Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
Adern und läßt sie normale Werte vergessen, so daß alle möglichen negativen Dinge wie Krankheiten hervorbrechen. Bei diesem Kampf ging es um die Unterbringung in der Schänke: eine einfache, stürmische Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Künstlergruppen. Morgen früh hatten bestimmt alle ihre Wunden und Schmerzen, aber dann war die Sache auch ausgestanden. Glaubte ich wenigstens. Um so überraschter war ich über das, was sich nun ereignete.
Allmählich kehrte wieder Stille ein in der Fluttrell-Feder, und als Rollo und ich ins Freie krochen, war Sadrap gerade dabei, den letzten Gefolgsleuten Horparth Hansh der Perspektive zur Tür hinauszuhelfen. Dabei benutzte er freizügig seinen knotigen Stock oder seine Stiefel.
Rollo reckte sich. Sein Bäuchlein war wirklich eine Pracht! Wir entfernten uns von unserem Tisch in Richtung Fenster und kamen dabei an den zugezogenen Nischen vorbei. Hier bückte sich Rollo und ergriff einen Blatterer, einen raffinierten Knüppel. Man muß sich auf den Umgang mit diesen Schädelpolierern verstehen. Sie sind kurz, sehr kurz, knappe sechs Zoll kompaktes Holz oberhalb des Griffs. Sie sind an einer Feder aufgehängt oder nur durch Leder mit dem Griff verbunden, ein Aspekt, der für große Schlagkraft sorgt. Doch um überhaupt zum Schlag zu kommen, muß man schon sehr wendig sein.
»Das wär's, Fanshos!« rief der Schwarze Sadrap.
Er beförderte den letzten Burschen zur Tür hinaus und fuhr zu uns herum. Nath der Pinsel, dessen Handrücken rot von dem Blut war, das ihm aus der Nase strömte, beugte sich über einen Mann, der auf dem Boden lag.
»Hoch mit dir, Hondo, alter Schurke! Beim nächstenmal ...«
Der Liegende schnellte hoch. Er hob einen Arm, führte ihn rückwärts und schlug damit zu – schneller, als Nath der Pinsel schauen konnte. Hondos Blatterer schnellte durch die Luft, direkt auf Rollo zu. Rollo stand festverwurzelt da und hatte den Mund aufgerissen. Seine Hand umfaßte den Knüppel, den er eben vom Boden aufgenommen hatte.
Der Blatterer sirrte um Haaresbreite an ihm vorbei.
Mit voller Wucht prallte er gegen den Vorhang hinter uns, ließ das Material zurückweichen, prallte dann ab, fiel zu Boden und rollte unter den nächsten Vorhang. Glas klirrte, dann ertönte der erschrockene Schrei einer Frau aus der verhängten Nische. Gleich darauf wurde der Vorhang aufgerissen. Ein zorniges Männergesicht schaute heraus, die Adern waren angeschwollen, die Wangen hektisch gerötet. Der Mann sah Rollo mit dem kleinen Knüppel vor sich stehen.
»Du Rast! Wir haben euch Randalierer bisher geduldet, ohne uns zu beschweren. Jetzt aber bist du zu weit gegangen.«
Die Frau in seiner Begleitung trug ein weißes, tief ausgeschnittenes, ärmelloses Kleid, das vom Hals bis zur Hüfte mit rotem Wein überschüttet war. Die Frau hatte ein dummes, nichtssagendes Gesicht, wie man es oft in Verbindung mit hochgekämmtem Haar und vorstehenden blauen Augen und sinnlichen Lippen findet; aber sie war noch sehr jung, und irgendein Dummkopf hatte ihr das Weinglas aus der Hand geschlagen und das Kleid ruiniert. Sie schien es noch gar nicht fassen zu können.
Ihr Begleiter sprang aus der Nische. Er trug eine blaue Tunika und Hosen und um die Taille eine braune, silbern durchsetzte Schärpe. An edelsteinbesetzten Gehängen schwangen Rapier und Main-Gauche.
Mit eleganter Bewegung zog er das Rapier und setzte die Spitze unter Rollos dreifaches Kinn.
»Ihr Abschaum kennt keinen Respekt. Ich werde dich in kleine Stücke hacken und an die Fluttrells verfüttern! Cramph! Bete zu deinen Göttern, verabschiede dich von dieser Welt!«
Der unschuldige Blatterer entfiel Rollos Hand. Mit zuckendem Leib trat er einen Schritt zurück. Sein rundliches Gesicht war in Schweiß gebadet.
»Verzeih, Horter ...«, sagte ich.
Aber weiter kam ich nicht bei meinem Versuch, Frieden zu stiften. Der Bursche mit der braunsilbernen Schärpe ließ das Rapier durch mein Gesicht zucken. »Verschwinde, Rast!« sagte er. Mit der überraschenden Bewegung hatte er mir eine Wunde an der Wange beibringen wollen. Kein Zweifel, der Mann konnte mit Rapier und Main-Gauche umgehen, Waffen, die im hamalischen Adel in jüngster Zeit an Beliebtheit zugenommen hatten. Ich bewegte den Kopf zur Seite.
»Dieser Mann hat dir nichts getan«, sagte ich, als das Rapier zurückzuckte. »Ich bezahle gern für das Kleid der Dame.«
Die Dame unterdrückte ein Schluchzen.
»Cramph! Du wirst mit deinem Leben bezahlen! Ihr
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