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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: unbekannter Verfasser
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aber man konnte nichts herausbringen, denn die Frau des ermordeten alten Mannes, gegen die man gleich Verdacht hatte, war mit ihrem zweiten Mann weggezogen, und niemand wußte, wohin.

Der Turm des Rathauses von Rotenburg
    Als das Rathaus zu Rothenburg mit seinem hohen, schlanken Turme fertig gebaut war, fand sich auch bald ein Paar Störche ein, das sich auf der Spitze des Turmes ein Nest errichtete; denn von dieser Höhe aus ließ es sich leicht in die weite Luft hinausschwingen. Sooft nun der eine der beiden Turmwächter auf den Steinkranz des Turmes stieg, um nach Feinden und Gefahren auszuspähen, hatte er seine Freude an den Tieren. Der andere Wächter hatte ein rohes, zänkisches Weib, das mit ihrem Mann zu oberst auf dem Turme wohnte. Die Frau ärgerte sich über die Unreinlichkeit der Tiere, und als sie erst Junge ausgebrütet hatten, die zuweilen eine halbe Schlange oder Kröte auf den Turmkranz fallen ließen, da verlangte sie von ihrem Mann mit keifenden Worten, er möge die jungen Tiere aus dem Nest stoßen, was dieser auch tat.
    Aber es dauerte nicht lang, so kam der alte Storch mit einem Feuerbrand im Schnabel geflogen, den er in sein Nest warf. Das Feuer griff vom Nest auf den Turm über, und das dürre Holzwerk geriet schnell in Flammen. Der böse Wächter vermochte nicht zu entrinnen und verbrannte samt seinem Weibe; der gute hingegen stieg auf eines der alten Steinbilder hinaus, die man heute noch sieht, und rettete mit Mühe sein Leben. Das Innere des Turmes brannte gänzlich aus, doch blieben die festgefügten Mauern stehen bis auf den Steinkranz, an dessen Stelle später ein eiserner kam.

Die Barthelversetzer
    Wenn man sich über einen Wöhrder ärgert (Wöhrd ist eine Vorstadt von Nürnberg und seine Kirche ist dem Heiligen Bartholomäus geweiht), dann sagt man zu ihm: »Du elender Barthelversetzer, du« Aber dann muß man sich in acht nehmen; denn das Wort schlägt dem ins Blut Und manche Rauferei im Wirtshaus oder bei der Kirchweih hat angefangen mit dem »Barthelversetzer«.
    »Warum heißt man denn die Wöhrder Barthelversetzer?«
    Die Wöhrder waren immer arme Leute und die reichen Nürnberger haben sie deswegen immer von oben herunter angeschaut. Ihre Kirche war klein und kümmerlich, und auch die Messgeräte und Messgewänder waren nicht die wertvollsten. Reiche Nürnberger Bürger, auch manche Wöhrder, denen es gelungen war, sich in Nürnberg selbst seßhaft zu machen, und dort zu Vermögen gekommen waren, stifteten den Wöhrder ihre schöne Kirche und manches wertvolle Gerät. So stiftete Ludwig Schott, der lange Jahre in Wöhrd draußen Richter war, gar eine Statue des Heiligen Barthel aus reinem Silber. Das Bild war fast eine Elle hoch und fünf Pfund schwer. Neun Mark Silber wurden dazu verwendet, im Wert von vielen tausend heutigen Mark. Die Wöhrder waren stolz auf ihren silbernen Barthel, und damit jeder ihren Reichtum sehen könne, lieBen sie ihn das ganze Jahr hindurch frei und offen auf dem Altar stehen. Da war aber einmal ein Mesner, der Emblems Fritz, der hatte jahrelang die Kirche und auch all das wertvolle Gerät versorgt; aber eines Tages war er verschwunden. Und mit ihm 500 Gulden und alles Kirchensilber. Der silberne Barthel war auch nicht mehr da. Die Wöhrder suchten in der Kirche, im Mesnerhaus und sonst überall, aber der Barthel blieb verschwunden, genauso wie der Emblems Fritz:. Und das schönste war: das schwere Postament, auf dein der Barthel stand, war auch nicht mehr da. Die Wöhrder dachten: Wenn der Emblems Fritz mit all unsern schönen Sachen in die weite Welt gelaufen ist, dann hat er den schweren Barthel sicher: nicht weit mitgenommen. Und sie fragten ringsherum in allen Pfandhäusern, bei allen Geldverleihern und Schacherern, ob niemand ihren silbernen Barthel gesehen habe. Und wirklich, draußen in Schanktisch, da fand sich der Barthel. Der Emblems Fritz hatte ihn dort versetzt. Die Wöhrder sammelten überall, lösten ihren Barthel ein, und waren froh, daß ale ihn wieder hatten. Aber von jetzt an stellten sie ihn nicht mehr frei und offen auf ihren Altar. Das ganze Jahr über ist er in einer eisernen Truhe aufgehoben und nur bei der Kirchweih wird er dem Volk gezeigt und dabei scharf bewacht. Die bösen Leute aber sagen: Die Wöhrder versetzen ihren Barthel immer das ganze Jahr hindurch und bloss zur Kirchweih lösen sie ihn für einen Tag aus, damit niemand etwas davon merkt.

Die betenden Pferde
    Der Haupteingang in die Lorenzkirche ist zwischen

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