Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze
dem Kov mitteilen, was dem König und seiner Frau widerfahren ist.«
»Und dann?«
»Hm. Ich verstehe.«
In diesem Teil Paz' war der Hohe Kov der höchste Adelsrang; darunter stand der einfache Kov, gefolgt vom Vad. Trylon und Strom waren weiter unten angeordnet. Im höheren Adel gab es noch drei weitere Rangstufen – Rango, Elten und Amak. Was den niederen Adel anging, so gab es dort größere Unterschiede – die Positionen trugen von Land zu Land offenbar andere Bezeichnungen.
Seg hatte vom Adel die Nase voll. Er hatte wegen des Problems der Sklaverei bereitwillig eine führende Position aufgegeben. In dem Kovnat regierte nun sein enger Gefährte Turko der Schildträger – wahrscheinlich mit strengerer Hand gegenüber allen, die mit der Politik des Reiches nicht einverstanden waren.
Kein Zweifel. Obwohl er die Gesellschaft Milsis genoß und jeden Augenblick dieser Reise auskostete, fehlten ihm die Gefährten sehr. Inch, dessen Tabus ihn zu außerordentlichen Taten anspornten. Turko der Schildträger, Korero der Schildträger, Oby, Balass der Falke, Naghan die Mücke, der stürmische junge Vomanus aus Vindelka, alle die Klingengefährten – und vor allem natürlich sein alter Dom, der Bogandur persönlich.
Nun ja, er würde Milsi nach Hause begleiten, dann würde sich zeigen, was das Schicksal für ihn bereithielt. Ihm fiel auf, daß Milsi bei der Annäherung an Mewsansmot immer nervöser wurde.
Er wußte durchaus, daß er bei dieser ritterlichen Unternehmung auch an sich selbst dachte. Er mochte zwar nicht wissen, was ihm bevorstand, doch kannte er sich selbst und seine Wünsche gut genug, um zu wissen, daß er Milsi brauchte. Es hatte keinen Sinn, diese Tatsache zu leugnen. Seit er Thelda verloren hatte, seit er ihre lange letzte Reise zu den Eisgletschern Sicces betrauert hatte, war er gefühlsmäßig abgehärtet. Mutmaßungen von Bekannten, er könne Jilian die Süße heiraten, hatten ihn insgeheim nur amüsiert – dieser Schritt war für ihn nie in Frage gekommen.
Nein. Nein, mit Milsi konnte er sein Glück finden. Doch machte ihm das Geheimnis zu schaffen, mit dem sie sich offenbar plagte. Ging es dabei lediglich um das Vorhandensein ihrer Tochter? Das konnte doch keinen Einfluß auf ihn haben; zu gern hätte er Milsis Tochter kennengelernt, wäre ihr neuer Vater geworden und hätte sie mit Drayseg, Valin und Silda bekannt gemacht. Umgekehrt würde er die Menschen kennenlernen, die irgendwo auf Kregen mit Milsi verbunden waren.
Auf dem letzten Stück der Reise vor Mewsansmot trat Milsi zu Seg vorn im Bug des Bootes, wo die Gangway verstaut worden war. Er beobachtete das wogende braune Wasser, gewahrte das Dahingleiten massiger Körper unter der Oberfläche, das Klaffen zahnbewehrter Mäuler. Nalvinlad, die Hauptstadt Croxdrins, war errichtet worden, wo der Wald endete und die Ebene begann. Der Schinkitree wurde von seinen Paddeln nun zwischen buschbestandenen niedrigen Ufern vorangetrieben – dahinter dehnte sich die Ebene zum fernen Horizont.
»Seg. Bald sind wir zu Hause.«
»Zu Hause? Du bist hier zu Hause, Milsi, ich nicht.«
»Ich eigentlich auch nicht. Du hast sicher schon erraten, daß ich meine Tochter Mishti besuchen möchte. Du hast selbst Kinder und weißt, welche Sorgen sie einem machen können.«
»O ja.«
»Ich hatte sie bei Freunden gelassen – Clawsangs –, mache mir aber trotzdem Gedanken ...«
»Du kannst beruhigt sein, Milsi. Clawsangs sind hervorragende Kämpfer. Wir hatten im Coup Blag eine Gruppe bei uns. Skort der Clawsang und seine Leute. Sie saßen hinter einem herabfallenden Stein fest. Ich habe die Hoffnung, daß sie wie wir fliehen konnten, denn der Bogandur hat davon gesprochen, sie im Dschungel gesehen zu haben.«
»Ich hoffe das auch!«
Das braune Wasser glitt vorbei, Zim und Genodras warfen ihr vermengtes grelles Licht herab. Seg atmete tief ein.
»Was wirst du tun, sobald du dich vergewissert hast, daß es deiner Tochter, Dame Mishti, gutgeht?«
»Ich weiß es nicht!«
»Ah! Nun, dann ...« Seg mußte trocken schlucken. Wieder versuchte er zu sprechen und mußte abbrechen. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Dann sagte er sich, daß er hier ja als kühner wandernder Paktun und Bogenschütze auftrat, und nahm sich zusammen. »Dame Milsi«, sagte er. »Ich glaube, du kennst meine Zuneigung zu dir. Nun ja, diese Zuneigung ist gewachsen ...«
»Nein, Seg! Nein! Halt.«
»Aber ...«
»Sag nichts. Ich kann dir nicht antworten. Ich kann es
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