Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
zu tun sei. Inzwischen nannte ich meine Tochter ständig Jaezila, außer bei offiziellen Anlässen. Seg und Drak tranken miteinander und steckten diskutierend die Köpfe zusammen, und ich wußte gleich, daß das Gespräch nichts bringen konnte. Thefi war ebenfalls anwesend, eine hübsche Erscheinung, und nach einiger Zeit wanderte die Horde in den Nachbarraum, der größer und mit bequemen Sitzgelegenheiten ausgestattet war – und mit flaschenbeladenen Tischen. Immer mehr Leute kamen dazu. So ist das nun mal auf Kregen, offenbar eine Welt voller Leute, die jede Gelegenheit zu nutzen verstanden. Das Brausen der Stimmen nahm zu, und jeder schien sich den Kopf zu zerbrechen, wie man Tyfar und Jaezila am besten den bekümmerten Gesichtsausdruck nähme, wie man ihre Liebe einem glücklichen Ende zuführen könnte.
Das Gespräch kreiste um diese beiden Namen, die sich oft wiederholten – Jaezila und Tyfar.
Da ging die Tür auf, und Prinz Tyfar aus Hamal und die Prinzessin Majestrix aus Vallia traten ein.
Stille.
Starr und stumm wie Fische, die seit Jahrhunderten im Polareis eingefroren waren, verharrten die braven Leute, die eben noch fröhlich geplaudert hatten. Es war ein interessantes Erlebnis. Und doch lag etwas Wohlmeinendes darin, denn man wünschte den Liebenden wirklich alles Gute; gleichwohl fuhr eine schuldbewußte Röte über alle Gesichter.
»Dray«, wandte sich Delia an mich. »Du tanzt?«
Diese Frage hätte ein Regiment der wildesten Swods sofort Haltung annehmen lassen.
»O ja, Delia.«
Feierlich, den Klängen eines leise spielenden Orchesters folgend, das nur zwanzig Instrumente umfaßte, tanzten wir, woraufhin sich schnell – zum Glück sehr schnell, bei Zair! – der Raum mit Tänzern füllte. Auch Tyfar und Jaezila bewegten sich zur Musik. Und ich fragte mich, ob sie wußten, was es mit der Stille, von der sie begrüßt worden waren, auf sich hatte.
Jeder hätte in jenem Augenblick das Orchester zum Spielen anhalten können, um die allgemeine Verlegenheit zu überwinden. Aber wenn überhaupt, hätten dabei nur wenige so charmant und klug und geschickt vorgehen können wie meine Delia!
Gesellschaftliche Ereignisse dieser Art boten die Gelegenheit, sich zu unterhalten und jene kämpfenden Männer und Frauen zu taxieren, die sich um die Zukunft Hamals bemühen würden, die zugleich die Zukunft Paz' war, unseres Lebensbereichs auf Kregen.
Viele Männer, die mit uns in den Kampf marschieren würden, haben Sie in meinem langen Vortrag schon kennengelernt, viele andere aber sind noch nicht vorgestellt worden, Männer, die ich gut kannte und respektierte. Nath Karidge, der Delias persönliche Garde befehligte, die Ergebene Leibwache der Herrscherin, die ELH, war inzwischen zum Zan-Chuktar befördert worden und bekleidete damit einen sehr hohen Rang. Er bot ein flottes Bild, unser leichter Kavallerist, von seinen Stiefeln bis hinauf zum Helmbüschel. Als Zorcareiter liebte er Sporen nicht. Er war in ein Gespräch mit Mileon Ristemer vertieft, und es dauerte einen Augenblick, bis er den Schatten an seiner Schulter bemerkte, den Blick hob und mich anschaute. Sofort zeigte er sein kühnes Lächeln und nahm Haltung an.
»Steh locker, Nath! Dein Regiment tut dir Ehre. Aber eigentlich wollte ich Mileon sprechen.«
»Selbstverständlich, Majister. Ich ...«
»Du bleibst und berätst uns.«
Er lächelte erfreut. In der parfümierten Atmosphäre des Saals, in dem die Tanzenden umeinanderkreisten und das Orchester melodisch spielte, in dem Federn und Fächer wehten und die nackten Arme der Damen sich um die Hüften oder Schultern ihrer Partner legten, sprach mehr als eine ernste Gruppe von Kämpfern über die Aussichten der nahen Zukunft.
»Mileon, es geht um deinen Plan, die Thomplods einzusetzen. Ich habe gewisse Erfahrungen mit Turiloths, die riesig und schwer sind und jedes Burgtor eindrücken können.«
Mileon Ristemer nickte und konzentrierte sich sofort auf das Thema. Er war ein Paktun, Sohn des alten Nomile Ristemer, eines Bankiers aus Vondium, und war nach Hause zurückgekehrt, um für sein Land zu kämpfen. Ein kräftiger, untersetzter Mann, trug er am Hals den silbernen Mortilkopf und kommandierte als Jiktar inzwischen das neu aufgestellte vierte Regiment der Gelbjacken des Herrschers, die 4GJH. Seine Beförderung zum Ob-Chuktar stand unmittelbar bevor. Mileon Ristemer hatte Vorschläge über den Einsatz riesiger Tiere gemacht, die mit schweren Sänften voller Kämpfer in die Schlacht ziehen
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