Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: unbekannter Verfasser
Vom Netzwerk:
wieder da. Man hörte ihre Schuhe den Treppen auf- und ablaufen. In der Nacht hörte man ihre lustigen Liedchen und das Schnurren ihres Spinnrades. Zu sehen bekam man die Agnes nur selten. Aber wenn der Wächter einmal sich hingelegt hatte und gegen die Vorschrift seines Dienstes eingeschlafen war, dann kam die blaue Agnes und rüttelte ihm wach. Das ließ sich der Türmer gefallen. Außerdem waren die Treppen und das Zimmer jeden Morgen sauber gekehrt mit gewischt Aber bald erschien die blaue Agnes auch auf den andern Türmen und besuchte, warnte und bediente die Wächter der Stadt. Man hörte sie überall herumschleichen und geschäftig alles in Ordnung bringen, was durcheinander geraten war. Jeden großen Brand zeigte sie den Wächtern schon ein paar Tage vorher an. Sie hatte verschiedene Mittel, diese zu warnen: Bald läutete die Feuerglocke leise in der Nacht, ohne dass jemand den Strick berührt hatte; bald schwang das Feuerhorn an der Wand langsam hin mit her; bald blieben einmal alle Uhren stehen. So soll es noch heute sein. Die blaue Agnes ist der Schutzgeist aller Türme.

Die dicken Türme
    Die Nürnberger Mauer war so dick, der Graben so tief und die Nürnberger Türme so hoch und stark, daß kein Feind wagte, die Stadt anzugreifen. Da kam die Zeit, dass man Kanonen gießen konnte, die man weither über Land fuhr. Der Markgraf Albrecht Alcibiades hatte auch Kanonen dabei, und als er draußen auf dem Rechenberg sich lagerte, schob er von dort lange Zeit in die Stadt. Sehr zum Ärger der Nürnberger, die gar nichts dagegen machen konnten.
    Die Nürnberger hatten zwar eine ganze Anzahl Kanonen, die standen hinter den Mauern und konnten nicht hinausschießen. Der Rat aber wagte nicht, die Kanonen aus der Stadt hinauszufahren und draußen vor den Toren aufzufahren. Dort hätten sie frei schießen Können, aber es wäre schwer gewesen, sie gegen einen Überfall der markgräflichen Reiter zu schützen. So mußten denn die Nürnberger Kanonen hinter den Mauern und hinter den geschlossenen Toren stehen und die Nürnberger mußten ertragen, daß die markgräflichen Kanonen ohne Erwiderung in die Stadt hereinschossen.
    Als der Markgraf abgezogen war, ließ der Nürnberger Rat schleunigst vier starke Türme an der Stadtmauer mit dicken Mänteln aus Steinquadern umgeben. Oben in der Höhe wurde eine breite Plattform gerichtet, wo man Kanonen aufstellen konnte. Vier solche dicke Türme, die heute noch das Wahrzeichen von Nürnberg sind, wurden damals gebaut.

Die Eidechse
    Nicht weit vom Pfarrhaus von St. Johannis, in der Nähe der Holzschuher- Kapelle, ist ein Grabstein auf dem Johannisfriedhof, der ein schönes erzgegossenes Bild zeigt. Unter dem Laub, das kunstvoll gegossen ist, ist ein kleines Eidechslein, das beweglich hin- und hergeschoben werden kann. Ein schlafendes Kind ist daneben zu sehen. Das Eidechslein hebt seinen Kopf und schaut neugierig auf das Kind hin.
    »Großmutter, was soll denn das Eidechslein bedeuten?« »Das ist eine traurige Geschichte! – Da ist einmal ein Kind in einem schönen Haus in Nürnberg drinnen aufgewachsen, ein lustiges Mädchen, das keine Geschwister hatte. Seine Eitern waren reich und wohnten in einem schönen, prächtigen Hans, bei dem ein großer Garten war mit vielen Bäumen, Büschen und Blumenbeeten. In dem schönen Garten hat das Mädchen den ganzen Nachmittag gespielt und hatte einen Schmetterling gejagt, bis es ganz müde war. Dann hatte es sich auf das Gras hingelegt und war eingeschlafen. Dabei Stand ihm der Mund ein wenig offen.
    Als einmal hat der Gärtner drunten im Garten ein wildes Schreien gehört. Es war das fröhliche Mädchen. Es hielt seinen Leib und jammerte) was es konnte. Die Doktoren kamen. Aber es half nichts mehr. Nach wenigen Stunden mußte es sterben. Und schuld war ein Eidechslein, das dem Kind durch den offenen Mund hereingekrochen war. Drum haben die traurigen Eltern auf dem Grabstein ein schlafendes Kind und das Eidechslein unter den Blättern von einem Künstler abbilden lassen.«

Die Fliege auf der Leinwand
    Albrecht Dürer wollte einmal einen seiner italienischen Malerfreunde besuchen. Er fand ihn aber nicht in seiner Werkstatt, hatte auch gerade kein Papier zur Hand, um ihm einen Brief zu schreiben. Da nahm er einen Pinsel und ging an das Bild, das eben auf der Staffelei stand, und malte eine Fliege darauf. Dann ging er fort.
    Der Maler kam zurück, ging an sein Bild, und als er da eine Fliege sitzen sah, schlug er mit der Hand danach, und

Weitere Kostenlose Bücher