Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
von denen in der besseren Gesellschaft nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Im Heiligen Viertel sind auch Villen der schrecklich Reichen zu finden. Das Paline-Tal besaß in der Hauptstadt keine Villa.
»Du hast da einen hübschen Mirvol, Hamun.«
»Blaunase. Aye, sehr kräftig und willig.«
Ich hatte meinen Vogel zu einem Turm gelenkt, in dem nur Mirvols untergestellt waren. Ich konnte mir vorstellen, daß die Regierung sich für ihn interessieren würde, doch gab es keine Möglichkeit, das Tier zu verstecken. Nicht bei seinem Appetit.
Ich stellte die Frage, die mir am meisten auf der Zunge brannte.
»Was ist mit Rees und Chido? Wie geht es ihnen?«
Nath antwortete nicht sofort, denn wir waren damit beschäftigt, uns zwischen den Passanten hindurchzuschieben. Wir mußten warten, während eine Reihe schwerbeladener Calsanys vorbeigeführt wurde; dann sagte Nath: »Im Moment wäre mir ein Tee am liebsten. Da ist die Urne und der Löffel, dort gibt es kräftigen Henshall-Tee, wenn du Lust darauf hast. Chido geht es gut, sehr gut. Seit dem Tod seines Vaters ist er richtig aufgeblüht. Er ist jetzt Vad.«
»Das ist gut.« Wir betraten die Taverne neben der Schänke, die wir ursprünglich anvisiert hatten, und schauten uns nach einem Tisch um, an dem wir uns unterhalten konnten. »Ist er in der Stadt?«
»Wir erwarten ihn jeden Tag. Er bekleidet den Rang eines Chuktars in der Armee und ist in den Ländern der Morgendämmerung im Einsatz gewesen.«
Mein Staunen über diese Nachricht (der redselige, kinnlose Chido ham Thafey war Vad und stand damit nur eine Stufe unter dem Kov und war darüber hinaus ein hoher Offizier in der Armee!) schlug in Freude um; allerdings blieb meine Sorge, was aus Rees geworden sein mochte.
»Ja, Hamun. Bei Rees sind die Nachrichten nicht so gut.«
»Erzähl mir alles.« Wir setzten uns, und eine lockige Shishi nahm unsere Bestellung entgegen. In der Schänke waren keine Diffs zu sehen; alle Gäste waren Apims wie Nath und ich. »Steckt er in großen Schwierigkeiten?«
»In ziemlich großen. Du kennst ja Rees. Stolz wie nur irgendwer. Er will keine Hilfe annehmen.«
»Rees ham Harshur«, sagte ich. »Trylon des Goldenen Winds. Und die verdammten goldenen Winde haben sein ganzes Vermögen fortgeblasen, haben die Muttererde abgetragen und die Landwirtschaft unmöglich gemacht. Ist er arm?«
»Wie ein Bogenschütze mit nur einem Arm.«
Ich verzog das Gesicht. Dieser uralte kregische Spruch war sehr bildhaft.
Dann fragte ich: »Aber die Armee? Rees hat ein Regiment aufgestellt?«
Nun war es an Nath, das Gesicht zu verziehen. »Die neuen Gesetze, Hamun. Sie sind logisch und hören sich gerecht und ungemein praktisch an.« Er beobachtete die Shishi, die das Teegeschirr auf den Tisch stellte. Ihre rosigen rundlichen Arme waren nackt bis zu den Ellbogen, ihre Bewegungen sicher und zielstrebig. Als sie gegangen war, um den Topf zu holen, fuhr er fort: »Die neuen Gesetze verlangen großen Reichtum, wenn jemand eine bestimmte Stufe der Befehlsgewalt erreichen will. Geld ist der Schlüssel zu allem. Außerdem herrscht eine ganz neue Atmosphäre im Land, bedrückt, schweigsam, von unterschwelliger Zurückhaltung. Für Diffs ist das Leben schwer geworden.«
»Aber«, sagte ich kopfschüttelnd, »in Hamal gibt es doch keine Rassenvorurteile.«
»Das war einmal.«
Nun ja, meine xenophobische Periode, da ich die Vielfalt der prächtigen kregischen Diff-Rassen als Tiermenschen oder Menschentiere und Halblinge bezeichnet hatte, lag längst hinter mir. Die anderen Rassen waren Diffs, so wie wir Homo sapiens Apims waren. Manche Diff-Rassen unterschieden sich dermaßen voneinander, daß sie sich ohnehin jeder generellen Beurteilung entzogen. Die Shishi brachte den Tee, und als Nath uns eingeschenkt hatte und wir der ersten Tasse dieses hervorragenden kregischen Gebräus zusprachen, sagte er: »Die Jikhorkduns des Ghat und Thoth sind geschlossen worden. Geld und Vorräte werden knapp. Die Armee fordert immer neue Opfer. Hamal geht es neuerdings nicht gut.«
Mir fiel auf, daß Nath ›Hamal‹ sagte und nicht ›uns‹; ich ging aber nicht darauf ein. Dem Herrscher von Vallia gefielen solche Nachrichten natürlich sehr. Den Freund und Klingengefährten Rees' ham Harshur mußten sie bekümmern.
»Rees ist Numim und daher ...«
Nickend unterbrach mich Nath: »Er hat seine Besitzungen an den goldenen Wind verloren. Anschließend wurde er auch sein Regiment los.«
»Bei Krun! Nein!«
»Ja.
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