Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
er seine Runde machte, während die Männer gut zu essen bekamen.
»Warum begleitest du Telmont, Prinzessin?«
Ihr Gesicht zeigte Überraschung, dann Verwirrung. Auf ihrer glatten Stirn erschienen Furchen. »Aber wir ...«
»Wir müssen unsere Feinde bekämpfen, Jak, und deshalb hast du dich uns ja auch angeschlossen.« Lobur sprach mit einer Gereiztheit, die mich vermuten ließ, daß er in Gedanken mit ganz anderen Dingen beschäftigt war.
»Unsere Feinde bekämpfen, gewiß. Aber vorher müssen wir feststellen, wer unsere Feinde sind ...«
»Jak!« rief Thefi spontan. »Das wissen wir doch!«
»Ich bin mir dessen nicht so sicher. Ihr beiden wißt bei weitem nicht alles.«
Klickend lockerte Lobur seinen Dolch. »Das erklärst du uns besser.«
»Werde ich. Aber ich würde es vorziehen, ungestörter mit euch zu sprechen als hier.«
Bei den eitertriefenden Ausschlägen Makki-Grodnos! Ich war in der Erwartung gekommen, meine Klingen einsetzen zu müssen, um die beiden zu befreien – und das wäre auch wirklich der leichtere Weg gewesen, bei Krun! Statt dessen waren die beiden aus freien Stücken hier, begierig, König Telmont zu helfen, und brauchten gar nicht gerettet zu werden. Solche unangenehmen Überraschungen waren dazu angetan, einen Menschen in den Suff zu treiben – oder in die Abstinenz, je nachdem, wie man vorher gepolt gewesen war.
Die beiden führten ruhig ihre Zorcas am Zügel, und ich ging zwischen ihnen an den Reihen der Voller vorbei. Der schwache Wind bewegte die zahlreichen Flaggen. Telmont war knapp an Vollern, die er gut bewachen ließ. In seinen Beständen fiel mir ein grüner Kurierflieger mit der gelben Inschrift KURIER auf. Es handelte sich um die Seriennummer J K P 448 Ve und war von dem fröhlichen jungen Bonzo gesteuert worden, ehe Lobur und Thefi das Boot aus Ruathytu entführten. Ich hatte dafür gesorgt, daß Bonzo glimpflich davonkam; er flog noch immer Kuriermaschinen. Meine vage Hoffnung, mich vielleicht noch einmal in den Besitz dieses Bootes zu setzen, schwanden angesichts der Stärke der Wachmannschaft.
»Also, Jak«, sagte Thefi, als wir eine Lichtung erreichten, auf der niemand unser Gespräch mithören konnte. »Ich habe den Eindruck, du willst uns etwas offenbaren, das wir noch nicht wissen.« Sie erschauderte. »Ich habe das Gefühl, etwas Schlimmes kommt auf uns zu ...«
»O nein, Prinzessin. Eher eine gute Nachricht. Eine sehr gute Nachricht.«
Nach den ersten Sätzen, mit denen ich die neue Situation zu erklären versuchte, wurde ich von Thefi zornig unterbrochen: »Ich kann mir nicht vorstellen, daß mein Vater oder Bruder dem Wort von Vallianern traut! Deine Geschichte kann unmöglich stimmen! Wir müssen die Vallianer bekämpfen ...«
»Nein, Prinzessin, das müssen wir nicht. Vielmehr müssen wir den Kampf gegen die Shanks aufnehmen – und ich wünschte wahrlich, das wäre nicht erforderlich!«
»Ich gebe zu, wir müssen uns gegen die Shanks wehren, wenn sie ihre Überfälle machen«, warf Lobur ein. »Aber was den Rest deiner Lügengespinste angeht ... also, da bringst du mich eigentlich auf Gedanken. Du warst immer schon ein ziemlich rätselhafter Bursche, zuerst angeblich aus Djanduin, dann aus Hamal – und nun von woher?« Mit gerunzelter Stirn schaute er mich an, seine Faust ruhte auf dem Dolchgriff. »Womöglich aus Vallia, wie?«
Ich atmete tief durch ...
Eine Gruppe Wächter marschierte vorbei, die Speere exakt ausgerichtet, die Helme glatt poliert; sie gehörten zu den Eisernen Fäusten des Königs. Ich konnte mir ausrechnen, die Burschen niederzukämpfen und einen Voller zu erbeuten. Vielleicht war dies sogar zu schaffen, während Thefi über meiner Schulter hing und sich die Lunge aus dem Hals kreischte, weil sie entführt wurde. Womöglich auch gegen Lobur und seinen verdammten Dolch.
Ja, ich hätte dies alles vielleicht auf die typische rücksichtslose Art unseres barbarischen Helden in Angriff genommen – wenn mein Verhältnis zu Thefi dadurch nicht irreparabel zerstört worden wäre. Daran führte für mich kein Weg vorbei. Sie würde sich wehren und schreien und mochte in dem entstehenden Durcheinander von einem fehlgehenden Pfeil oder Wurfspieß getroffen werden. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen.
Vor der Wahrheit über die Einstellung ihres Vaters verschloß sie einfach die Augen.
»Dein Vater, Prinz Nedfar«, sagte ich, »ist inzwischen Herrscher von Hamal und steht im Bündnis mit Vallia, Hyrklana, Djanduin und anderen
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