Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia
die Runde und verfolgte das Schauspiel.
Die Kovneva deutete auf zwei Kampfmädchen, die vortraten und ihre Bögen auf Delias Brust richteten. Diese Maßnahme zeigte einmal mehr, wie grausam die Kovneva war. Sie genoß ihre Macht, sie genoß es, Befehle zu geben. »Chica, ich glaube, du bist hier gerade herausgefordert worden.«
»Aye, meine Dame! Der Kampf soll stattfinden!«
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Nyleen Gillois na Sagaie, Kovneva von Vindelka, Folterin unzähliger Männer, Möchtegern-Mörderin ihres Mannes, Möchtegern-Frau und -Mörderin des Herrschers, hatte sich in gründlichen Studien mit der Geschichte Lohs vertraut gemacht. Schon als junges Mädchen hatte sie sich auf die Unterlippe gebissen und im kalten Evir viel über den geheimnisvollen Kontinent Loh und die Königin des Schmerzes gelesen.
Eine lohische Königin des Schmerzes zu sein!
Sie hatte sich nie für eine grausame Frau gehalten. Sie war lediglich das Instrument, mit dessen Hilfe das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern angeglichen werden konnte. Fiacola der Blick, die Hexe, hatte zu ihrem Erfolg vielleicht mehr beigetragen, als Nyleen sich eingestand. In dem bevorstehenden Kampf sah sie jedenfalls mehr als einen Racheakt.
Ihr eiskaltes Gesicht spiegelte die innere Freude und Befriedigung angesichts der Macht, Chica die Reißzähne dermaßen auf die Probe zu stellen. Nyleen war sich stets der Notwendigkeit bewußt, ihre Macht zu demonstrieren und zu erhalten. Die Sklavin verstand sich auf dem Umgang mit dem Rapier. Nun gut, sollte also Chica die Reißzähne sie in die Disziplin nehmen, sie verwunden, dabei konnte sich Nyleen an Chicas Peitsche und Klaue weiden und an den Risiken, die das Mädchen mit dem Zunamen Reißzähne einging!
Man trug die ächzende Nadia die Candade hinaus; sie schien sich zu fragen, in welchen Wirbelwind sie geraten war. Delia wurden sämtliche Waffen abgenommen. Aufmerksam musterte sie Chica die Reißzähne. Sie spürte einen Puls an ihrer Schläfe. Sie wußte durchaus, was nun kommen würde, und reckte das Kinn.
»Also gut, Chica die Reißzähne. Du bist herausgefordert.«
»Gebt ihr eine Peitsche und holt meinen Reißzahn! Und die Balasskästen.« Chica machte kehrt, eine harte, bewegliche Frau, und schaute Delia naserümpfend an. »Du forderst mich heraus, du Torin! Es geht hier nicht nur um einen Kampf mit Peitschen!«
Da wußte Delia genau Bescheid.
Nun ja, wenn sie ein wenig mehr geübt hätte, wäre ihr jetzt vielleicht nicht so flau um den Magen.
Man brachte ihr eine Peitsche, einen langen schlangengleichen Riemen. Chica erhielt ihre Lieblingspeitsche, Reißzahn genannt, und ließ die Rute herauszüngeln. Das Material war lang und hart und biegsam und konnte eingesetzt werden, um Schmerz zu erzeugen, aber auch um zu töten. Chica war seine Herrin.
Auf dem Tisch vor Nyleen wurden Balasskästen bereitgestellt, mit Bronze umfaßt, dreifach verschlossen. Einen Deckel öffnete Chica sofort und nahm ihre Klaue heraus. Sie hielt das Gebilde hoch, ein Kunstwerk aus Scharnieren, schimmerndem Stahl, breiten Bändern und messerscharfen Krallen.
Die Hand funkelte im Flammenschein. »Hai!« rief sie stürmisch. »Hier siehst du deinen Tod!«
Aus dem zweiten Kasten nahm Delia die für sie bestimmte Kralle. Es war ein gutes, ordentlich gearbeitetes Stück, das auch einigermaßen scharf zu sein schien. Kein Zweifel, wenn sie die Klaue benutzen mußte, hätte sie dazu am liebsten ein Rapier geführt. Sie mußte sehen, wie sie mit der Peitsche zurechtkam. Sie mußte damit zurechtkommen, denn Chicas Absichten waren eindeutig. Delia hielt die Klaue einen Augenblick lang in der Hand, bis Chica verächtlich lachte.
»Helft ihr, das Ding anzuschnallen. Ich will ihr jede Chance geben - trotzdem ist klar, daß sie von einem Jikvar nichts versteht, absolut nichts.«
Nyleen verfolgte die Szene wonnevoll im Kreis ihrer Vertrauten. Die Klaue wurde Delia über den linken Arm und die Hand geschnallt. Sie spannte die Muskeln, drehte den Arm, zog ihn zurück und ließ ihn vorschnellen. Die Klaue paßte überraschend gut. Sie musterte Chica die Reißzähne, deren wirklicher Name vielleicht ganz anders lautete. Sie hatte in Lancival eine Ausbildung genossen und war einst eine Schwester der Rose gewesen. Das war der traurige Aspekt für Delia - diese Erkenntnis und der Gedanke, daß dieses Mädchen mit Zauberkräften herabgewürdigt und von ihrem Eid abgebracht worden war.
Nyleen beugte sich vor. Sie atmete schneller als
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