen, Herr, daß du schlau bist wie ein Leem. Ja, Hardil hat hier persönliche Schätze aufgehäuft.«
»Diese Dinge müssen ihren Eigentümern zurückgegeben werden ...«
»Die meisten sind tot.«
»Dann nehme ich als Amak einen Anteil daran. Der Rest geht ans Tal. Verstanden?«
»Verstanden, Herr.«
»Sorge dafür!«
Die robuste Lenkenholztruhe, die mit schwarzem Eisen beschlagen war, stand unter Hardils Bett. Einige von Nultys Leuten zerrten sie hervor und schlugen die Schlösser auf. Der Deckel klappte hoch. Wir starrten hinein. Schätze ... ah, welche Schätze! Dies war der Stoff, um den Männer kämpften und für den sie töteten, dies war das Wunder, hinter dem viele Frauen her waren ...
Der Schatz enthielt ziemlich viel Gold und Silber und einige Kisten mit Edelsteinen. Kreger kennen die magische Verwandlung, die ein Edelstein durchmacht, wenn er geteilt und geschliffen wird – im Gegensatz zu den Urvölkern unserer Welt. Nulty beauftragte einen jungen Schriftgelehrten, unter Aufsicht einiger Älterer eine Aufstellung zu machen. Schreiber Manchi stand nicht zur Verfügung. Unter vier Augen vertraute mir Nulty seine Vermutung an, daß jemand dem Mann den Kopf abgeschlagen und die Leiche in irgendeinem Felsspalt hatte verschwinden lassen. Die Peitschen-Deldars erlitten ein ähnliches Schicksal. So sehr man gegen die Bestialität angehen mag, so führt doch kein Weg um die menschliche Natur herum. Der neue Schreiber erstellte eine sorgfältig geschriebene Liste. Ich suchte mir ein gutes Schwert aus, einen Thraxter, der so vorzüglich gearbeitet war, daß er bisher eher ein Schatz als eine Waffe gewesen war. Ich wog ihn in der Hand. Ich bog die Klinge, die mit süßem Klang zurückschnappte.
»Ja, Herr?« fragte Nulty.
»Dieses Schwert soll aus meinem Anteil herausgerechnet werden«, sagte ich.
Niemand widersprach.
Vielleicht war das auch ganz in Ordnung so. Ich jedenfalls erinnere mich an meine Belustigung ob der Tatsache, daß ein hamalischer Schatz einem Feind Hamals eine hervorragende Waffe lieferte. Auf der Klinge befand sich der eingeschlagene magische Brudstern in der üblichen offenen Blumenform und zeigte den Wert der Waffe an. Über die angeblichen magischen Fähigkeiten des Brudsterns wird nur geflüstert. Ich leitete daraus ab, daß die Klinge jemandem sehr wichtig gewesen war, so daß ich sie jetzt meinerseits als Qualitätswaffe anerkennen konnte.
In die süße Luft Kregens zurückgekehrt, blickte mich Nulty von der Seite an. »Wann, Notor?«
»Die Antwort bekümmert mich, doch ich muß sie dir geben: so schnell wie möglich.«
»Das hatte ich befürchtet.«
»Fürchte ich nicht. Du weißt, ich setze volles Vertrauen in dich. Du hast aus dem Paline-Tal ein Paradies der Berge gemacht. Das Volk liebt und respektiert dich. Ich werde wiederkehren und einen Krug Bier mit dir trinken und über die alten Zeiten sprechen.«
»So schnell wie möglich.«
»Ich komme, so wahr Havil mein Zeuge ist.«
Eine Woche, so überlegte ich, konnte nicht gleich ein Verbrechen gegen meine Vallianer sein. Eine Sennacht wollte ich mit meinen Leuten im Paline-Tal verbringen, die im Krieg gegen Vallia standen. Als die Trommeln vom Wachturm erklangen, kniff Nulty die Augen in der grellen Sonne zusammen und sagte: »Schon möglich, daß wir hier abgeschnitten sind, doch versuchen wir uns auf dem laufenden zu halten. Die Insel Pandahem gehört uns
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