Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio
Funken.
Vor mir machte ich eine unregelmäßige Öffnung aus.
Nachdem die Gefahr der Leems ausgestanden war, schien der Priester wieder ein wenig zu Sinnen zu kommen. Er stand auf, als ich ihm einen Tritt versetzte und an seiner Tunika hochzerrte.
»Du bist ein toter Mann, Ungläubiger, Beschmutzer unserer...«
»Halt den Mund!« fauchte er. »Weitergehen!«
Während wir die letzten Schritte machten, nahm das Gebrüll hinter uns an Lautstärke zu. Eine dünne Rauchschwade überholte uns, und der Priester mußte heftig husten, was ich nur mit einem Lachen quittieren konnte. Wir mußten einen erstaunlichen Anblick geboten haben, wie wir da halb von Sinnen vor Angst, halb verkohlt und nach Leem stinkend, durch ein gekentertes Schiffswrack eilten.
Bis zu diesem Augenblick schien der Priester vergessen zu haben, daß er ein Schwert an der Hüfte trug, zumindest hatte er nicht versucht, die Waffe zu ziehen.
Während ich mich nun der unregelmäßigen Öffnung näherte, deren Rand längst herausgefallen war, deren umgebende Planken bereits zu Staub zu zerfallen begannen, entsann sich der Priester plötzlich seines Schwertes. Gleichzeitig fiel ihm wohl auch wieder seine Gemeinde und die Tatsache ein, daß er der Oberpriester und eigentlich ein Mann war.
Aus welchem Grund auch immer - er wählte den Augenblick, als ich mich vorbeugte und aus dem Loch schaute, um sein Schwert zu ziehen und den Versuch einzuleiten, mir den Kopf abzuschlagen.
Der Thraxter ließ sein leises metallisches Flüstern ertönen, als er die Scheide verließ.
Der Priester war kein Kämpfer. Ich brauchte mich nur zu bewegen - zur Seite, hinab und herum, das Kind wie immer abschirmend -, und schon ging der mit keuchender Verzweiflung geführte Streich des Priesters gegen die Schiffswandung. Das Schwert traf auf Holz, blieb stecken und ließ sich nicht wieder herausziehen. Der Mann kämpfte mit dem Ding, zerrte verzweifelt am Griff, dann warf er mir einen Blick zu, der geeignet war, mir das Mark in den Knochen gefrieren zu lassen.
»Sag mir eins«, bemerkte ich, »warum sollte ich dich nicht töten?«
Er blinzelte mich an und schluckte und zog noch immer an dem im Holz festsitzenden Schwert. »Du hast mich aus einem bestimmten Grund aus dem Tempel hierhergebracht - nicht um mich zu töten.«
»Richtig«, antwortete ich, als wäre mir mein Grund plötzlich wieder eingefallen. »Du hast ganz recht. Nun steig durch das Loch. Bratch!«
Als er dieses brutale Kommando vernahm, zuckte er zusammen, rafftedie Robe zusammen und schwang ein Bein durch die verrottete Öffnung. Ich versetzte ihm einen Stoß, und schreiend kippte er nach draußen.
Die letzte Strahlung der roten und grünen Sonne leuchtete außerhalb des Loches, miteinander verwobene Himmelsfarben, die sich ewig umkreisten, in Liebe und Haß. Nun ja, heute nacht würde ich mich noch ein bißchen winden müssen, ehe ich der Braunsilbernen ledig war. Ich schaute kurz zurück zu den Leems, die ihr Toben noch immer nicht eingestellt hatten. Die Leem-Freunde würden einige Zeit brauchen, um die Ketten zu verkürzen. Ich mußte schnell machen, ehe sie auf den Gedanken kamen, über den Strand auszuschwärmen und uns den Weg abzuschneiden.
Als ich den Fuß auf den zersplitterten Rand der Öffnung setzte, gewahrte ich ein Funkeln auf halber Höhe der Trennwand. Ich schaute genauer hin. Ein fast waagrechter Sonnenstrahl drang durch das Loch ins Schiffsinnere und ließ die Klingen eines Dreizacks schimmern, der noch tief im Holz steckte.
Die Leems schrien und fauchten, und das schien mir darauf hinzudeuten, daß sie an ihren Ketten zurückgezogen wurden. Der Oberpriester torkelte vermutlich bereits wie ein Betrunkener durch den Sand, um uns zu entfliehen. Das Kind weinte noch heftiger und war durch und durch feucht. Zugleich hatten es die entarteten Anhänger eines unsäglichen Kults auf mein Blut abgesehen - und einige mußten bereits draußen auf dem Strand ihr Unwesen treiben. Ich wandte mich von der Öffnung ab, ging zur Seitenwand und zerrte den schmalen Dreizack los.
Erst dann tauchte ich durch das Loch und sprang in die Tiefe.
Wie erwartet hatte der Priester die Flucht ergriffen - eine wehende Silhouette vor dem Abendlicht. Im gleichen Augenblick stieß ich mit dem Fuß gegen etwas Hartes im Sand. Es war die vom Priester abgeworfene Silbermaske. Nachdenklich hob ich sie auf. Drüben am Eingang zum Schiff ertönte Geschrei. Die Zeit wurde knapp. Der Oberpriester war entkommen. Glück für
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