Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
Verwandte seiner Frau haben die Familie aufgenommen. Heute trainiert Rees ganze Horden von Clums aus den Küstenstädten. Heute läßt man jeden in die Armee. Den Jiktar-Rang, Ob-Jiktar, hat man ihm allerdings gelassen.«
Langsam setzte ich die Teetasse ab. Ich wollte das Getränk nicht verschütten. Ich starrte Nath Tolfeyr finster an, der meinem Blick aber auswich.
»Und so belohnt Hamal seine getreuen Diener? Du weißt, als Herrscherin Thyllis den alten Herrscher stürzte, spielte Rees eine wichtige Rolle. Er war ein ergebener Anhänger ihrer Bewegung!«
»Ich weiß.«
»Mir will scheinen, Hamal hat die Fähigkeit zur Größe verloren.«
Beiläufig sah sich Nath um und senkte dabei die Stimme.
»Ich würde dir nicht raten, so zu reden, alter Freund, jedenfalls nicht so laut und an einem öffentlichen Ort.«
»Du hast recht. Wann kann ich Rees sehen? Wo ist er?«
»Irgendwo drüben bei den Bergen des Westens. Angeblich wird dort eine Armee aufgestellt. Wieder mal eine neue. Ihr dürfte dasselbe Schicksal drohen wie allen anderen: irgendwo in den Ländern der Morgendämmerung oder in Vallia ausgelöscht zu werden.«
Diese prosaische Einstellung zu militärischen Fragen konnte mich nicht bekümmern. Natürlich wurden Armeen aufgestellt. Nath wußte soviel und so wenig darüber wie jeder andere Gast, der sich hier den Klatsch anhörte, und noch immer konnte ich ihn nicht geradeheraus fragen: ›Wie kommt es, Nath Tolfeyr, daß du nicht in der Armee bist?‹
Vielleicht war er ein Spion, ein Geheimagent im Auftrag Thyllis'. Warum nicht? Sie hatte überall ihre Agenten sitzen, das war allgemein bekannt. Und Nath Tolfeyr hatte die Angewohnheit, ganz überraschend aufzutauchen.
Als wir die zweite Tasse geleert hatten, sagte ich: »Die Leute reden von Prinz Tyfar aus Hamal. Er soll seltsame Reisen hinter sich haben.« Im nächsten Augenblick hätte ich mir am liebsten auf die vorlaute Zunge gebissen und sprach mit einem Tonfall weiter, der gut zu einem Herumtreiber aus dem Heiligen Viertel paßte: »Sein Vater, Prinz Nedfar, war ebenfalls unterwegs. Mit dem Sohn, nehme ich an.«
Nath lachte. »Ja, die beiden waren nicht in der Stadt. Aber jetzt sind sie zurück und haben mit dem Luftdienst alle Hände voll zu tun.« Er starrte mich über den Rand der Tasse hinweg an. »Wenn du sagst, die Leute reden über Prinz Tyfar, was meinst du damit, Hamun?«
Meine lockere Zunge hatte dem Gespräch eine interessante Wendung gegeben, bei Krun! Natürlich lag mir am Wohl und Wehe Tyfars, der mein Klingengefährte und ein prächtiger Kamerad war und der außerdem meine Tochter Lela liebte, die er unter dem Namen Jaezila kannte. Im übrigen hielt Tyfar uns für Hamalier und arbeitete für Thyllis und sein Land. In der Tat, ein hübsches Durcheinander! Tyfar hatte keine Ahnung, daß Jaezila meine Tochter war; und auch ich hatte das noch nicht gewußt, als wir damals singend und kämpfend durch die Länder der Morgendämmerung zogen. Und plötzlich kam mir Nath Tolfeyr erstaunlich munter vor, wenn man sein sonstiges Auftreten als Schmarotzer des Heiligen Viertels bedachte. Sehr interessant!
»Ach, das übliche, Nath. Man sagt immer wieder, er habe die Nase nur in Büchern, trage stets eine Schriftrolle unter dem Arm. Dabei brauchen wir heute vor allem Kämpfer.«
»Ich weiß, er war in seinen jungen Jahren ein gelehrter Prinz. Aber man hört – genau weiß ich es nicht, denn ich bewege mich nicht in königlichen Kreisen –, er könne auch ganz gut mit einer Axt umgehen.«
»Ach, wirklich?« murmelte ich und trank einen Schluck Tee. »Wie amüsant!«
Bei Krun! Und wie gut Tyfar mit der Axt umzugehen verstand! Ich hatte gesehen, wie er mit zwei eleganten Bewegungen unangenehme Chuliks aus dem Weg räumte und mir dann ein gelehrtes Zitat zurief, das bestens zur Situation paßte. O ja, ich hatte sehr viel übrig für Tyfar, der einmal mein Schwiegersohn sein würde, wenn die Götter und dieser ausgesprochen dumme Krieg zwischen unseren beiden Ländern es gestatteten. So ließ ich in unserem Gespräch eine Pause eintreten und erkundigte mich nach Casmas dem Deldy und anderen Kumpanen.
»Casmas!« Nath schob seinen Stuhl zurück und zerbröckelte einen Miscil-Kuchen zwischen den Fingern. »Ein seltsamer Fall. Er hat seine Witwe geheiratet und wurde Rango und lieh der Herrscherin sein Geld. Aber auch er hat in letzter Zeit an ... Bedeutung verloren.«
»Casmas? An Bedeutung verloren? Da glaube ich eher, daß die Eisgletscher
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