Sagen aus dem Rheinland
Deinen vordersten Vormann in allen Gefahren!
Mit welcher Treue der junge Thronherr Der streitbare Held seine Schwüre gehalten, Offenbarte deutlich ein Dienst ohne Beispiel: Sein Herz widerriets, doch er kam geritten, Um dir zum Weibe – mich zu werben.
Zwischen uns zweien legt er aufs Lager Die mit goldenen Zeichen verzierte Klinge, Der das Feuer gestählt die feine Schneide, Und Gift gegütet das innere Eisen.«
Und als Brunhild so gesprochen hatte, da stieß sie sich selber das Schwert ins Herz, um mit Siegfried zusammen auf dem Brandstoß zu verbrennen. Aber eine andere Sage erzählt, daß sie auf Siegfrieds Roß Grani aufrecht und stolz den Brandstoß hinaufgeritten sei, auf dem seine Leiche in den Flammen lag, auf daß ihrer beider Seelen gemeinsam hinaufschwebten in die Ewigkeit Walhalls.
St. Oranna
Die hl. Oranna war eine Königstochter aus Schottland. Gleich ihrem Bruder Wendelin verließ sie ohne Wissen der Eltern Vaterhaus und Heimat und zog über das Meer, um in der Stille und Verborgenheit Gott zu dienen. Als sie mit ihrer Gefährtin Cyrilla in die Bergwälder an der Saar gekommen war und eines Tages auf der steilen Höhe von Berus rastete, sah sie im Tale eine Reiterschar, die sie auf Befehl ihres Vaters verfolgte und nach Schottland zurückbringen sollte. Voll Angst flohen die beiden Jungfrauen weiter.
Zur gleichen Stunde war ein Bauersmann auf einem nahen Felde bei der Arbeit. Als er zum letzten Male die braunen Ackerfurchen entlang schritt, um seinen Samen auszustreuen, kamen die Verfolger auf der Höhe an. Sie fragten ihn, ob er keine Flüchtlinge gesehen habe. »Als ich anfing zu säen«, antwortete der Gefragte, »ritten zwei vornehme Jungfrauen in Eile hier vorbei.« Bei diesen Worten blickte er um sich, und siehe, die eben gesäte Gerste stand kniehoch. Auch die Reiter sahen das grüne Getreidefeld und sprachen bei sich: »Es ist umsonst gewesen, wir kommen zu spät.« Und sie gaben die Verfolgung auf und kehrten nach Schottland zurück.
Oranna und Cyrilla blieben als fromme Klausnerinnen im Walde von Berus. Als sie starben, wurden sie im nahen Eßweiler begraben. Über ihrer Gruft wurde eine Kapelle errichtet. In den Bauernkriegen wurde das Dorf dem Erdboden gleichgemacht. Obwohl das Kirchlein der Zerstörung entging, brachte man doch die Gebeine der heiligen Jungfrauen in die Pfarrkirche von Berus. Dort sind sie noch heute der Gegenstand frommer Verehrung. Das in der Regel am dritten Sonntage im September stattfindende Orannafest wird von zahlreichen Wallfahrern aus dem Saarlande und dem benachbarten Lothringen besucht.
Vom Ulmener Maar
In düstere Wälder, fruchtbare Ackerbreiten und sonnige Heidehänge eingebettet, liegen geheimnisvoll blinkend die sagenumwobenen Eifelmaare. In ihrem Rund spiegelt sich an lieblichen Frühlingstagen seidenblau der Himmel, träge wie geschmolzenes Blei liegt unter der Sommersonne ihre Flut, an düsteren Herbsttagen ist tiefe Schwermut über sie ausgebreitet, und im Winter steigen die Nixen aus der Tiefe und pochen gegen die glitzernde Decke, die die Wasser gefangen hält.
Die Alten sagten, die Maare seien unergründlich tief und ständen nicht nur untereinander, sondern auch mit dem Weltmeer in Verbindung. Einst fing ein Fischer im See von Ulmen einen Hecht, der mehr als zwei Meter lang war. Er band ihm eine Schelle um und brachte ihn dann wieder ins Wasser zurück. Und siehe, einige Wochen später zog ein Klosterbruder am Laacher See den Riesenfisch mit der Schelle staunend aus dem Netz.
Vorahnungen
Bei Rabevormwald liegt eine Stelle, Bu (=Bau) genannt, weil dort vor Zeiten ein gar wunderliches Bauwerk stand. Dasselbe brannte im Jahre 1863 oder 1864 ab, wobei eine ganze Familie, und zwar Vater, Mutter und Sohn unter merkwürdigen Umständen verbrannten.
Zwei Monate vorher hatten Leute, welche von Rade kamen, an jenem Platze Feuer gesehen. Sie eilten herzu, um rettende Hand anzulegen; aber es stellte sich heraus, daß es gar nicht brannte.
Etwas später vernahm man an jener Stelle ein furchtbares Jammergeschrei. Als man aber näher kam, war wiederum alle Besorgnis grundlos.
Noch einige Tage darnach sah man in der benachbarten Lunenmühle eine Person herankommen, gehüllt in ein großes, weißes Tuch. Die Person kam näher und näher und zerrann plötzlich vor den Augen der entsetzten Bewohner der Mühle.
Bei jenem schon angedeuteten Brande trugen sich alle diese angedeuteten Einzelheiten zu. Wie das Gerede ging, hatten die Bewohner selbst das
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