Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
Zähne des Ungeheuers waren gelb und spitz. Es fetzte am Zügel herum. Mit jedem heftigen Zug, den ich schaffte, wurde der Kopf ruckartig nach unten gezerrt. Entsprechend ruckartig wurde natürlich auch das Leder belastet, was mir erst jetzt aufging. Vielleicht riß ich die Stelle noch durch! Hastig machte ich weiter, und klick! klick! klick! arbeiteten die Zähne. O ja, es war eine hübsch aufregende Sache, windumtost, verschwitzt, den Blutdruck anregend.
Es wäre auch ein verdammt tiefer Sturz, bei Krun!
Beinahe biß der Tyryvol mir die Hand auf, als ich zum letztenmal Zugriff. Ich riß die Finger fort und starrte wütend zu dem Ungeheuer empor. Mit einem Auge blickte es mich an, bösartig und erregt. Sein Blick forderte eindeutig: »Wenn du mich nicht vernünftig fliegen kannst, verschwinde!«
Ich faßte das Leder mit beiden Händen und schwang mich zurück. Am hintersten Punkt der Pendelbewegung gab ich mir neuen Schwung. Im gleichen Augenblick sauste wie ein Phantom aus dem Abgrund des Schreckens ein zweites Flugtier an mir vorbei. Mein erster Eindruck beschränkte sich auf zuckende Flügel und gesträubte Federn, einen scharfen Schnabel und ein funkelndes Auge, darüber ein Wilder, der kreischend mit seiner Langlanze zustach.
Das Leder schnitt mir tief in die Hand. Der Neuankömmling zog sein Tier, einen kleinen Fluttlann mit weißem und hellblauem Gefieder, in eine weite Kehre. Der Reiter fuchtelte mit seiner verlängerten Klinge herum, seine Zähne blitzten. Er lachte über meine Notlage! Er trieb sein Tier an, und der Fluttlann beschrieb eine Pirouette und tauchte mit ausgestreckten Flügeln ab. Fluttlanns sind nicht schnell und gehören somit nicht zu den beliebteren havilfarischen Sattelvögeln, doch setzt man sie ein, wenn nichts Besseres zur Hand ist. Offenkundig witterte der Wilde dort drüben die Chance, einen kräftigen Tyryvol zu erbeuten. Dazu brauchte er nur den vorderen Zügel abzuschneiden und den Idioten, der aus dem Sattel gefallen war, ins Nichts abstürzen zu lassen; schon hatte der Tyryvol einen neuen Besitzer.
Mein Tyryvol hob den Kopf. Ich pendelte heftig unter ihm. Der Fluttlann nahm Kurs auf uns, verwandelte sich in einen waagrechten Strich mit einem doppelten Punkt in der Mitte. Die scharfe Stahlklinge der Ukra funkelte bei dem finster-feuchten Wetter nicht, sah aber nicht weniger gefährlich aus.
Mir blieb keine Zeit, mich umständlich an den Zähnen des Tyryvols vorbei in den Sattel zurückzuhangeln. Ehe mir das gelingen konnte, würde der Wilde ungehindert seinen Streich führen können.
Ich umfaßte den Zügel mit einem Fuß, wickelte ihn als Schlinge darum und gewann auf diese Weise einen zweiten Halt. Mit der Linken hielt ich weiter den Zügel fest, während meine Rechte die Krozairklinge zog. Beinahe wäre ich dabei ins Leere gefallen, doch sirrte die Klinge schließlich heraus. Der Fluttlann wich im letzten Augenblick aus, und die Ukra säbelte in weitem, flachen, tödlichen Bogen herbei.
Das Krozair-Schwert stellte sich der Attacke. Stahl klirrte gegen Stahl. Die Erschütterung ließ den Kopf des Tyryvols auf und nieder wackeln wie bei einer Ente in hoher See. Ich wurde herumgeschleudert wie ein Insekt, das in ein Spinnennetz geraten ist, atmete tief durch, packte das Schwert fester und richtete den Blick auf den Wilden.
Der flog aufwärts, steuerte einen Bogen und griff wieder an.
Diesmal hatte ich etwas mehr Zeit und konnte meinem Hieb einen Winkel geben. Der Krozairstahl durchtrennte mühelos den dicken Ukraschaft. Die Stahlspitze wirbelte ins Nichts.
Der Angreifer schrie Unverständliches. Ich winkte ihm mit dem Schwert zu.
»Wenn du es zu Ende bringen willst, komm her! Sonst verschwinde!«
Er kreiste nun. Bestimmt wartete er darauf, daß ich das Schwert fortsteckte, um weiter hochklettern zu können. Plötzlich kam ich auf die Idee, mir auszumalen, wie Seg in dieser Situation handeln würde.
Bestimmt wäre Seg mühelos damit fertiggeworden. Ich hatte Schwierigkeiten.
Immer wieder umkreiste uns der Wilde. Der kleine Fluttlann stellte sich willig an. Der Tyryvol mühte sich weiter, der anderen Seite des Tals entgegen. Diese Richtung lag mir durchaus, denn dort befand sich der Lacachun-Paß.
Der Wilde gab nicht auf. Er wartete ab. Er hatte mich in der Falle. Wenn ich nicht ermüdete und abstürzte, konnte er jederzeit erneut angreifen. Seine Geduld würde zum Erfolg führen.
Wilde, barbarische Stammeskämpfer sind für ihren unbändigen Zorn und ungestümen
Weitere Kostenlose Bücher