Sagen aus Schwaben
Jöhlinger Leute hätten sich auf dem Rückweg vom Bruchsaler Katharinenmarkt verirrt. Plötzlich stand ein feuriger Mann vor ihm, dürr und hager wie ein Skelett: in seinem Innern brannte ein Licht, man konnte alle Rippen zählen. Darüber erschrak der Mann sehr und wollte davoneilen, doch vergebens. Denn ging er schnell, so ging auch der Feurige schnell, ging er aber langsam, machte es jener ebenso. Nachdem der Feurige ihn eine große Strecke begleitet hatte, bog der Mann in einen Seitenweg ein und war nun endlich wieder allein. Er hatte aber einen solchen Schrecken empfangen, daß er krank wurde und acht Tage darauf starb.
Der Freijäger aus Salmbach
In Salmbach (Salmensbach) lebte ein Jäger, der jedes Stück Wild, es mochte noch so entfernt sein, schießen konnte. Lange bat ihn sein Jägerbursch vergebens, ihn in diese Kunst einzuweihen; endlich willigte er ein unter der Bedingung, daß der Bursche niemandem etwas verrate. Er befahl ihm nun, im Advent zum Abendmahl zu gehen, aber dann die Hostie, statt sie zu genießen, ihm zu bringen. Nachdem der Bursche so gehandelt hatte, mußte er in der Christnacht mit seinem Herrn in den Wald gehen. Dort stellte sich der Jäger, die Hostie zwischen zwei Fingern haltend, dem Burschen gegenüber und forderte ihn auf, er solle auf sie schießen und sich durch nichts abhalten lassen, sonst könne es ihm übel ergehen. Der Bursche legte an, da erblickte er in der Hostie den Heiland, warf das Gewehr weg und fiel im nächsten Augenblick tot zur Erde.
Kurze Zeit nachher starb auch der Jäger und spukte so sehr im Hause, daß seine Frau einen Kapuziner kommen ließ, der ihn wegschaffen sollte. Der beschwor nun den Geist, doch dieser wollte nicht aus dem Hause welchen, sich indessen mit jedem Platze darin begnügen. Der Kapuziner bannte ihn nun in einen Schrank, den er nebst dem Zimmer verschloß, und gab der Frau die Schlüssel. Die Frau verheiratete sich aber wieder und wurde öfters von ihrem zweiten Mann nach dem verschlossenen Zimmer gefragt. Sie antwortete stets ausweichend, vergaß aber einst, als sie in die Kirche ging, die Schlüssel mitzunehmen. Ihr Mann fand dieselben und, von Neugier geplagt, öffnete er Tür und Schrank. Da sah er im Schrank den Jäger stehen und mit dem Gewehr im Anschlag auf ihn zielen. Von Entsetzen und Wahnsinn ergriffen, floh der Mann aus dem Haus, lief bei strenger Winterkälte in den Wald und wurde am andern Tag erfroren gefunden.
Der Geiger aus Gmünd
Ein armer Geiger klagte einmal vor einem Marienbilde in der Muttergotteskapelle, die zwischen Gmünd und Gotteszell hart am Wege liegt, seine Not. Dann spielte er auf seiner Geige so schön, daß das heilige Bild sich bewegte und ihm einen von seinen beiden goldenen Pantoffeln zuwarf. Der Geiger wollte nun den Pantoffel verkaufen, aber da wurde er verhaftet und als Kirchenräuber zum Tode verurteilt. Er bat um die Gnade, daß er vor seinem Tode noch einmal vor dem Marienbilde spielen dürfe, was ihm auch gestattet wurde. Viel Volk versammelte sich dazu. Und als er seinen letzten Bogenstrich getan hatte, da bewegte das Gnadenbild sich abermals und warf ihm auch den andern Pantoffel zu, woraus das Gericht die Unschuld des armen Geigers erkannte und ihm gern die goldenen Pantoffeln ließ.
Noch vor 20 Jahren hing in der Muttergotteskapelle ein altes Bild, welches diese Geschichte darstellte, wie nämlich der zum Tode verurteilte Geiger im roten Mantel noch einmal vor der Mutter Gottes spielte und ihm von der Maria der zweite Pantoffel geschenkt wurde.
Der Geist bei Espasingen
Einst ritt der Abt des Klosters Petershausen im Herbst in den Hegau, u»m Geschäfte zu erledigen. Als er bei Espasingen über ein Moor reiten wollte, sah er, als eben der Tag anbrach, einen Menschen neben sich gehen, konnte ihn aber wegen des Nebels nicht recht erkennen. Der Abt war so in Gedanken vertieft, daß er des Mannes neben ihm nicht weiter achtete. Als sie nun beide bis fast zur Mitte des Moores gelangt waren, wo es am tiefsten ist, da ergriff der, der neben dem Abt ging, den Zaum des Rosses und führte es mit Gewalt bis zum äußersten Rand eines Weihers. Der Abt merkte immer noch nichts; aber als der Geist das Pferd, das plötzlich zu schnauben anfing, in das Wasser führen wollte, bemerkte der Abt die Gefahr. Deshalb schrie er laut: »Hilf, Herr Gott! Hilf, heiliger Gebhard!« Da verschwand der böse Geist, und der Abt war gerettet.
Der Geist der Gunzoburg
In der Oberstadt Überlingens, dem sogenannten Dorf,
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