Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
Ständig fauchte das Wesen vor sich hin – nicht aus Wut, sondern weil es sich unwohl fühlte. Aber ich konnte kein Mitleid aufbringen. Irgendwo vorn im Paß des Laca-Mauls mochte Tyfar gegen Gefahren kämpfen, die zuviel waren für einen Paktun ...
Kregen war auf einen silbrigen grauen Wirbel reduziert. Außer den Felsbrocken unter meinen Füßen und dem Lederzügel in meiner Hand gab es nichts mehr. Geräusche klangen seltsam dünn. Das Getrappel des Tyryvols hinter mir schien vom anderen Ende der Welt zu kommen. Der Nebel schien in meinen Körper einzudringen. Ich hatte das Gefühl zu schweben. Doch führte der Weg immer weiter empor. Aufwärts über abgerundete Felsbrocken, die den Füßen kaum Halt gaben, über scharfe flache Felsstücke, die mir die Beine zu verletzen drohten.
Sie können sich vorstellen, in welchem Zustand ich war, wenn ich hinzufüge, daß ich lange brauchte, ehe ich erkannte, was diese Mischung aus Felsbrocken und Felsstücken bedeutete ...
Nach einiger Zeit registrierten meine abgestumpften Sinne ein zischendes, plätscherndes Geräusch. In meinem Zustand schloß ich es nicht mehr aus, daß plötzlich die Herren der Sterne mit ihrer blauen Strahlung und ihrem Riesenskorpion auftauchten und mich von hier fortholten. Aber das brausende Geräusch verstärkte sich – es kam von dem Fluß. Das Wasser schien von einem höheren Felsbrocken weiter seitlich abzustürzen. Gleich darauf sprühten feste Wassertropfen aus dem Nebel herbei und pickten die Haut wie Hagelkörner.
Ich blieb stehen und schaute in alle Richtungen. Der Tyryvol, ein formloser Schatten hinter mir, hockte sich hin. Der Wasserfall schabte die Klippen ab, und von Zeit zu Zeit wirbelte eine Lawine scharfer Felsen talwärts. Ich zerrte am Zügel und bewegte mich nach links, fort von der Feuchtigkeit.
Weiter rechts schien der Nebel in lebhafter Bewegung zu sein; die Felsbrocken waren tropfnaß. Ich stolperte und wäre beinahe gefallen; im letzten Moment hielt ich mich am Zügel fest. Der Tyryvol stieß ein lautes Krächzen aus und sprang über mich, die Flügel auf und nieder schlagend, und versetzte mir einen energischen Hieb mit seinem Schwanz. Ich wurde unter dem fliegenden Untier nach vorn gerissen. Das Geschöpf setzte den Flug fort, ich konnte es noch immer sehen, wie es mich hinter sich herzog, jäh den Nebel verlassend, ins Nichts hinausschwebend.
Wie eine Spinne am Ende eines Fadens kreiselnd, hing ich unter dem Flugwesen; tief unter mir, viele tausend Fuß entfernt, breitete sich ein weites, von Felsen umschlossenes Tal aus. Hilflos pendelte ich unter dem Geschöpf, das nach dem Gefängnis des Nebels geradezu ekstatisch die Flügel bewegte.
Der lederne Zügel schnitt mir tief in die Hand. Ich schwang hilflos im Kreis und sah die umschließenden Berge um mich herumwirbeln. Der Strom sprühte von der Klippe herab und fauchte abwärts bis zu einer Stelle seitlich des Weges, von dem der Tyryvol sich ins Nichts gestürzt hatte. Von oben drängte Nebel herab und überzog die ganze Welt mit einem schiefergrauen und stellenweise purpurnen Schleier. Am Ende des Tals kam der gegenüberliegende Einschnitt in Sicht – drehte sich aber gleich zur Seite weg, denn ich konnte das Kreiseln nicht unterbinden. Dort oben lag der Paß des Laca-Mauls.
Mein Gewicht am Ende des Zügels zog dem Tier den Kopf herab. Immer wieder versuchte es Höhe zu gewinnen und ließ den Kopf hin und her pendeln. Ich begann zu schwingen. Befreit von dem lästigen Menschwesen, das auf seinem Rücken ritt, wollte der Tyryvol nun das Gewicht loswerden, das seinen Kopf beschwerte.
Er kratzte an dem Zügel und kaute daran; er verdrehte den Kopf und packte das Leder mit den Zähnen; dabei nahm er die Krallen zu Hilfe, um es festzuhalten. Das Leder war von guter Qualität und würde halten – aber nicht endlos. Und wenn es riß, stand mir ein tiefer Sturz zu den Eisgletschern Sicces bevor.
Ich hangelte mich langsam an dem Zügel hinauf.
Dieser Aufstieg artete zu einem Wettlauf aus, was das verflixte Biest auch genau wußte.
Schweiß rann mir ins Gesicht. Meine Muskeln drohten sich zu verkrampfen. Ich zog mich allein mit den Armen hoch, denn für den Einsatz der Füße war keine Zeit mehr. Zupacken, hochhieven, zupacken, hochhieven. Der Wind pfiff mir um die Ohren. Die Flügel des Tyryvols hämmerten gnadenlos auf und nieder, und der Schwanz vollführte unangenehme Schwenks in alle Richtungen.
Die gegenüberliegende Seite des Tals kam langsam näher.
Die
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