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Saga von Dray Prescot 27 - Pandahem-Zyklus 01 - Die Labyrinthe von Scorpio

Saga von Dray Prescot 27 - Pandahem-Zyklus 01 - Die Labyrinthe von Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 27 - Pandahem-Zyklus 01 - Die Labyrinthe von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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dich kränken könnte? Sag es mir, Csitra die Hexe, sag es mir – wenn du kannst!«
    »Was ...« Wieder hob sie eine Hand an die Stirn.
    Das lange goldene Haar, das sie zur Verkleidung getragen hatte, damit ich in ihr Königin Mab sehen konnte, lag vergessen am Boden. Das eigene schimmernd schwarze Haar, über der Stirne hochgesteckt, straff an den Ohren entlanggezogen, paßte besser zu ihr. Die Schönheit blieb, doch war das Künstliche nun auf seltsame, ja, beängstigende Weise verschwunden. Sie war sie selbst, Csitra, und das Schreckliche war – daß sie als diese Person besser aussah und die bessere Position hatte.
    »Was meinst du damit?«
    »Mutter! Du darfst keine Zeit mehr verschwenden. Die Peiniger warten, und ich muß zuerst meine gerechte Rache auskosten!«
    Sie ließ den Kopf von einer Seite auf die andere rollen. »Phunik! Warte, warte ... hier ist mehr im Spiel ...«
    »Der Mann ist ein Sterblicher, er ist Dray Prescot, er ist dem Untergang geweint! Queyd-arn-tung! «
    Damit wollte er ausdrücken, daß genug geredet worden sei – aber das fand ich nicht; es mußte sogar noch viel diskutiert werden, und zwar äußerst schnell.
    Wieder vernahm ich jene Stimme aus meiner Kehle: »Seit wann läßt eine Mutter, und sei sie eine Hexe, sich von ihrem eigenen Kind beleidigen? Ich habe dich nicht gekränkt. Ich habe dich zuvorkommend behandelt ...«
    »Du hast meinen Zauberer getötet!«
    »Das geschah«, sagte die Stimme, »ehe ich dich kannte.«
    »Weißt du, Dray Prescot, was du da sagst?«
    Eine kluge Frage. Ich wußte es nicht. Aber ich war nicht in der Lage, mich auf Diskussionen einzulassen. Wieder meldete sich die Stimme aus meiner Kehle. »Ich kenne bisher nur wenige Hexen aus Loh. Ich verabscheue Prahlerei, Leute, die sich in den Vordergrund drängen, die der Eitelkeit frönen. Vielleicht hätte ich verstanden, wenn ich gewußt hätte, daß du eine Hexe aus Loh bist und keine bloße Königin. Begreifst du das, Csitra, die Hexe?«
    Ich selbst machte mir keine Illusionen. Ich kämpfte um mein Leben. Anstelle kalten Stahls gebrauchte ich eine Stimme und Zunge, die aus einer Quelle der Hinterlist tief in mir gespeist wurde. Wie dem auch sei – was kann schon das Schwert eines Zauberers gegen den Bann einer Hexe ausrichten?
    »Mutter!«
    Der Blick der grünen Augen ließ mich los und richtete sich auf die Sänfte.
    »Warte, mein Uhu, warte.«
    Und endlich wußte ich, was für ein Wesen in der Sänfte saß! Uhu – ein Hermaphrodit, halb Mann, halb Frau, gesegnet oder verflucht mit androgynen Eigenschaften, die sein oder ihr Leben paradiesisch oder höllisch prägen konnten. Uhu.
    »Warum, Mutter, warum?«
    »Weil ich es befehle!«
    In den grünen Augen pulsierte eine gewaltige okkulte Kraft.
    Meine nächste Frage war verrückt – die Frage, die die Stimme in mir formulierte: »Jung ist er, der Uhu?«
    »Ja, Dray Prescot, jung und unausgeprägt, ein Lehrling der magischen Hexen. Aber schon durchaus in der Lage, dich zu vernichten – wenn ich es so will.«
    »Aber warum solltest du es ausgerechnet jetzt wollen? Du siehst, ich rede nicht um den heißen Brei herum. Ich bin, was ich bin, was die Götter aus mir gemacht haben. Ich habe mich in dir geirrt. Das war ein Fehler, aber ein verständlicher. Was geschehen ist, ist geschehen. Daran kann nicht einmal eine Hexe etwas ändern.«
    »Meinst du?«
    Ich schnappte nach diesem Köder nicht.
    Ich spürte die Kälte in mir. Ich bebte. Wenn das Reden mich am Leben erhalten konnte, würde ich reden wie nie zuvor.
    Sie betrachtete mich, als wäre ich ein Froschschenkel, den sie gleich mit dem Messer zerteilen würde. »Wie kann ich dir trauen?«
    Ich atmete zittrig ein. Diese Worte verrieten, daß ich einen kleinen Sieg errungen hatte, daß ich mir ein wenig Zeit zum Manövrieren erkauft hatte.
    Der Uhu in der Sänfte forderte fauchend, ich solle ihm sofort ausgeliefert werden.
    »Phunik«, sagte Csitra die Hexe. »Ich habe hier noch einen Flugvogel zu satteln.« Damit brachte sie zum Ausdruck, daß noch etwas Wichtiges zu erledigen war. »Laß mich zufrieden. Spiel mit deinen Kreaturen. Ich rufe dich, wenn ich eine Entscheidung ...«
    »Mutter!«
    »Geh, mein Uhu, geh!«
    Sie kehrte der Sänfte samt dem grotesken Gefolge den Rücken.
    In der Luft schwangen Spannungen, die ich als schlichter Sterblicher nie würde verstehen können. Mir wollte scheinen, als klimperten die Kristallüster und wollten mich herabstürzend unter sich begraben. Die angenehm duftende

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