Sagen aus Schlesien
auf, nahm es unter den Arm und lief damit bis vor die Stadt, wo er sich auf einen Stein setzte und dann erst umsank, als der von Gewissensbissen gefolterte wirkliche Kirchenräuber seine Tat laut bekannt hatte. Auf der Stelle baute man dann die Konradikirche auf.
Petrus und der Teufel
Sankt Petrus traf eines Tages bei einer Wanderung auf Erden den Teufel, der ihm seine Begleitung antrug. Petrus wies ihn nicht ab. So zogen sie denn gemeinsam durch die dichten Beuthener Wälder vom Morgen bis zum Abend und kamen schließlich in ein Dorf. Der Weg zweigte hier nach zwei Seiten ab. Von einer Seite her hörte man Kinder weinen, von der anderen scholl lustige Tanzmusik.
Petrus fragte den Teufel: »Wohin sollen wir unsere Schritte lenken?«
»Natürlich zur Tanzmusik«, erwiderte der Satan. Nun gingen sie der Richtung nach, aus der die Tanzmusik erklang, und fanden ein Gasthaus, das voller Menschen war. Der Wirt aber hatte kein Quartier für die beiden.
»Wir feiern Kirchweih heut, wollt ihr oben auf dem Zigeunerofen schlafen, dann meinetwegen«, sagte er und wies auf den mächtigen Ofen, der in der Schankstube stand. Die beiden Wanderer waren einverstanden und kletterten auf den Ofen.
Der Teufel zupfte Petrus am Rock und bat: »Laß mich vorne liegen und lege du dich hinten hin. Du bist müder als ich. Ich möchte noch ein bißchen zusehen.«
Petrus tat ihm den Gefallen, nahm seinen Rosenkranz und betete; der Teufel aber erfreute sich an der Lust der tanzenden Bauern. Diese stampften die Dielen und schrien: »Juchhuhu, juchhuhu...!«
Auf einmal entstand aus irgendeiner Ursache ein Streit unter ihnen. Es dauerte nicht lange, und die schönste Schlägerei war im Gang. Der Teufel hatte seine Freude daran, klatschte in die Hände und schrie: »So ist's recht, immer zu, immer zu!«
Das hörte ein Bauer, der gerade seine Hände frei hatte, und rief:
»Was schreist du da oben immer zu, na warte...«
Mit einem Satz holte er sich den Teufel vom Ofen herunter und prügelte ihn windelweich durch. »So, nun hast du dein 'Immer zu'!«
Der Teufel kroch stöhnend auf den Ofen und ächzte: »Petrus, ich hab, nun schon genug gesehen, leg du dichjetzt einmal vorne hin!«
Petrus lächelte ein wenig und erfüllte ihm den Wunsch.
Inzwischen hatten sich die Bauern wieder versöhnt, tanzten und riefen von neuem: »Juchhuhu, juchhuhu!« Das ging so eine Weile fort. Die Dielen zitterten, die Fenster klirrten von dem Gestampfe der Tänzer, und der Jubel hatte seinen Höhepunkt erreicht. Da stieß einer der Tanzenden an den anderen an, daß er hinfiel. Dieser sprang auf und tobte zornig: »Ein Bein willst du mir stellen, na warte, du Lump!« Bald gab es wieder eine wüste Prügelei. Der Teufel duckte sich und muckste sich nicht.
Nachdem die Bauern sich gehörig braun und blau geschlagen hatten und keine Lust mehr verspürten, sich weiter zu unterhalten, meinte einer, sich nach allen Seiten umsehend: »Nun haben sie alle etwas abbekommen!«
»Nein«, rief ein anderer, »der dort hinten auf dem Ofen liegt, hat noch nichts bekommen.«
Da holten sie den Teufel zum zweitenmal herunter und verprügelten ihn, daß es eine Lust war. Ganz zerschlagen kletterte er endlich wieder heulend auf den Ofen und sagte unter Tränen zu Petrus: »Das nächstemal wollen wir doch lieber dorthin gehen, wo die Kinder weinen.«
Rübezahl
a) Im böhmischen Riesengebirge zeigte sich, wie schon im Jahre 1597 berichtet wird, nicht selten ein Mönch, den man den Rubezal nannte. Oft ließ er sich in den Bädern sehen, schloß sich Leuten an, die eine Reise durch die Wälder des Gebirges vorhatten, und wenn sie sich fürchteten den Weg zu verfehlen, redete er ihnen gut zu, sie sollten keine Angst haben, er werde sie schon auf dem richtigen Wege durch die Wälder führen. Wenn er sie dann aber irregeführt hatte und sie nicht wußten, wohin sie sich wenden sollten, schwang er sich auf einen Baum und schlug eine gewaltige Lache auf, daß es weithin durch den Wald widerhallte. Dieser Mönch oder Rubezal war der Teufel selber, der unter der angenommenen Gestalt eines Mönches seine Possen trieb.
b) Es war eine Witwe, die hatte zwei Kinder, und weil sie so sehr arm gewesen, ging sie in das Gebirge, um Steinwurzeln zu suchen. Wie sie da fleißig hackte, trat ein Mann zu ihr hin und sprach, er wolle ihr etwas Besseres schenken. Er nahm den Korb und schüttete die Steinwurzeln weg und schüttete Buchenblätter ein. Als sie nach Hause kam, waren die Buchenblätter zu Gold
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