Saga von Dray Prescot 27 - Pandahem-Zyklus 01 - Die Labyrinthe von Scorpio
wildes Dschungeltier, das im Begriff stand, seine Beute anzuspringen. Sie hatte das goldene Haar herabgelassen, das sich geschmeidig um ihre nackten Schultern legte. Die Robe lag eng an der Hüfte an, ansonsten offen vom Hals bis zum Knöchel, und goldene Spitze schimmerte auf bleicher Haut. Ihr Mund zog sich schmollend und verlockend zusammen. Sie streckte mir einen nackten Arm hin.
»Jikai – ich warte ...«
Also wirklich ...
Urteilen Sie selbst, in welcher Verfassung ich war, denn ich rückte tatsächlich über das weite Bett zu ihr. O ja! Ich, Dray Prescot, wilder Leem-Kämpfer, näherte mich dieser verlockenden Frau, die sich zurücklehnte, deren goldenes Haar sich auf dem Kissen ausbreitete, während das Gewand sich öffnete. Es war nicht zu glauben!
Mir kam der Gedanke an Delia, und die Königin sagte: »Du liebst nicht zum erstenmal, Jikai, das spüre ich. Aber deine früheren Erlebnisse bedeuten nichts – sie waren unwichtig. Ich gebe zu, ich bin überrascht ...«
Ich mußte trocken schlucken. Ihr Parfum betäubte mich. Sie war nun wirklich wunderschön, das war deutlich zu sehen, wunderschön und begehrenswert.
Der rosa Schimmer, der über ihre Haut huschte, die Art und Weise, wie ihr Körper sich rundete, der rotschimmernde, leidenschaftliche Schmollmund ...
»Überrascht ...«, stammelte ich angestrengt. » Ich bin überrascht ...«
»Das solltest du eigentlich nicht sein. Ich bin unwiderstehlich! Meine Überraschung bezieht sich auf mich selbst, daß ich so heftige Zuneigung zu dir empfinde.«
In meinem Kopf begann es zu brausen. Auf dem ganzen weiten Kregen gab es nur noch den Körper der Königin, die vor mir lag. Langsam rückte ich weiter vor, ich kroch über die seidenweiche Bettdecke. Sie hob die nackten Arme, weiß und rosa vor der intensiven Farbe ihres Haars.
»Unwiderstehlich! Kein Mann kann mir widerstehen, nicht einmal du, Dray Prescot.«
»Majestrix«, murmelte ich.
»Sehnsucht nach dir quält mich«, fuhr sie fort, tiefe Röte wallte über ihr Gesicht, ihr Körper hob sich mir entgegen. »Ich bin bereit ... du bist wahrlich der glücklichste Mann ...«
Sie war sich ihrer Sache sehr sicher. Nun ja, dazu hatte sie jedes Recht. Sie war wirklich betörend. Und arrogant vor Macht, sich ihrer Wirkung überaus bewußt. Frauen kennen ihre Macht, das ist unbestreitbar. Auch setzen sie sie ein, das ist ebenso klar. Zweifellos brüsten sie sich vor Geschlechtsgenossinnen mit ihren Eroberungen. Bei Männern ist mir das zuwider, und ich ziehe mich normalerweise schnell zurück, wenn jemand mit langweiligen Frauengeschichten anfängt. Was Frauen betrifft, die sich so gegenüber Männern äußern ...
Plötzlich erstand Delias Bild vor mir und wirkte wie eine kalte Dusche.
Ich erstarrte.
Mab bemerkte meine Reaktion. Ihr Gesicht wurde länger, ihre Augen begannen im Lampenschein zu funkeln, ihr Blick klammerte sich fest wie das Gebiß eines Hais.
Zwei Dinge geschahen – mir fiel etwas ein, außerdem gab es eine Bewegung. Ich glaube ehrlich daran und würde mein unsterbliches Ib darauf wetten, daß ich sie durchschaute und vor ihr zurückwich, ehe diese beiden Ereignisse eintraten.
Erstens die Erinnerung – mir fiel plötzlich ein, wie sie mich genannt hatte, ohne daß wir uns Llahal gesagt oder das Pappattu absolviert hatten.
Das zweite, die Bewegung, ging von einem frechen braunroten Skorpion aus, der unter den Kissen hervorkroch und mit schwankendem Stachel vor dem nackten Körper der Königin stand.
Vom Gongschlag gerettet?
Nein!
Gerettet, weil ich endlich und viel zu spät erkannte, was sich hier tat. Viele Männer würden an meiner Stelle nicht von einer Rettung sprechen, sondern mich als umnachteten Idioten bezeichnen. Aber ich wußte Bescheid und konnte mir die weitere Entwicklung vorstellen – und wurde von der schrecklichen Erkenntnis überwältigt.
Sie erblickte den Skorpion.
Sie schrie auf.
Im Gegensatz zu mir kam ihr der Skorpion sehr real vor – für sie gehörte er nicht zu dem Schauspiel, das hier ablief.
Schon war sie vom Bett gekrochen und huschte auf die Vorhänge zu, durch die sich Anglar bereits hereindrängte, dichtauf gefolgt von Nath dem Kaktu, dem massigen Chulik. Anglar warf einen weiten grünschwarzen Mantel um die Frau, unter dem Körper und Kopf verschwanden; mit dem Mantel wirkte sie plötzlich wie ein verändertes Wesen. Das goldene Haar löste sich und fiel herab. Dunkel schimmerndes Haar zeigte sich über ihrer Stirn. Das Gesicht erbleichte vor
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