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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Schlucht auch nicht gern begangen.

Der dicke Amtmann
    In Pforzheim lebte einmal ein Beamter, der seines Gewichtes wegen nur der dicke Amtmann genannt wurde. Seinen Dienst übte er so schlecht aus, daß er vor einer angekündigten Untersuchung in den Hohbergwald ging und sich dort im Kuhloch aufhängte. Von einem Jägerburschen, der gleich darauf vorbeikam, wurde er abgeschnitten und wieder ins Leben zurückgerufen. Durch Geld und gute Worte wurde der Bursche bewogen, zu schweigen; aber schon nach zwei Monaten erhängte sich der Amtmann wieder in seiner Wohnung im jetzigen Blumenwirtshaus. Darin mußte er dann alle Nacht umgehen. Einmal gab er dem Hauseigentümer, als der ihm aufpaßte, ein paar derbe Ohrfeigen. Ein anderer Mann fragte den Geist, der auf dem Gang vor seiner Stube auf und ab ging, wer er sei und erhielt die Antwort: »Der dicke Amtmann!« »Gib mir deine Hand, damit ich sehe, ob du wahr gesprochen!« erwiderte der Mann. »Da würde ich deine Hand übel zurichten«, sagte der Geist, »Reiche mir etwas anderes her!« Der Mann hielt ihm nun ein kleines Brett hin, auf das der Geist seine Hand legte, die sich sofort in das Holz einbrannte.
    Zwanzig Jahre lang dauerte der Spuk, da ließen die Hausleute endlich den Synagogendiener kommen, der mit dem siebten Buch Mosis genau bekannt war. Der Jude be 'schwor das Gespenst und zwang es, in Gestalt eines kleinen schwarzen Hundes in einen Sack zu schlupfen. Diesen trug er hinaus auf das Feld bei dem Hohberg und bannte den Geist hierhin. Doch dieser wollte hier nicht bleiben und verlangte, in das Kuhloch gebracht zu werden. Das geschah auch. Seitdem zeigt sich hier der dicke Amtmann in grauem Überrock, weißer Schlafmütze und grünen Pantoffeln noch heute. Die Vorübergehenden führt er zuweilen irre und hat auch schon einige, die ihn neckten, mit Ohrfeigen traktiert.

Der Drache am Schönberg
    In uralter Zeit, als das Christentum noch nicht überall verbreitet war, flog ein feuriger Drachen über Ebringen hinweg und verschwand am südlichen Schönberg in einer Höhle. Daraufhin mußte dem Drachen von Zeit zu Zeit ein Menschenopfer dargebracht werden. Schließlich fiel das Los auch einmal auf die junge Tochter des Grafen auf der Schneeburg. Um diese Zeit aber wohnte am Fuß des Schönberges ein junger Ritter, der sich heimlich zum Christentum bekannte. Als er von dem schrecklichen Schicksal der Grafentochter hörte, beschloß er, den Drachen zu töten. Gut bewaffnet und furchtlos ritt er dem Untier entgegen. Und obwohl das Pferde vor dem feuerspeienden Drachen scheute, so gelang es ihm doch, seinen Speer mit starker Hand dem Ungetüm in den Rachen zu stoßen und es zu töten.
    Zur Erinnerung an diese Tat wurden auf den Häusern zu Ebringen, über die der Drachen hinweggeflogen war, steinerne Kreuze errichtet. Einige davon sind noch vorhanden. Da der kühne junge Ritter, der von den Leuten von nun an als Heiliger verehrt wurde, Georg hieß, so nannte sich späterhin der Ort, wo er wohnte, St. Georgen.

Der Durchzug des Mutesheeres
    Durch das Dorf Thieringen bei Balingen kam alljährlich das Mutesheer mit Saus und Braus und zog dabei oft durch ein bestimmtes Haus, in dem man deshalb immer Türen und Fenster aufmachte, sobald man es kommen hörte. Da dachte einst der Hausherr, er wolle doch einmal aufbleiben und zusehen, was es mit dem Mutesheere eigentlich auf sich habe. Er blieb daher ruhig in seiner Stube sitzen, als das Heer sich nahte. Da rief eine Stimme: »Streich deam do d'Spältle zue!« Sogleich schien es dem Mann, als ob jemand mit den Fingern ihm über die Augen fahre, worauf er plötzlich erblindete. Alle Mittel, die er anwandte, um wieder sehend zu werden, halfen nichts.
    Da gab ihm jemand eines Tages den Rat, er solle doch das nächste mal, wenn das Mutesheer wieder durch sein Zimmer fahre, sich wieder an den gleichen Platz setzen. Das tat der Mann, und als das Heer im folgenden Jahr wiederum durchs Zimmer zog, hörte er eine Stimme rufen: »Streich deam do d'Spältle wieder auf!« Da spürte er eine Berührung um seine Augen herum und vermochte mit einem Male wieder zu sehen und erblickte das ganze Mutesheer. Es waren eine Menge Menschen, Alte und junge, Männer und Frauen, und die machten einen wilden Lärm.

Der Entenwigk zu Sachsenheim
    Es kam ein Gespenst nach Sachsenheim zu den Herren von Sachsenheim. Es blieb etliche Jahre bei ihnen und hieß Entenwigk. Das Gespenst hat erzählt, es sei ein aus dem Himmel verstoßener Engel und hoffe, einmal

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