Sagen aus Hessen
wurde die Schlacht geschlagen. Die Deutschen unterlagen und wußten sich nicht zu retten. In dieser Not fielen sie auf die Knie nieder und flehten zu ihrem höchsten Gott um Beistand. Und alsbald kam ihnen über das Helfholz die erbetene Hilfe. Davon haben das Helfholz und das Totmal ihren Namen. Im Frankenbacher Feld, nordwestlich vom Dünsberg, ist ein tiefes Tal, das Hungertal, und westlich davon zieht sich der Hungerberg oder der Hungerrück hin. In diesem Tal wurden die Römer von den Deutschen eingeschlossen, und sie fanden darin größtenteils den Hungertod.
Der Elisabeth-Brunnen
Eine Stunde von Marburg quillt unter einem zierlichen, von Bäumen beschatteten Gewölbe der »Schröckerbrunnen«, auch »Elisabether Brunnen« genannt, welcher sehr häufig von Marburg aus besucht wird. Der Sage nach ging die heilige Elisabeth oft dahin, um in der Einsamkeit zu beten und um in dem klaren Wasser des Quells ihr Weißzeug zu waschen; wenn es rein gewaschen war, warf sie es nur in die Luft, da blieb es sogleich auf den Sonnenstrahlen hängen. Lange gingen seitdem die Frauen und Mägde aus den nahen Dörfern hierher, um zur Pfingstzeit gleichfalls ihr Weißzeug am Schröckerbrunnen zu waschen, und das taten sich noch vor etwa 50 Jahren, denn ohne Seife wäscht, so sagen sie, das Wasser dieses Brunnens rein.
Einmal begegnete der heiligen Elisabeth ein Verbrecher, der zur Richtstätte geführt werden sollte. Einige Leute, die gerade vorüberkamen, bedauerten den Verbrecher; doch Elisabeth sagte: »Er wird es verdient haben.« Und alsbald fiel alle ihre Wäsche aus der Luft.
Der Fluch des Fremdlings zu Gießen
Auf dem sogenannten Trieb bei Gießen, rechts von der Straße nach Grünberg, sah man noch vor wenigen Jahren eine Fläche von vielen Morgen, die mit Eichen bepflanzt war; aber merkwürdigerweise hatten die Bäume alle keine rechte Kraft, keinen frischen Saft, und ihre Wipfel waren dürr. Das war einem Fluch zuzuschreiben, der auf den Bäumen lag.
Vor vielen, vielen Jahren, so berichtet die Sage, tauchte nämlich ein fremder Mann in Gießen auf, der weinend und wehklagend sein Weib und seine Kinder suchte. Damals muß ein unglückseliger Rat In der Stadt geherrscht haben; denn anstatt dem Manne in seiner Verzweiflung beizustehen, beschuldigte man ihn, er habe Weib und Kinder getötet. Als er die Tat bestritt und seine Unschuld beteuerte, wurde er auf die Folter gespannt. Um von der Qual befreit zu werden, gestand er im höchsten Schmerze, er habe es getan, was er in Wirklichkeit nie ausgeführt hatte. Nach dem Geständnis wurde der Fremde sofort auf den Richtplatz hinausgeführt. Bevor ihm dort,die Augen verbunden wurden, beschwor er aufs neue seine Schuldlosigkeit und rief: »Und zum Zeichen meiner Unschuld werdet ihr sehen, wie diese Eichbäume von heute an gipfeldürr werden; daraus mögt ihr dann erkennen und mir glauben, daß ihr unschuldig Blut vergossen habt.«
So starb der Fremdling und wurde unter dem Galgen begraben. Wenige Tage nachher schon bewährte sich des Mannes Unschuld auf eine erschütternde Weise; denn die von ihm gesuchte Frau kam auf einmal mit ihren Kindern daher, um nach dem vermißten Vater zu forschen. Da entstand große Trauer in der Stadt. Man gab dem Hingerichteten sofort ein ehrliches Begräbnis, der Frau und ihren Kindern aber wurde das Bürgerrecht gewährt. Damit war aber die Tat nicht gesühnt. Und als es Frühling wurde, da schlugen alle Bäume in und um Gießen aus, nur die Eichen kränkelten, manche starben sogar ab, und wie viele man auch nachpflanzte, nicht eine gedieh. So schwer lastet der Fluch des Fremden auf diesen Bäumen.
Der Frohnhof
Nicht weit von Frankfurt am Main liegt der Badeort Soden, der früher zu Frankfurt am Main gehörte und dessen Namen von Salzsieden herstammt. Dort ist ein Hügel, welcher das Nadelkissen heißt, und auf dem vor alten Zeiten ein Kloster gestanden hat.
In diesem Kloster lebte einst eine heilige Frau, die nicht nur beten, sondern auch waschen konnte.
Ihre Wäsche aber hing sie nicht, gleich andern Waschweibern auf ein Seil zum Trocknen, sondern in die Luft, in die pure, leere Luft.
Die Sodener Luft aber ist sehr gut und sehr gesund, nicht nur für Brustleidende, sondern auch für Weißzeug, das an zu großer Nässe leidet.
Und die Luft heilte auch allemal die Bleichsucht der heiligen Frau und trocknete ihre Wäsche.
Wenn die Sodener dies sahen, dann kamen sie heraus vor die Haustüren und konnten sich nicht satt sehen an dem blauen
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