Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze
ihre Heimatstadt mit einem kühlen »Danke« abspeiste, sich abwandte und ihn vergaß.
Nun ja, dann mußte es eben sein, bei Vox! Er wußte jedenfalls, was er wollte – hier und jetzt. Sollte das Abenteuer jene Wendung nehmen, wollte er sein Können, seine ganze Schlauheit einsetzen, dieses Ergebnis zu ändern ...
Was früher geschehen war, war vorbei. Eine Rauchwolke, im Wind vergangen.
»Bei Beng Dikkane!« wandte er sich an den Schutzheiligen aller Ale-Trinker in Paz. »Ein hübscher Trank wäre mir jetzt gerade recht!«
Diomb, der hinter ihm stapfte, hörte nicht auf, Fragen zu stellen.
»Was ist ein Vosk? Was sind Momolams? Und Ponsho? Was ist Dopa?«
Halb amüsiert, aber geduldig antwortete Milsi. Sie kannte die Verantwortung, die sie auf sich genommen hatte, als sie die beiden Dinkus als Reisebegleiter akzeptierte.
Seg fiel auf, wie selbstverständlich sie die beiden kleinwüchsigen Menschen behandelte, ruhig und doch mit gelassener Autorität, einer Fähigkeit, die sie als Hofdame einer Königin gelernt haben mußte.
Bamba plapperte nicht weniger als Diomb.
»Was ist ein Spinnrad? Was sind Karren?«
Und Diomb: »Was ist ein Schiff?«
Seg ging langsamer und spitzte die Ohren.
Milsi zögerte nicht mit ihrer Antwort. Sie äußerte sich ruhig und sicher.
»Oh, ein Schiff ist ein sehr großes Boot. Ich habe euch schon erzählt, daß ein Boot auf dem Wasser schwimmt und Menschen und Gegenstände befördert. Schiffe reisen weite Strecken über den Ozean, getrieben von den Winden des Himmels, und bringen seltsame, exotische Waren mit nach Hause.«
Seg überlegte, daß Milsi einiges über Schiffe zu wissen schien und sich sehr positiv darüber äußerte. Wie war dies möglich – hier in der Mitte eines Dschungels mit einem großen Fluß als einziger Informationsquelle? Natürlich konnte sie ihr Wissen aus Büchern bezogen haben. Aus ihren Worten leitete Seg aber die Überzeugung ab, daß sie gesehen hatte, was sie so lebhaft beschrieb, daß sie ganze Armaden von Segelschiffen auf leuchtendem Meer erschaut hatte, die in alle Winkel der Welt aufbrachen, um als Schatzbringer zurückzukehren.
Wenn seine ehrenwerten Absichten ihr gegenüber jemals Wirklichkeit werden sollten, mußte er noch viel, sehr viel über ihre Vergangenheit erfahren. Dann stimmte er sein altes kühnes Lachen an, das diesmal aber ihm selbst galt. Beim Verschleierten Froyvil! Was scherte ihn ihre Vergangenheit? Er würde tun, was er tun würde, er würde seine Rolle mannhaft weiterspielen, und wenn Erthyr der Bogen ihm wohlgesonnen war, würde er erringen, was sein Herz begehrte.
6
Zur etwa vorausberechneten Zeit erreichten sie den Kazzchun-Fluß und wandten sich am Ufer nach Norden. Das braune Wasser glitt vorüber und beförderte in beiden Richtungen zahlreiche Handelsschiffe. Noch waren viele Segel zu sehen; nach Milsis Informationen war der Fluß noch ein gutes Stück weit befahrbar. Danach drangen paddelgetriebene Barken noch viele Dwaburs tiefer ins Binnenland vor.
Der ersten Stadt näherten sie sich mit der gebotenen Vorsicht, auch wenn Milsi behauptete, daß Fremde hier damit rechnen konnten, freundlich begrüßt und versorgt zu werden.
»Ein großgewachsener, kräftiger Bogenschütze und zwei Dinkus aus dem Wald mögen zwar unliebsames Aufsehen erregen«, sagte sie und ließ eine kleine Furche zwischen den hübschen Augenbrauen erscheinen, »doch dürften fröhliche Worte und vielleicht eine kleine Gabe an die hiesige Gottheit den Weg ebnen.«
»Das hoffe ich auch«, sagte Seg, »obwohl der Tempel, den ich am dringendsten brauche, mit der nächstbesten Taverne identisch ist.«
»Ich soll wohl noch glauben, daß du ein Trunkenbold bist, Seg Segutorio!«
»O nein, meine Dame – nur daß ein müder Reisender sich von Zeit zu Zeit den Staub aus der Kehle spülen muß.«
»Das werden wir sehen.«
Der Ort hieß Lasindle, eine kleine schäbige Siedlung aus luftigen Holzhäusern, gedeckt mit Papishinblättern, die überall auf Kregen für diesen Zweck verwendet werden. Weder Seg noch Milsi zeigten sich überrascht, daß in Orten, die so weit voneinander entfernt waren, ähnliche Pflanzen wuchsen und die gleichen Tiere gezüchtet wurden. Ihnen kam das ganz natürlich vor. Es gab auf den verschiedenen kregischen Kontinenten so viele seltsame Pflanzen und Tiere, daß solche generellen Übereinstimmungen nicht auffielen.
Die in dieser Gegend angebetete Gottheit war eine fischschwänzige Dame namens Kazzchun-faril. Ihr
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