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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: unbekannter Verfasser
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aufbewahrt.

Die Toten wollen ihre Ruh'
    Es ist noch gar nicht so lang her, da wohnte ein Student in Zirndorf, der gar zu neugierig war. Man hatte ihm auf der Schule erzählt, daß droben auf der alten Veste eine solch furchtbare Schlacht getobt hatte zwischen Wallensteinern und Schweden, und daß dort so viele Tote weit verstreut im Wald begraben lägen! Da dachte er nach alten Resten zu graben. Mit Spaten und mit Schaufeln stieg er hinauf auf den Berg und grub ein tiefes Loch heraus. Dann stieß er plötzlich auf einen unterirdischen Gang. Vorsichtig kletterte er hinunter und fand einen Weg in der Finsternis zwischen Steinen und Sand, bis er auf einmal vor einer schweren eisernen Türe stand.
    Der Student schüttelte an den Pfosten. Er wollte genau wissen, was hinter der Tür war. Und wie er so rüttelte, gab's auf einmal einen Schlag, und die Tür sprang ganz von selber auf. Da stand vor ihm in grünlichem Schein ein Mann mit einem Totenschädel; trug die Uniform eines schwedischen Soldaten. Der hob seine Hand als wollte er nach dem Studentlein greifen. Der Bursch lief aber was er konnte. Das Gespenst kam hinter ihm her. Mit Gestolper und Fallen und mit großer Angst kam der Bursch durch sein Loch ins Freie, sprang hinunter über den Hang in das Städtlein und kam zu seinen Eltern. Dort erzählte er voll Schrecken und ganz verwirrt, was er droben auf dem Berg erlebt hatte. Als er in sein Zimmer kam, stand das schwedische Gerippe hinter seinem Bett und als der Junge in schwerer Krankheit fieberte, da meinte er, daß das Gespenst mit seinen langen Knochenfingern nach ihm greife und ihm das Herz aus der Brust reiße. So mußte der Student aus Zirndorf seine Neugier büßen; denn die Toten wollen ihre Ruh'.

Die Totenmesse
    In der Nähe von St. Lorenz stand bis zum Jahr 1945 ein großes Haus, das der Familie Imhoff gehörte Dort lebte einmal eine Frau, die frühzeitig Witwe geworden war, und ihr ganzes Leben lang schmerzlich um ihren verstorbenen Mann trauerte. Damals war um die Lorenzkirche herum noch ein grosser Friedhof. Man mußte also, wenn man zur Kirche ging erst an den vielen Gräbern vorbei.
    Die Witwe ging täglich zur Kirche. Viele Jahre hindurch besuchte sie die Frühmesse in der Lorenzkirche, die wenigstens im Herbst und Winter noch vor Tagesanbruch dort stattfand. Einmal – es war am Allerseelentag, am 2. November – wachte sie nach unruhigem Schlummer auf. Sie glaubte, die Glocke zur Messe rufen zu hören. Hinter den Wolken stand der Vollmond am Himmel, go glaubte sie, der Tag komme schon heran. Rasch zog sie sich an, warf ihren Mantel um, und eilte durch den Friedhof hinüber in die Kirche. Die Türen standen weit offen und drinnen war die Messe schon im Gange. Viele Andächtige knieten in den Bänken und die Frau nahm still ihren Platz ein. Der Geistliche, der die Messe las, kam ihr so bekannt vor. Als er sich umdrehte, merkte sie, daß es der Pfarrer war, der vor einigen Monaten draußen auf dem Friedhof begraben worden war. Und wie sie voll Schreck sich zur Nachbarin wendet, um ihr zu erzählen, was sie da bemerkt hat, da sieht sie, daß neben ihr, hinter ihr, rings um sie herum lauter Menschen saßen, die schon längst begraben waren.
    Da kam ihre Jugendfreundin leise zu ihr her gegangen, die auch schon lange gestorben war, und flüsterte ihr ins Ohr: »Klara, geh so schnell du kannst, aus der Kirche. Du hast die Totenmesse gestört. Wenn sie dich bemerken, dann werden sie dich in Stücke reissen.« Leise stand Frau Klara auf und schlich auf die offene Tür zu. Die Toten hatten ihre Köpfe alle zum Gebet gesenkt. Es war ihr aber doch, als wäre hinter ihr ein Huschen und Schleichen, und als sie über den Friedhof kam, waren alle Gräber offen. Atemlos erreichte sie ihre Schwelle. Da schlug es 1 Uhr. Ohnmächtig sank sie zusammen. Am andern Morgen fand man sie dort. Sie erzählte, was sie erlebt hatte, und erinnerte sich daran, daß sie in der Nacht im Schrecken ihren Mantel hatte liegen gelassen. Die Diener gingen, um ihn zu suchen. Sie fanden den Mantel nicht mehr; aber auf jedem Grab lag ein Fetzchen davon.

Die verwunschene Jungfrau auf Schloß Schönstein bei Röttingen
    Etwa ein halbes Stündlein von Röttingen an der Tauber gegen Stalldorf zu, liegt ein Waldgebiet, das den Namen Schönstein führt. Dieser Wald bildete vor Zeiten die Grenzmarkung eines Dorfes, das einstmals hier stand; noch heutzutage findet man im Gestrüpp Spuren vom Mauerwerk, deutlich sind die Gewölbe eines Schlosses zu

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