Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
brachte als mildernden Umstand ins Spiel, daß dem Mädchen ja nichts geschehen sei. Danghandi ließ Pansi das Gesicht in den Schein der Saphronöl-Lampen drehen.
»Seht ihr die Prellung? Das Blut?« Sie hatte es nicht abgewaschen. »Nichts geschehen! Wer vermag zu beurteilen, wie sehr ihr Ib gelitten hat!«
Ich sagte: »Die Anklage ist bewiesen. Bleibt der Urteilsspruch.«
Und das war des Pudels Kern.
Die beiden Voswods sahen bekümmert, verängstigt, niedergeschlagen aus. Dummköpfe! Sie hatten ein hartes Urteil verdient. Aber welche Strafe paßte hier? Die hamalischen Gesetze ließen keinen Zweifel, und mir blieb nichts anderes übrig, als mich nach dem Buchstaben der Vorschriften zu richten. Die Männer wurden fortgeführt und sollten ausgepeitscht werden.
Keine schöne Sache, wahrlich nicht. Ich beugte mich zu Nulty hinüber.
»Sieht nicht gut aus.«
»Aye, Herr. Die Soldaten trinken uns die Keller leer.«
Obwohl es mir auf der Zunge lag, verkniff ich mir die Bemerkung: »Um so besser.«
Der unangenehme Vorfall veranlaßte die Soldaten, sich auf das Trinken zu konzentrieren, anstatt andere Vergnügungen zu suchen. Mit der Zeit wirkte sich der Fall also doch zu meinem Vorteil aus.
»Um weitere Belästigungen zu verhindern«, sagte ich, »solltest du dafür sorgen, daß sich eine Abteilung deiner besten jungen Leute bereithält – ohne zu trinken. Vielleicht brauchen wir sie.«
»Ja, Herr.«
»Ich ziehe mich jetzt zurück. Ich möchte unter keinen Umständen gestört werden.«
»Nein, Herr.«
Ein schwacher Wind ließ im Licht der Fackeln etwas Staub aufsteigen. Ich betrat die inneren Gemächer und verjagte die Leute, die mir jeden Handschlag abnehmen wollten. Wir hatten bereits damit begonnen, die Sklaven freizulassen und ihre Zukunft als freie Männer und Frauen sicherzustellen. Ich hatte mich vorsichtshalber über Hardils geheimes Schlupfloch informiert. Nun zog ich die weiße Robe aus, band mir das scharlachrote Tuch um den Leib und ergriff eine billige Mineralöl-Lampe. Mit einem Dolch als Waffe würde ich auskommen. So kroch ich durch die Geheimtür, lief blitzschnell durch die Nacht und erreichte die entfernte, dem Wind zugewandte Seite der Transport-Flotte. Dort schaute ich mich um.
Die Schiffe schlummerten wie kranke Riesenungeheuer. Noch waren sie nicht krank, doch bald würde es ihnen nicht mehr gutgehen. Und wenn das geschah, mußte ich mich wieder in meiner Unterkunft befinden. Das erste Schiff fing sofort Feuer; das trockene geteerte Holz und die Takelage boten den Flammen reiche Nahrung, gar nicht zu reden von all dem Zierrat, mit dem die Hamalier ihre verachteten Segelflieger überfrachtet hatten. Die Flammen wehten in den Wind empor. Drei Schiffe steckte ich in Brand, ehe die Nachtwache Alarm schlug.
Der frische Wind trug die Flammen zu den nächsten Schiffen in der Reihe hinüber. Ich mußte mich auf die weitere Kettenwirkung verlassen. Die nachfolgenden Schiffe waren sicher so entflammbar wie die ersten, der Wind würde die Flammen brausend vor sich her treiben. Ich hastete zum Geheimgang zurück und verschwand geduckt darin. Ein Hämmern an der Tür zeigte an, daß Nulty die Situation doch für wichtig genug hielt, um mich trotz meines Befehls zu wecken. Da ich Nulty schon lange kannte, hatte ich damit gerechnet.
Der rote Lendenschurz verschwand unter dem Bett. Die Mineralöl-Lampe, erloschen, aber noch warm, folgte dem Stoff. Ich schnappte mir ein schlichtes grünes Tuch und öffnete die Tür. Lichter und Gesichter leuchteten vor mir.
»Feuer, Notor! Die Schiffe brennen!«
Ich brüllte sofort los. Ich erhob meine Stimme so laut, daß man mich trotz des Lärmens gut verstehen konnte. »Wenn die Schiffe nicht mehr zu retten sind, holt wenigstens die Ladung heraus! Bergt unsere Vorräte! Bratch! «
Als dieses Kommando ertönte, zuckten die Männer zusammen und machten sich ans Werk, als wäre das Wort glühend heiß.
Nun ja, unsere Leute begannen damit, die noch nicht brennenden Schiffe zu entladen; sie schleuderten die Ballen und Kisten ins Freie, schleppten die Säcke heraus. Sie arbeiteten wie von Sinnen. Ich hatte befohlen, die Nahrung in Sicherheit zu bringen. Ich hatte » unsere Vorräte« gesagt. Und: »Bringt sie in Sicherheit! «
Darauf machten sich unsere Leute schnell einen Reim.
Wieviel von den Vorräten noch bei den Versorgungsoffizieren verbleiben würde, vermochte ich nicht zu beurteilen. Sicher nur sehr wenig. Und jeder Sack, jeder Ballen, der von meinen
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