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Sagen aus Bayern

Sagen aus Bayern

Titel: Sagen aus Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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entblößt, die Asche lag aber so dick darin, daß der Bach ganz davon bedeckt war. Die Ansiedler nannten ihn deshalb Asgaffa oder Ascaffa von den altdeutschen Worten asga, Asche und affa, Fluß, sonach Aschenbach. Die Aschaff floß zu jener Zeit durch die Stadt und die Stadt, die er durchschnitt, ward Aschaffenburg genannt.

Der Pestvogel in Gräfendorf
    Es war in den Tagen, als in Gräfendorf die Pest wütete. Sie raffte ohne Ansehen des Alters und des Standes die Einwohner hinweg. Schon waren viele Bewohner des Ortes der gefürchteten und erbarmungslosen Seuche zum Opfer gefallen. Da bemerkte man einen schwarzen, unheimlichen Vogel mit auffallenden weißen Punkten über dem Ort kreisen. Keiner kannte seinen Namen und niemand hatte ihn früher schon einmal gesehen. Als der Vogel fortflog, zog die Pest mit ihm, und die Gräfendorfer waren vom Schwarzen Tod befreit. Man sagt, wenn sich dieser Vogel eines Tages wieder in einem Dorf zeige, werde hier die Pest erneut ausbrechen.

Der Pflug im Straubinger Wappen
    In alter Zeit wollte die Donau nicht an die Stadt heran. Weit hinter deren Rücken floß sie breit zwischen Wundermühle und Hornstorf hinab. Aber die Straubinger brauchten den Strom notwendig. Da fertigten sie einen mächtigen Pflug, spannten, ich weiß nicht wie viel der stärksten Pferde daran und rissen ein neues Strombett auf. Das wand sich südwärts ganz nahe zur Stadt heran. Sie pflügten es aus und leiteten mit Kunst und Bedacht das wallende Wasser hinein. Das folgte ihnen gehorsam und hieß fortan die neue Donau. Bei der alten wurde ein Steindamm, die Bschlacht, gebaut, damit es dem neuen Strom nicht wieder einfiel abzukehren. Nur ein kleiner Arm fließt noch an alter Stelle, daß die Hornstorfer und die von der Wundermühle auch noch eine Donau haben. Den Pflug aber erhielten die Straubinger ins Wappen, und sie haben ihn allzeit in Ehren gehalten.

Der Schatz auf dem Hohenbogen
    Seit alters geht die Mär, daß viele Klafter unter dem Burgstallberg in einem kupfernen Kessel ein reicher Schatz verborgen sei. Alle hundert Jahre einmal wird ein Mensch geboren, der ihn unter gewissen Bedingungen zu heben vermag. Ein Hirt von Schwarzenberg, der eines Tages seine Herde auf der sogenannten kleinen Ebene am Fuße des Burgstallkegels weidete, soll so ein Mensch gewesen sein. Als er abends die Tiere eintreiben wollte, vermißte er ein junges Rind; nach einigem Suchen hörte er es hoch oben im Walde Laut geben. Er stieg eilig den Burgstall hinan und war schon nahe dem Gipfel, als plötzlich eine wunderschöne, aber seltsam und fremdartig gekleidete Jungfrau vor ihm stand und ihn mit schmeichelnder Stimme anredete:
    »Du kommst zu guter Stunde hierher. Wisse, daß es in meiner Hand liegt, dich zum reichsten Mann im Land zu machen. Ich kann dir offenbaren, auf welche Weise du den unter unseren Füßen vergrabenen Schatz zu heben vermagst.«
    Der Hirt. den beim ersten Anblick der Erscheinung ein heimliches Grauen beschlichen hatte, faßte Mut und entgegnete, er sei bereit, nach ihrer Unterweisung zu handeln.
    Freudig fuhr die Jungfrau fort: »Finde dich heute über acht Tage zu Beginn der Mitternachtsstunde am Fuß des Burgstalls ein, zwei Priester mögen dich begleiten, welche die Beschwörungsformeln zu sprechen wissen. Ihr werdet den Schatz oben auf dem Gipfel des Berges liegen sehen. Schreitet nur mutig drauflos und laßt euch nicht irre machen, was immer euch auch in den Weg treten mag, sähe es auch noch so schrecklich aus; denn es ist nur ein Blendwerk des Bösen, der euch weder an Leib noch an Seele schaden kann. Bist du dann an die Schatztruhe herangekommen, so greife mit beiden Händen keck in den Goldhaufen hinein, und er ist dein für immer. Aber wehe mir, wenn du dich durch die Künste des Satans zu feiger Flucht bewegen ließest, wehe mir! Ich müßte dann wiederum hundert Jahre umherirren und könnte nicht zur ewigen Ruhe ein gehen. Sieh dir dieses zarte Reis hier an!« dabei wies sie auf ein dem Boden entsprossenes Ahornbäumchen, »es muß zu einem starken Baum heranwachsen, aus seinem Stamm müssen Bretter geschnitten und diese zu einer Wiege gefügt werden; der Knabe, der in dieser Wiege ruhen wird, muß zum Mann geworden sein, dann erst darf ich wieder auf Erlösung hoffen. Gedenke der unaussprechlichen Leiden einer armen Seele, erbarme dich meiner, wie du willst, daß Gott der Herr sich deiner erbarme, und erlöse mich!«
    In den letzten Worten der Jungfrau lag der Ausdruck eines so

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