Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
erstarrte ich. Zwei schlammige schwarze Stiefel zeigten sich unterhalb des Kiels. Ihre Stellung verriet dem geübten Schwertkämpfer, daß der Mann kampfbereit verharrte und die Waffen erhoben hatte, um jeden anzugreifen, der womöglich unter dem Flieger hindurchkroch.
Ich hob die Brechstange.
Mit einem sehr unangenehmen Laut knallte die Eisenstange gegen den Knöchel, und die beiden Stiefel begannen heftig herumzuhüpfen. Gleich darauf war ich unter dem Flugboot hervorgekrochen und führte die Brechstange in einem weiten Hieb herum, der den Wächter bewußtlos zu Boden schickte. Sein Helm fiel zu Boden. Kollegen des Mannes liefen herbei, denn Telmont war so vernünftig gewesen, seine Voller mit einer starken Wache auszustatten. Die dumme Frau, die uns gerammt hatte, war offenbar verarztet und fortgeschickt worden; anschließend hatten die Wächter verstohlen ein Gläschen trinken wollen – bis das Lärmen der Auseinandersetzung sie alarmierte.
Ich setzte die Brechstange wie den Trakir eines Alejeximers ein, eine schwere Eisenstange, die an beiden Enden scharfgeschliffen ist und von den kriegerischen Alejeximern mit tödlicher Wirkung geschleudert wird. Auf diese Weise vermochte ich den ersten der brüllenden Wächter niederzustrecken. Thefi starrte mit angespanntem, aber nicht ernsthaft besorgtem Gesichtsausdruck über die Bordwand.
»Beeil dich, Jak!«
Ohne zu antworten und beflügelt durch Thefis offenkundiges Vertrauen, sprang ich an Bord. Sie ließ die Kontrollhebel nach vorn knallen und uns in die Lüfte schießen.
Als wir über den letzten Voller hinwegflogen, schaute ich hinab und empfand Bedauern. Es war kein riesiges Himmelsschiff, doch war es ziemlich groß und hatte drei Decks und viele Kampfstationen und Stege, doch schämte ich mich ein wenig meiner Anwandlung. Auf Kregen war das Schießpulver noch nicht erfunden worden (wenn es nach den Herren der Sterne ging, würde es wohl nie dazu kommen), und das war vermutlich eine gute Sache. Aber im Augenblick unseres Starts hätte ich es als sehr reizvoll empfunden, ein Faß Schießpulver mit kurzer brennender Lunte auf das andere Schiff werfen zu können.
»Gut gemacht, Thefi. Ein wenig nach rechts, dann geh auf unter Wipfelhöhe herunter. Ich glaube nicht, daß man mit einem solchen Manöver rechnet.«
Sie warf mir einen verwirrten Blick zu.
»Wäre es nicht am besten, wenn wir sofort nach Ruathytu fliegen? Dies ist ein schneller Voller.«
»Wenn du es befiehlst, Prinzessin, werden wir es tun. Aber ich habe meinen eigenen Voller da unten stehen, und ...«
»Natürlich!« Ihr Gesicht hatte sich gerötet, eine Tönung, die durch das rosafarbene Mondlicht zwischen den Wolken noch verstärkt würde. »Ich verstehe schon! Du willst mich in diesem Voller nach Ruathytu schicken und die Verfolger mit deinem Boot auf eine falsche Fährte locken und sie vermutlich um des Vergnügens willen weiter bekämpfen!«
Ihre Worte waren nicht sarkastisch oder ironisch gemeint; hier reagierte ein gekränktes Mädchen, das einer ungeliebten Situation entgehen möchte.
»Ja, mir war in der Tat der Gedanke gekommen ...«
»Na, dann laß ihn mal schleunigst wieder fahren, Jak! Wir fliegen zusammen.«
»Wie du willst. Ich kann nur hoffen, daß mein Voller nicht von Garnath oder seinen Helfern gefunden wird. Er war nur geliehen.«
Thefi warf den Kopf in den Nacken und lachte.
»Mein Vater kann dir ein Dutzend Flugboote kaufen!« Aber schnell wurde sie wieder ernst; offenbar hatte sie sich an ihre Probleme mit Lobur erinnert, wobei sie ihr eigenes Lachen als unpassend und spöttisch empfinden mußte.
Es wäre unnötig und ungeschickt gewesen, jetzt eine der üblichen oberflächlichen tröstenden Bemerkungen zu machen. Sie hatte gerade erst entdeckt, daß Lobur der Dolch nicht der Mann war, den sie in ihm gesehen hatte. Diese Art Entdeckung und die daraus resultierenden Seelenqualen lassen sich nicht mit freundlichen Worten überwinden.
Trotzdem ...
»Dein Vater und Tyfar würden Lobur vielleicht zu streng beurteilen, denn sie lieben dich und haben sich ...«
»... große Sorgen gemacht?«
»Nicht nur das, Thefi, nicht nur das.«
Meine Stimme klang barsch; sogar ich mußte das zugeben.
»Und wenn sie es tun ...«
»Aber wenigstens begreifen wir Loburs Gründe, warum er so gehandelt hat. Ich glaube, ich kann ihn verstehen. Er hatte bei dir keine Chance, wenn er nicht irgendeine kühne Tat vollbrachte, ein Jikai ...«
»Und was für ein Jikai ist das geworden!
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