Sagen aus Bayern
sind, ausgehauen ist.
Der Künigenbrunnen
In dem Waldtal, durch welches man von Eschau nach Wildensee geht, ist ein Brunnen von seltsamer Beschaffenheit. Sein Wasser ist nicht gut zu trinken: es ist ungesund und hat einen bitteren Geschmack. – Das kommt von den bittern Kummertränen, die einmal in diesen Brunnen sind geweint worden.
Es ist nämlich in der uralten Zeit, als von Eschau noch kein Haus stand, sondern nur das Schloß auf der Wiese zwischen dem Schleifbächlein und der Elsava, welches jetzt spurlos verschwunden ist, eine Königin durchs Tal gegangen – in großem Leide. Ihr Gemahl war geblieben im Krieg, ihre Kinder in Feindesgewalt geraten. Drei Tage lang war sie schon durch den Wald geirrt, ihre Kleider waren zerrissen von den Dornen, und ihre Füße wund vom harten Gestein, und die Augen brannten ihr im Kopfe, denn sie hatte noch keine Träne weinen können. Da legte sie sich nieder unter den Buchen neben dem Brunnen und meinte, das Herz müsse ihr zerspringen vor großem weh, Gott aber hatte endlich Mitleid mit ihr: sie hielt ihr brennendes Gesicht in den kühlen Quell, und ihre Zähren lösten sich und rannen hinein. Seit dem schmeckt der Brunnen nach den Tränen der Königin und heißt der Künigenbrunnen. Was es aber für eine Königin gewesen ist, weiß man nicht.
Der lange Mann in der Mordgasse zu Hof
Vor diesem Sterben (der Pest zu Hof im Jahr 1519) hat sich bei Nacht ein großer, schwarzer, langer Mann in der Mordgasse sehen lassen, welcher mit seinen ausgebreiteten Schenkeln die zwei Seiten der Gassen betreten und mit dem Kopf hoch über die Häuser gereicht hat; welchen meine Ahnfrau Walburg Widmännin, da sie einen Abend durch gedachte Gasse gehen müssen, selbst gesehen, daß er den einen Fuß bei der Einfurt des Wirtshauses, den andern gegenüber auf der andern Seite bei dem großen Haus gehabt. Als sie aber vor Schrecken nicht gewußt, ob sie zurück oder fortgehen sollen, hat sie es in Gottes Namen gewagt, ein Kreuz vor sich gemacht, und ist mitten durch die Gasse und also zwischen seinen Beinen hindurchgegangen, weil sie ohne das besorgen müssen, solch Gespenst mögte ihr nacheilen. Da sie kaum hindurchgekommen, schlägt das Gespenst seine beiden Beine hinter ihr so hart zusammen, daß sich ein solch groß Geprassel erhebet, als wann die Häuser der ganzen Mordgasse einfielen. Es folgte darauf die große Pest und fing das Sterben in der Mordgasse am ersten an.
Der Lindwurm in Schaippach
In Schaippach wird erzählt, daß es dort vor vielen Jahren einen riesigen Lindwurm gegeben habe. Dieses Ungeheuer richtete viel Schaden an Flur und Vieh an. So beschloß man, das Scheusal zu töten. Lange Zeit aber konnte dieses Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt werden, da sich niemand mehr auf seinen Acker wagte. Eines Tages aber soll ein schneidiger Bauer beim Mistbreiten dem Lindwurm begegnet sein und ihn mit der Mistgabel erstochen haben. Ein Lindwurmdenkmal im Ort erinnert heute noch an die unheilvollen Zeiten und die mutige Tat des wackeren Bauern. Früher war das Denkmal zusammen mit dem Bildstock des heiligen Wendelinus, dem Schutzpatron des Viehs, aufgestellt. Heute hat es in der Nähe des »Dietrichsackers« seinen eigenen Platz gefunden.
Der Lindwurm in Volkach zu Unterfranken
An der westlichen Seite der an dem Maine liegenden Stadt Volkach ist noch ein Teil der alten Befestigung, nämlich die Ringmauer, Türme, Wall und Gräben, erhalten. Dabei steht eine steinerne Martyrsäule, auf der einen Seite Christus am Kreuze mit Knienden: Ritter, Frau und Kinder, dann auf der anderen Seite St. Georg darstellend, wie er den Drachen tötet. Der Ritter St. Georg ist Schutzpatron der Stadt.
In diesem Graben, weiß die Sage, war sonst ein See, in welchem sich ein Lingwurm (nach der Aussprache des Volkes) aufhielt, der Menschen und Tiere vergiftete. Da aber der See abgelassen, und der Graben ausgetrocknet wurde, so konnte sich das Tier nicht mehr aufhalten, und seit dieser Zeit ist Ruhe. Alle Jahre, am Samstagabend nach Fronleichnam, geht wegen dieses Ereignisses eine große Wallfahrt nach Burgwindheim.
Der Name Aschaffenburg
Dle Mainufer in der Nähe der jetzigen Stadt Aschaffenburg waren ehemals nichts als Wald. Als die erste Ansiedelung sich ausdehnte, bedurfte man Land zum Feldbau; das Abholzen des dichten Urwaldes durch die Axt würde eine Arbeit gewesen sein, der die Ansiedler kaum gewachsen waren: sie steckten deshalb den Wald in Brand. Das ganze Aschafftal ward von Bäumen
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