Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
Hamal, nicht unter die Augen treten wollen. Ihn wollte ich notfalls nicht mitschleifen, aber er hatte die Chance verdient, sich frei zu entscheiden, ob er uns begleiten wollte.
Damit stand alles fest.
Ich interessierte mich für vier Regimenter Swarthkämpfer, auch wenn der Swarth, ein dinosaurierähnliches Satteltier von großer Kraft und behäbiger Wucht, oft als Anhängsel der Kavallerie galt – allerdings aus Sicht der Reiter als kampfentscheidende Angriffsmacht. Die Kerle in ihren harten Schuppenrüstungen, blaugolden schimmernd, kamen mir ganz nützlich vor. Telmont verfügte außerdem über eine ordentliche Abteilung Armbrustschützen. Churgurs, Männer, die Schwert und Schild führten, schienen mir dagegen etwas unterrepräsentiert zu sein. Alles in allem aber war seine Armee eine harte Nuß.
So schlenderte ich herum und spielte auf bewährte Weise den Spion, bis die Sonnen untergingen und die ersten Nachtmonde aufgingen. Die Frau der Schleier verbreitete ihren rosagoldenen Schimmer, und ich faßte wieder etwas Mut. Auch wenn ich von den sieben kregischen Monden keinen bevorzuge, ist die Frau der Schleier doch etwas Besonderes.
Dies war nicht unwichtig, wie Sie noch hören werden.
Ehe die Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln über dem Horizont erschien, wollte ich die unangenehme Sache mit Lobur und Thefi aus der Welt geschafft haben.
König Telmont hatte den beiden ein ziemlich vornehmes Zelt zur Verfügung gestellt, und zu meiner nicht geringen Überraschung mußte ich feststellen, daß Lobur im Gefolge des Königs nicht den untätigen Laffen spielte, sondern das Kommando über ein Totrixregiment führte, das er zum besten in der Armee auszubilden versuchte. Das rosagoldene Mondlicht lag auf den Reihen der Zelte und Tiere, als ich den Wächtern zunickte und das Zelt betrat. Die Information, die hier mit großer Überraschung aufgenommen worden wäre, daß nämlich Jak der Schuß in Wirklichkeit Dray Prescot war, hatte das Lager noch nicht erreicht; Nedfar hatte diesen Aspekt nicht an die große Glocke gehängt. Nur wenige wußten davon. Während Thefi durch den Lampenschein auf mich zukam, überlegte ich, ob ich es ihr sagen sollte.
Ihr Gesicht war bleich, ihre Augen funkelten.
»Jak, ich habe über deine Worte nachgedacht. Es ist schlimm, schlimm ...«
»Dieser Ansicht bin ich auch, Prinzessin. Jeder hat das Kämpfen satt. Aber wir müssen uns wappnen. Wir müssen den Shanks Widerstand leisten, denn tun wir es nicht, vernichten sie uns.«
»Das habe ich nicht gemeint. Das weiß doch jeder. Ich meine meinen Bruder und die schreckliche Prinzessin aus Vallia.«
Ich konnte nicht anders. »Ach«, sagte ich, »dann hast du sie kennengelernt?«
»Was? Nein, natürlich nicht.«
»Prinzessin, aber woher weißt du dann, daß sie schrecklich ist?«
Dummen, kleinkarierten Vorurteilen läßt sich auf diese Weise schnell und entschlossen begegnen. Thefi starrte mich an. »Sie ist doch Vallianerin, oder?« Für sie genügte diese Erklärung; so wurde nun mir, dem schlauen Dray Prescot, ebenso schnell und entschlossen Paroli geboten.
»Wo ist Lobur, Prinzessin?«
»Er kümmert sich um sein Regiment. Und ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich werde – ich kann nicht nach Ruathytu zurückkehren. Mein Vater würde ... würde Lobur unfreundlich behandeln. Das könnte ich nicht ertragen.«
Ich betrachtete sie. Sie lebte ihrer Leidenschaft und ihren entzückenden Träumen, und ich konnte sie nicht ein zweites Mal bitten, sich die Sache zu überlegen und womöglich ihren Liebhaber zu verraten. Wie immer in delikaten Situationen half mir der Gedanke an Delia. Wie hätte Delia reagiert? Dieses Hilfsmittel hilft immer.
»Nun gut – aber Telmont ist deinem Vater nicht gut gesonnen.«
»Ach, Jak! Telmont kämpft für Hamal. Sobald wir das Joch der Unterdrückung abgeworfen haben ...«
»Aber Vallia unterdrückt doch gar nicht ...«
Sie wandte sich halb ab, und ihr Stirnrunzeln tat mir weh. Wir standen voreinander. Sie hatte mich nicht zum Sitzen aufgefordert, hatte mir keine Erfrischung angeboten.
»Wir ziehen in großem Bogen nach Südosten, um noch mehr Männer anzuwerben. Unmittelbar nördlich des Flusses der Löblichen Haltung hat Telmont gute Freunde.«
Der Os-Fluß, der die Südgrenze Hamals bildete, gabelte sich, ehe er an der Ostküste des Kontinents ins Meer mündete; die beiden Flußarme umschlossen das unabhängige Ifilion. Weite Teile des Flusses und seines Mündungsdeltas wurden Land des
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