Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze
bewegten sich zuckend über den Köpfen. Kreuz und quer stehende Zähne wurden entblößt, denn sogar Katakis vermochten in dieser Situation etwas Komisches zu sehen.
»Shishi! Du sprichst zu kühn!«
»Aus dem Weg, ihr Rasts!«
Das gefiel den Burschen nun wirklich nicht. Einer hob eine Hand und packte Dame Milsi am Arm, während ein anderer ihr den langen Schwanz um die Taille drehte.
»Ho! Da hätten wir schon wieder eine für die Sklavenkette! Ein vielversprechendes Stück Ware!«
Seg sprang vor wie ein raubtierhafter Leem. Wild, tödlich, gnadenlos. Zweimal traf seine Faust.
Die beiden Katakis sanken bewußtlos zu Boden.
»Raus hier, und zwar schnell! Kommt, ihr beiden – Diomb, steck das verflixte Blasrohr weg!«
Die vier stürmten aus der Taverne, liefen, so schnell sie konnten, über den Platz und verschwanden in der erstbesten Gasse, die zu einem Labyrinth enger Durchgänge führte. Segs Ziel war der Fluß.
»Wohin?« fragte Milsi keuchend. Sie lief mit erhobenem Kopf, doch mit fließenden Bewegungen, bei der ihre Hüften weit ausschwangen.
»Fluß. Ein Boot. Die Regenfälle ... müssen bald anfangen. Schnell, Frau – lauf!«
Die Dinkus hielten mühelos Schritt. Seg achtete allerdings darauf, nicht zu schnell zu laufen. Er konnte die beiden nicht im Stich lassen – ebensowenig Milsi, die das Problem heraufbeschworen hatte.
Bald würde der heftige Regen beginnen, alles in Wasser tauchen und den Lehmboden in einen Schlammsumpf verwandeln. Bis es soweit war, wollte er auf dem Fluß schon ein gutes Stück zurückgelegt haben.
Am Ufer bot sich eine Szene träger Tatenlosigkeit. Um diese Zeit arbeiteten keine Fischer, denn sie warteten auf den Wolkenbruch. Am lebhaftesten ging es noch neben einem langen, schmalen kanuähnlichen Boot zu, in das die Kataki-Sklaventreiber, die schon über den Dorfplatz gezogen waren, ihre Ware verluden.
Diomb fällte die Entscheidung.
Rutschend kam er zum Stillstand und hob das Blasrohr.
»Verflixte Kataki!« sagte er.
Dann blies er die Wangen auf und schickte den ersten Pfeil auf den Weg.
Seg jaulte bestürzt auf, aber der Schaden war bereits angerichtet.
Er riß seinen Bogen nach vorn, legte einen Pfeil auf, und schon hatte Diomb eine zweite Spitze auf den Weg gebracht. Zwei Katakis faßten sich erstaunt oberhalb der Rüstung an den Nacken. Sie erblickten die Pygmäen und wollten schon zu spotten beginnen, da stürzten sie schlaff zu Boden.
Ein dritter wurde von einem winzigen Pfeil an der Kehle getroffen, der vierte im finsteren Gesicht. Auch er konnte sich nicht mehr lange auf den Beinen halten.
Der fünfte und der sechste wurden Opfer von Segs Pfeilen. Der siebente versuchte zu fliehen und wurde ironischerweise in die fleischige Wurzel seines Schwanzes getroffen. Er lief weiter, konnte nicht mehr stehenbleiben und stürzte kopfüber ins Wasser.
Ein heftiges Plätschern und Schwappen begann, dann knirschten riesige Kiefer.
Seg stürmte zu dem kanuähnlichen Boot, das in dieser Gegend Schinkitree genannt wurde, und starrte auf die Sklaven hinab.
»Wer will mit mir in die Freiheit paddeln?«
»Ich!« – »Ich!«
»Na gut. Du«, – er deutete auf den Och –, »suchst die Schlüssel. Du«, – eine energische Geste in Richtung Chulik –, »wirfst die gemeinen Katakis in den Fluß, sobald wir die Schlüssel haben. Bratch! «
Diesem Kommando leisteten die Sklaven sofort Folge: sie bewegten sich auf das schnellste.
Der Schlüssel wurde gefunden, die geschickten Finger des kleinen Och ließen die ersten Sklaven von der Kette, der Chulik warf Seg einen mürrischen Blick zu und warf die Katakis nach und nach in den Fluß, wo sie ein Opfer der Raubfische wurden.
»Alles an Bord!« rief Seg. »Beeilung!«
Obwohl es eine sehr lebhafte Szene war, fanden die beiden Dinkus Zeit, Milsi an Bord zu geleiten. Sie betrat mit einer königlichen Haltung den Schinkitree, die wirklich hübsch anzuschauen war. Seg stieß das Boot ab. Er starrte nach hinten zwischen die Häuser.
Aus dem Gassengewirr stürmten Männer, Apims, Katakis, Rapas. Sie alle brüllten und schwenkten ihre Waffen. Seg machte sich nicht die Mühe, sie zu beschießen. Er hatte keine Zeit gehabt, seine verschossenen Pfeile herauszuschneiden, und wollte mit dem restlichen Vorrat sparsam umgehen. Getrieben von den energischen Paddelschlägen der befreiten Sklaven, bewegte sich das Boot schnell in die Flußmitte.
Dann begann der Regen herabzurauschen.
Ein dichter Wasservorhang prallte auf das Ufer,
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