Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze
spontan und ein wenig mehr der Gerechtigkeit zugetan.«
»Aye, Majister. Aber immerhin habe ich deine Aussage bestätigen lassen.«
»Richtig, und das ist der Grund, warum du noch lebst und den Anspruch auf Ländereien, Besitztümer, Titel und Kopf nicht verloren hast. Doch ist mir aufgefallen, daß du großen Spaß dabei hattest, die Macht eines Königs auszuüben.«
Rahishta schnappte nach Luft, Llipton senkte lediglich den Kopf.
»Würdest du der Königin Mab auch dann treu bleiben, wenn sie das Land verließe? Würdest du für Dame Mishti Mab sorgen, wenn sie bliebe?«
Kov Llipton hob den buschigen Löwenkopf und starrte Seg offen an. Langsam hob er eine Hand. »Das schwöre ich bei meinem Leben und beim Leben meiner Frau und meiner Kinder, im Angesicht Numi-Hyrjovs des Allprächtigen und Pandrite des Allsehenden.«
»So sei es denn, Kov Llipton. Ich wünsche dir Freude bei deiner Aufgabe – wenn die Königin einverstanden ist.«
Die Stunden vergingen – Tropfen um Tropfen, die durch die Clepsydra rannen.
»Es wird mir nicht leid tun«, sagte Milsi, als sie einen hochgelegenen Balkon verließen, unter dem die Menschenmenge jubelte. »Ich freue mich vielmehr auf mein Bett heute abend.«
»›Müdigkeit ist eine Sünde‹«, zitierte Seg.
Als sie nach den Feierlichkeiten endlich allein waren, sagte Milsi seufzend: »Ich weiß, was dich beschäftigt, Liebling. Ich glaube, es gibt in Vallia viele Gegenden, die Jholaix sehr ähnlich sind.«
»Wir züchten dort schöne Trauben und machen guten Wein – der natürlich nicht so hervorragend sein wird als der aus Jholaix. Es ist allein deine Entscheidung. Du kennst meine Gefühle ...«
»Und ich fühle genauso!«
»Gleich morgen früh geben wir Jaidur Bescheid.«
»Aber nicht zu früh!«
Als sie am nächsten Tag Mishti informierten, warf sie hochmütig den Kopf in den Nacken und verkündete: »Das freut mich! Ich bin eine erwachsene Prinzessin und kann nun freier tun, was ich tun möchte. Immerhin hat der Cramph Muryan sich darauf verstanden, mich wie eine Königin zu behandeln.«
»Er hat dem Bogenschützen befohlen, dich zu töten, Mishti!«
»Ja, Mutter, er ist rachsüchtig. Und wo ist dieser Mann jetzt? Ich schicke ihn schwimmen, das schwöre ich ...«
»Er war nur ein Bogenschütze aus Loh«, sagte Seg, »der sich seinen Sold verdienen mußte.«
Nag-So-Spangchin war spurlos verschwunden. Ihn begleiteten etwa zwanzig Mann seines Bogenschützenregiments. Seg dachte an den Schuß, mit dem er einen Pfeil vom Himmel geholt hatte, und spürte Unbehagen. Vielleicht hatte er sich geirrt, aber natürlich hatte er in einem solchen Augenblick kein Risiko eingehen dürfen – trotzdem nagte ein Zweifel an ihm. Überall wurde von dem wundersamen Schuß gesprochen.
Alles war bereit! Alles war vorbereitet. Seg wurde von seinen Gefährten nicht enttäuscht. Sie alle wollten ihn auf dem Flug begleiten. Er freute sich schon darauf, sie in den Reihen der Kroveres von Iztar zu begrüßen. So nahte die Stunde des Abschieds.
Skort und seine Clawsangs klammerten sich ein wenig verzweifelt an Streben und Relingrohren fest, während das Himmelsschiff in die Luft stieg. Fliegen war für sie ein neues und ziemlich aufregendes Erlebnis. Milsi blieb gelassen und unnahbar und zeigte ein ganz und gar bewundernswürdiges Äußeres. Seg legte ihr vor den Augen der Menge den Arm um die Hüfte – eine Geste, die lautes Geschrei auslöste.
»Remberee, Majestrix! Remberee, Majister!«
»Wir werden von Zeit zu Zeit zurückkehren, Kov Llipton, ganz überraschend. Und das nicht ohne Gesellschaft.« Vielsagend deutete Seg mit einer Kopfbewegung zum Himmel, der angefüllt war von den aufsteigenden Flugbooten. »Remberee!«
Mishti verabschiedete sich zögernd; im letzten Augenblick drehte sie sich noch einmal halb herum. Tränen liefen ihr über die Wangen. Impulsiv warf sie sich Milsi in die Arme.
»Ach, Mutter! Ich liebe dich! Wirklich!«
»Ja, Mishti, natürlich liebst du mich – so wie ich dich liebe.«
Der kleine zweisitzige Voller brachte Mishti zu Kov Llipton zurück, der von nun an auf sie aufpassen und sie beschützen sollte. Seg war davon überzeugt, daß die junge Dame hier am Kazzchun-Fluß ein strenges Regiment entwickeln würde. Schließlich wandte er sich ab und schaute voraus.
Er und Milsi schlenderten zum Bug des Himmelschiffes. Über ihnen bewegten sich die Flaggen. Es amüsierte und rührte ihn, als er die prächtige Fahne, die Milsi für ihn gestaltet hatte,
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