Sagen aus Franken
Säulen, eine nach der andern, in deine Kapelle bringe, zu Ende kommst, dann gehören die Säulen dir, und ich will keinen Lohn dafür haben. Bist du aber nicht fertig, dann mußt du deine Seele geben.« Der Kaplan überlegte. Italien war so weit, und die Säulen waren so schwer, und viermal nach Italien hin- und herfliegen, das brauchte Zeit. Er setzte sich auf in seinem Bett und rief: »Teufel, ich wag's! Die Wette gilt. Du darfst aber nicht fort, ehe ich mit meiner Messe angefangen habe.« Der Baumeister war's zufrieden. Bescheiden stand er da und wartete, bis der Kaplan aus dem Bett gefahren war, seine Kleider angelegt, sein Messgewand übergezogen und sich von der Burgwache einige Wachmänner als Ministranten geholt hatte. Erst als das Glöcklein erklang, machte er sich auf. Und nun kam ein Gewitter, wie man es noch nicht gehört hatte. Donner krachten und knatterten, Blitze flammten taghell auf, Regen und Hagel schossen prasselnd herunter.
Der Kaplan aber las seine Messe mutig weiter. Aber kaum hatte er begonnen, kam der Teufel schon mit der ersten Säule herein. Noch ehe er zur Hälfte fertig war, stand bereits die zweite Säule an ihrem Platz und bald darauf stand schon die dritte Säule. Die Donner Schläge wurden immer furchtbarer, die Blitze immer greller. Die Wachsoldaten lagen bewußtlos am Boden und der Kaplan selber spürte, dass er nicht mehr sprechen konnte; seine Zunge war so schwer, sein Kopf ganz wirr. Da öffnete er in seiner Angst die Arme und rief: »Ite, missa est, Dominus vobiscum!« Dann sank auch er bewußtlos auf die Altarstufen. Der Teufel aber hatte im Hereinfahren nur die letzten Worte der Messe gehört. In furchtbarer Wut warf er die Säule mitten in die Kapelle, sodass sie auseinander sprang. Erst nach Stunden kam der Kaplan wieder zu sich. Er ließ seinen alten Baumeister kommen, und in kurzer Zeit war die vierte Säule zusammengesetzt und an ihren Platz gestellt. Der Sprung war durch den Ring verdeckt Und als der Kaiser und der Bischof kamen, konnten sie die Pracht der neuen Kapelle und besonders die schlanke Schönheit der Marmorsäulen nicht genug loben.
Die Wurstpredigt
»Wenn man nach dem abergläubischen Verhalten vieler urteilen sollte, so würde das Christentum nicht sowohl ein Gottesdienst als eine Furcht vor dem Teufel sein.« Anonymus von 1790.
»Mach keine Wurstpredigt«, war eine Redensart, die unsere alten Nürnberger oft genug im Mund führten; das sollte bedeuten, kurz und bündig herausbringen, was einer zu sagen hatte, gradaus und ohne alle Umschweife. Nun kann einer ja glauben, dass es doch recht gleichgültig sei, woher so ein altes Wort kommen mag; wer aber einmal erfahren hat, dass ein jedes Wort seine besondere Geschichte hat, lehrreich oder erbaulich, je nachdem, der wird es verstehen, dass ich oft bei vielen alten Leuten herumfragte, was sie darüber wußten, und es gäbe selber eine stattliche Wurstpredigt, wenn ich das alles erzählen wollte. Ob es nun so ist oder nicht, und ob die Redensart wirklich ihren Ursprung daherschreibt, scheint wenig nach der Wahrheit, trotzdem aber will ich die Geschichte aufschreiben, die man mir einmal zum besten gab, als ich bei den Bauern in Grossreuth einen Alten fragte, ob er nicht wüßte was es zu bedeuten hat, wenn zu einem gesagt wird, er solle keine Wurstpredigt halten. Als sich die Geschichte begeben, war der Aberglaube bei uns noch auf tausend Arten im Schwang, und mit Hexen, Gespenstern oder dem Teufel in irgendeiner Gestalt hatten besonders die Bauern genug zu schaffen. Einmal gab die Leibkuh blaue Milch oder gar keine, oder es kam auch Blut aus dem Euter; das konnte nicht auf richtige Art zugehen, und es kam nur darauf an, den Zauberer oder die Hexe ausfindig zu machen, was nicht so schwer fiel, als man denken sollte, denn alte Leute gab es überall und nicht allzuviele; da kam es bald zu Tag, wer solchen Zauber machte und zum Schaden der andern trieb. Darüber, dass alte Weiber hexen konnten, brauchte sich keiner erst lang zu besinnen, das war seit Alters gewiß, und es gab auch Mittel, herauszubringen, von wem das Unheil kam. Man ließ die Kuh ihr Wasser in einen Topf abschlagen, wobei drauf zu achten war, dass beileibe nichts daneben ging, rührte den Urin mit einem alten Besen wohl um und goß ihn in Teufels Namen mit Topf und Besen ins Feuer. Das machte vor allem einen Wunderbaren Gestank im Haus, und manchem alten Weib im Dorf kam wohl ein Zittern an, so sie das roch denn nun mußte die Hexe den Grind
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