Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze
schaute dem Kov offen in die Augen.
»Hör mich an, Kov! Du bist hier ein großer Edelmann – dennoch sind dein armes barbarisches Volk und deine primitive Flußzivilisation nur lachhaft. Ich bin ein Kov aus Vallia! In Vallia reagieren wir nicht gerade freundlich auf jemanden, der einen der unseren beleidigt. Ich kommandiere eine ganze Armee. Hör zu, ich bin schon einmal in eurem berühmten Fluß des Blutigen Bisses geschwommen! Ich landete mit einem Voller im Wasser – wenn du in deiner seligen Ahnungslosigkeit überhaupt weißt, was ein Voller, ein Flugboot ist –, und wir sind ans Ufer geschwommen, ohne von Ungeheuern daran gehindert zu werden. Ich heiße Seg Segutorio. Die Männer in meiner Begleitung haben die ihnen zur Last gelegten Verbrechen nicht begangen – zum Schwimmen solltest du vielmehr die Urheber des Verbrechens schicken, wenn unsere Gerechtigkeit nicht bereits zugeschlagen hätte. Wenn diese Männer nicht freigelassen werden, wirst du die Folgen zu tragen haben, wenn sich die volle Macht Vallias gegen dich richtet! O ja, wehe allen Bewohnern Croxdrins am Kazzchun an jenem Tage!«
Ein Schweigen trat ein, das sich unerträglich zu dehnen begann. Kov Llipton umklammerte seinen Schwertgriff, strich sich über die Schnurrbarthaare und schwieg.
Dann äußerte er sich doch, und seine Stimme klang wie ein Hauch von Stahl. »Du stellst große Behauptungen auf, Seg Segutorio. Du bist Kov? Das werden wir sehen! Du bist unschuldig? Das werden wir feststellen. Unverschämt – o ja, das bist du wahrlich!«
Seg schwieg.
»Du behauptest unter anderem, du seist bereits durch den Fluß geschwommen. Das ist für mich am schwersten zu glauben ...«
»Aber die unwichtigste meiner Behauptungen. Ich bin, wer ich zu sein behaupte. Mag sein, daß du nie von Vallia gehört hast ...«
»Doch, ich habe von Vallia gehört.«
Nun ja, vielleicht erklärte das die plötzlich zutage tretende Vorsicht des Numims ...
»Geleitet diese Männer in die Verliese des Langarl-Paraido. Behandelt sie ordentlich. Ich werde über die Geschichte nachdenken und lasse Erkundigungen einziehen. Bis dahin steht ihr weiterhin am Rande des Todes.«
»Das«, sagte Seg Segutorio, ein Kov von Vallia, »ist für mich keine neue Erfahrung.«
Llipton beugte sich plötzlich vor. »Ich bin stolz auf die mir übertragene Aufgabe. Ich schütze das Gesetz für den König. Du hast mir nicht gesagt, Seg Segutorio, von welchem Land du Kov bist.«
Seg zuckte mit keinem Lid, zögerte keine Sekunde. »Das Land heißt Falinur. Die Verantwortung für mein Kovnat habe ich meinem Gefährten Turko dem Schildträger übertragen, während ich heidnische Länder bereise.«
»Von Falinur – falls es dieses Kovnat auch wirklich gibt – habe ich noch nicht gehört. Aber ich werde mich kundig machen. Achte auf deine Worte, damit du nicht ...«
»Was kann deiner Ansicht nach wohl schlimmer sein, als in deinem Fluß baden zu müssen?«
»Ah!« sagte Kov Llipton und forderte seine Wächter mit einer Handbewegung auf, Seg zu seinen Gefährten zurückzubringen. Sie hatten nicht mitgehört, was auf dem hohen Achterdeck gesprochen wurde; sie waren nur in höchster Sorge, was nun geschehen werde. Seg konnte ihnen nur sagen, daß sie nicht ins Wasser mußten – wenigstens zunächst noch nicht.
Mit einem verräterischen Gefühl der Freude machte sich Seg klar, daß er amüsiert war. Diese armen umnachteten Menschen an ihrem Dschungelfluß! Dieser aufgeblasene Numim – gewißlich eine großartige Rasse –, der seine Verwunderung kaum verhehlen konnte. Vallia! Ah ja, vielleicht steckte ein Körnchen Wahrheit in der Geschichte, die Seg erzählt hatte. Vielleicht genug, um das tödliche Bad um einige Tage aufzuschieben ...
16
Segs Amüsement nahm noch zu, als Kov Llipton sein Urteil über die Strafzahlung bekanntmachte. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt seiner Geschichte stand fest, daß die Gruppe Meister Jezbellandur dem Iarvin Messer gestohlen hatte. Die mußten bezahlt werden. Jedem Gefangenen wurde daher säuberlich der Preis eines Messers abgezogen. Seg hätte beinahe laut aufgelacht.
»Dies kann nur bedeuten, daß man unsere Geschichte glaubt«, erklärte Khardun und widmete seinen Schnurrbarthaaren das erste gründliche Zwirbeln seit langer Zeit. »Bald sind wir frei.«
»Da sollten wir lieber vorher fliehen«, knurrte der Dorvenhork nach Chulik-Art. »Beim Verräterischen Likshu! Geben wir den Burschen eins auf die Rübe und verschwinden
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