Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia
langsam den Mund und drehte sich halb zu ihrem Hikdar der Kampfmädchen um. Nadia bebte am ganzen Körper. Sie übte das Amt eines Cadade aus, eines Hauptmanns der Leibwache, und sie schäumte vor Wut.
»Ja, Nadia, mein kämpfender Leem. Mal sehen, was sie zustande bringt.«
»Meine Dame, ich würde es vorziehen, mit der Klaue gegen sie zu kämpfen«, sagte Chica bedauernd.
»Diese Chance bekommst du nicht, Chica die Reißzähne!« Nadia zog ihren linkshändigen Dolch. »Ich zerschneide sie kunstvoll…«
Man entfernte die Rüstung, die Delia angelegt hatte. Dann schob man ihr Rapier und Main-Gauche in die Hände. Als sie in den freien Raum zwischen den Tischen gestoßen wurde, trug sie nur noch einen sklavengrauen Lendenschurz.
Die Griffe der Waffen fühlten sich angenehm an - das war bei einer wahren Meisterin der Klingen auch nicht anders zu erwarten. Wenn sie sterben sollte, nun ja, dann würde sie eben sterben und sich bemühen, das sonnige Hochland jenseits der Eisgletscher Sicces zu erreichen. Aber bis es soweit war, würden Schwert und Dolch nicht mehr silbern schimmern.
Beinahe gelassen, mit einer müde wirkenden Bewegung drehte sie sich um und hob die Waffen.
»Ich bin bereit«, sagte sie mit leiser Stimme. »Schick dein Ungeziefer in den Ring, Nyleen die Üble.«
Ein Raunen machte die Runde. Im ersten Augenblick fürchtete Delia, sie haben den Bogen überspannt. Aber Nyleen stimmte nur ihr perliges Lachen an und bewegte die Hand. Offenkundig freute sie sich auf ein anregendes, prächtig zu genießendes Schauspiel!
Nadia verschwendete keine Zeit. Sie sprang mit blitzendem Stahl in eine Parade. Sie wollte allen zeigen, daß sie die größte Schwertkämpferin im Saal war, sie wollte diese dumme, freche Sklavin kunstvoll zerstückeln. Die dumme Shif sollte leiden. Sie war äußerst selbstbewußt.
Der unbekannte Ausbilder Nadias hatte sein Handwerk verstanden und gründlich gearbeitet. Daß sie im Verband der Jikai-Vuvushis in den Rang eines Hikdar aufgestiegen war, bedeutete ja, daß sie zu kämpfen wußte. Darüber hinaus zum Cadade einer Kovneva-Leibwache bestimmt zu werden, hieß, daß sie auch mit Frauen umgehen konnte - und Männern. Sie kämpfte gekonnt und geschickt. Aber es dauerte nicht lange, da hatte Delia ihre Grenzen erkundet. Sie bewegte sich hölzern, ihr fehlte jener Funke, jene undefinierbare Ader des wahren Schwertkämpfers. Es dauerte nicht lange, da machte Nadia immer nachdrücklicher die schreckliche Erfahrung, daß ihre Angriffe ins Leere gingen, daß ihre raffiniertesten Finten nichts brachten, daß ihr Blut über den Arm, das Bein, über den Rand des Brustpanzers lief.
Ein Seufzen ging durch die Reihen der Zuschauerinnen und erstarb wieder. Bezaubert, ungläubig, staunend verfolgten sie den Kampf.
Delia war nicht grausam. Sobald sie Nadia ausgekundschaftet hatte, kämpfte sie sie nicht bösartig nieder. Ihr ging es nicht darum, die eingebildete Frau einfach zu töten.
Sie brauchte sich nicht einmal sonderlich anzustrengen. Die Klingen kratzten und glitten aneinander entlang, prallten im typischen Klirren des Kampfes aufeinander. Blut strömte, Nadias Blut…
Schließlich vollführte Delia eine hübsche kleine Passage, an die sie sich gern von früher erinnerte, traf Nadia in einen Schenkel, zog die Waffe sofort zurück und verwundete sie prompt am anderen Bein. Der feste Schutzbehang konnte die geschickt geführten Stiche nicht bremsen.
Blutend, schmerzhaft verwundet, ihr Schicksal nicht fassend, sank Nadia zu Boden. Die Waffen glitten ihr aus den Händen. Delia setzte ihr die Spitze des Rapiers gegen die Kehle.
»Na, Nyleen?« fragte sie, noch immer mit ihrer leisen Sklavinnenstimme. »Und?«
Stille. Zwei Herzschläge lang, dann brandeten Stimmen auf, und Chica sprang vor.
»Laß mich!« kreischte Chica und griff nach ihrer Peitsche.
Der Riemen zuckte auf Delia zu. Mit einem kurzen verächtlichen Aufzucken ihres Dolches fing Delia den Angriff ab, wickelte die Spitze der Peitsche ein. Die Frauen waren sprachlos.
Nyleen erhob ihre Stimme durch das allgemeine Murmeln. Alle Anwesenden verstummten, um sich anzuhören, was die Kovneva zu sagen hatte.
»Die üblen Männer haben ihren Jikordur und Hyr-Jikordur, bei der das Zweikampfritual genau vorgeschrieben ist. Nun, sind wir geringer? Bringen wir das, was die Männer vermögen, nicht auch zustande?«
Da steigerte sich das Geheul, und die Frauen schrien nach Blut.
Rapier und Main-Gauche halb erhoben, schaute Delia in
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