Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
Ein Verrat!«
»Wenn ein Mann eine Frau liebt, verschwimmen solche Begriffe und verlieren ihre Bedeutung.«
Sie richtete den Blick auf mich, musterte mich über die Brücke, die wir in dieser Lage zwischen uns errichtet hatten. Sie nickte ansatzweise.
»Du redest, als ob ... als ob du ...«
»Ich weiß Bescheid.«
Nun ja, meine Delia hätte das bestätigen können, soviel war klar.
Wir flogen weiter und wechselten ab und zu ein paar Worte, und bald erkannte ich, daß Thefis Grübeleien eine Fortsetzung des Gesprächs verhinderten. Ich wußte nicht recht, ob ich richtig handelte oder alles nur noch schlimmer machte, doch wollte ich Thefi mit ihren finsteren Gedanken nicht zu lange allein lassen. Wenn dies gegen meine bisherigen Auffassungen zu sprechen scheint, nun, so stand mir ein Sinneswechsel wohl mal zu.
»Es gibt da eine Frau«, sagte ich. »Deren Vater ... nun ja, damals war sie noch ein Mädchen ... deren Vater ordnete an, daß mir sofort der Kopf abgeschlagen werden sollte. Ich weiß noch, ich verwünschte ihn auf das hitzigste. Hinterher aber fanden wir in eine Art Beziehung, die für uns beide erträglich war. Im Grunde war er kein übler Kerl und hätte sich am liebsten in jeden Kampf gestürzt, aber sein Gefolge hinderte ihn daran.« Ich sprach nicht nur zu ihr, sondern auch mit mir selbst. In dieser Geschichte lag etwas, das mir heute noch weh tat. »Als er getötet wurde, war ich nicht bei ihm ... aber lassen wir das. Er wurde von einem miesen Verräter ermordet, neben dem sich Lobur wie ein Wunder an Rechtschaffenheit ausnimmt, finde ich. Jedenfalls kehrte ich zu spät zurück. Wie du siehst, gleicht sich letztlich alles aus.«
Sie hob den Kopf und schaute mich an, denn die Last ihrer Gefühle zog ihr den Kopf hinab, so daß ihr die Haare über die Augen fielen.
»Du erzählst mir Dinge, die dir weh tun, ich weiß. Aber sag mir eins, Jak, wenn du kannst. Wenn der Vater dieser Frau befohlen hatte, dir den Kopf abzuschlagen und du jetzt hier bist – dann wurde der Befehl ja nicht ausgeführt?«
»Ich habe mich nicht von meinem Ob gelöst, Thefi, ich bin kein Gespenst. Gerettet wurde ich von dem besten Kameraden, den sich ein Mann nur wünschen kann.«
»Und die Frau?«
»Du wirst sie kennenlernen. Ihr beide werdet euch gut verstehen.«
»Ach? Na, wir werden sehen.«
Unter uns raste das Land dahin, und am Himmel hinter uns zeigten sich keine verräterischen Bewegungen zwischen den Sternen. Das Mondlicht spiegelte sich nicht auf dahinrasenden Vollern.
Thefi sagte: »Wir in Hamal sind gut über das Ausland informiert und kennen auch fremde Skandale und Klatschgeschichten.« Aus heiterem Himmel fügte sie hinzu: »So erfuhren wir auch, daß der alte Herrscher von Vallia befohlen hatte, diesem schrecklichen Dray Prescot den Kopf abzuhacken. Der Mann aber konnte fliehen und zwang die Prinzessin Majestrix, ihn zu heiraten. Es war ein großer Skandal. Allerdings lange vor der Zeit, da Thyllis ihn am Ende eines Calsany-Schwanzes durch Ruathytu zerrte. Nur schade, daß er entkommen konnte, denn dann wäre unsere Lage jetzt nicht so schlimm. Deine Geschichte, Jak, erinnert mich an diesen Skandal.« Sie hob die Augenbrauen. »Vielleicht hast du alles nur erfunden, damit ich mich weniger ...«
»Nein. Hast du Thyllis' Krönung gesehen?«
»Nein. Aber ich habe davon gehört, wie Dray Prescot durch die Straßen marschieren mußte. Verdreckt und behaart von oben bis unten.«
»Ja.«
Die Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln trat zwischen den Wolken hervor und hüllte den Voller in ihr rosafarbenes Licht. Der Fahrtwind zupfte an uns. Nachdenklich musterte ich Thefi. Also, bei Zair! Warum nicht hier und jetzt?
»Ich habe die Geschichte nicht erfunden, Thefi«, sagte ich. »Ich sehe in dir eine Freundin, und du weißt, daß Tyfar und ich Gefährten sind.«
»Ich weiß. Wir verdanken dir soviel ...«
»Nein, nein ... oder vielleicht mehr, als du ahnst.«
Das war nun wieder eine sehr dumme Bemerkung ...!
»Hör mal, Thefi, wegen Lobur werden wir irgend etwas arrangieren. Ich kenne mich mit solchen Affären aus. Ich nehme ihm nichts übel. Glaubst du mir das?«
Sie antwortete nicht sofort. »Ja«, sagte sie schließlich.
»Gut. Dann kann ich dir sagen, daß ich mich sehr unwohl gefühlt habe, als Thyllis mich von dem Calsany durch die Straßen zerren ließ. Außerdem ist Tyfar mit meiner Tochter Lela, der Prinzessin Majestrix, durch eine große Liebe verbunden, und es obliegt uns, alles zu
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