Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
kommt.«
Ich spürte, daß er mich neckte – und doch an meiner Freude teilnahm. Nedfar hatte keine Herrscherin – auch keine Herzensdame, die für diese Rolle in Frage kam. Seit dem Tod seiner Frau hatte er einfach nicht den Mut gehabt, so drückte er es aus, wieder zu heiraten. Da Herrscherinnen also nicht gerade zahlreich waren, auch nicht auf Kregen, konnte sich auf meinem abweisenden alten Gesicht ein strahlendes Lächeln ausbreiten.
»Delia!«
»Aye, Jak, Herrscherin Delia, mögen alle Götter und Geister sie unter ihre Fittiche nehmen.«
»Wann ist sie hier?«
Er breitete die Arme aus. Die geheimnisvollen Kräfte der Zauberer aus Loh waren groß, sehr groß, und doch kann ich mir vorstellen, daß es für sie in den Grenzzonen des Okkulten Wissenslücken gibt, Dinge, die sie nicht vorhersagen können. »Sie eilt nach Ruathytu. Rings um sie tobt der frische Wind, tief unter ihr das Meer.«
»Nun ja, ich kann nur hoffen, daß es ihr gutgeht ...«
»Jak! Majister! Ich sollte dir für deinen Mangel an Vertrauen einen Tadel aussprechen.« Wenn Deb-Lu-Quienyin in diesen Tagen so nachdrücklich sprach, dann oft in amüsanter Erinnerung an frühere Zeiten. Meiner Einschätzung nach war er so ziemlich der mächtigste Zauberer aus Loh, den es überhaupt gab – auf jeden Fall in Hamal, wahrscheinlich auch in ganz Havilfar und Vallia zusammen.
Als Seg die Nachricht erfuhr, wurde er munter und begann mit mir Pläne für die kurze Zeit zwischen Nedfars Krönung und dem Beginn unseres Feldzugs gegen König Telmont zu schmieden.
Die großen Wachtrupps, die uns notgedrungen überallhin begleiten mußten, störten mich sehr, doch kamen Nachlässigkeiten und mangelnde Wachsamkeit nach dem unangenehmen Zwischenfall im Sensil-Paradies nicht mehr in Frage. Wir durften nicht zulassen, daß Nedfar ermordet wurde – aus nüchternen politischen Erwägungen ebenso wie aufgrund unserer engen Freundschaft.
Krönungen sind zwar im Grunde langweilig, doch gelten sie im allgemeinen als ungemein wichtige Ereignisse.
Wenn ich sage, daß Nedfars Krönung zum Herrscher von Hamal eine prächtige Angelegenheit war, voller Pomp und Feierlichkeit, eindrucksvoll in ihrer zivilisierten Prägung vor der spürbaren wilden kregischen Urnatur, so ist dies natürlich nur ein Gesamteindruck. Und wenn ich weiter sage, daß ich mich trotz der Feierlichkeiten vor allem an Delia und den gemeinsamen Urlaub vor den nächsten Kämpfen erinnere, so werden Sie das nicht mißverstehen. Meine Delia! Sie wurde mit jeder Saison schöner, lieblicher und auch – so wollte mir scheinen – ein wenig boshafter. Oft waren wir getrennt durch ihre Arbeit für die Schwestern der Rose, jene geheimnisvolle Frauenorganisation, die sich wohltätigen Zielen widmete, der Linderung von Leiden, sowie dem Schwert und der Peitsche. Aber im gleichen Maße schickten mich zu meinem Bedauern die Herren der Sterne überall auf Kregen herum, um für sie zu schuften. So nahmen Delia und ich das Glück in beide Hände, wann immer wir konnten.
Drak hatte die vallianischen Staatsgeschäfte fähigen Helfern überlassen und seine Mutter begleitet, und so nahmen wir an Nedfars Krönung teil und freuten uns an der Begeisterung der Massen.
»Wenigstens scheint das Volk seinen neuen Herrscher zu mögen«, sagte Drak, als wir uns nach dem zweiten Tag der Feierlichkeiten erholten.
»Das sollte es auch«, meinte Seg. »Für einen Hamalier ist er ein anständiger Mann, ein anständiger Mann.« Er richtete die klugen blauen Augen auf mich. »Und ich räume ein, daß wir uns möglicherweise, möglicherweise bisher in den Hamaliern getäuscht haben.« Dann stimmte er sein kühnes, spöttisches Lachen an. »Armbrüste eingeschlossen!«
»Du bist unverbesserlich!« sagte Delia, und alle, die sie kannten, lächelten über die Art und Weise, wie sie sich über eine Bemerkung lustig machte, die alle konventionell Denkenden mutig und schlau gefunden hätten. Raffiniert ist Delia, Herrscherin von Vallia – das hatte ich wahrlich schon am eigenen Leib erfahren!
Während der Ferien mußten wir den bevorstehenden Feldzug gegen Vad Garnath und König Telmont besprechen, und die Prozessionen und Paraden boten uns die Möglichkeit, die zur Verfügung stehenden Streitkräfte in Augenschein zu nehmen. Viele Männer waren natürlich nach Hause zurückgekehrt, was nach dem Verlust eines Krieges nur vernünftig ist. Die alten Regimenter waren ziemlich aufgerieben, viele gab es nicht mehr, andere waren
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