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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Kloster Zwiefalten kommt ein zweiter Quellfluß der Ach aus dem Kesseltobel, der sich vorn Kloster in der Richtung auf Upflamör hinzieht. Der Kessel ist ein großer Quelltopf, der dem Blautopf an Umfang wenig nachgibt. Er soll bis auf den Grund der Hölle hinuntergehen.
    Dort weidete einmal ein riesiger Ochse, von dem niemand wußte, woher er gekommen war. Ein fahrender Schüler, der zufällig des Weges daherkam, faßte den Ochsen an den Hörnern. Alsbald vermochte er nicht mehr, diese wieder loszulassen, vielmehr rannte der Ochse mit ihm dem Kessel zu und war im Nu verschwunden. Seitdem hat man von beiden nichts mehr gehört.

Der grüne Jäger
    In der Nähe des Hornspergs, im Wald Sauhagen, geht der grüne Jäger um. Man sieht ihn oft; er gräbt gern mit Schaufel und Haue, bringt aber kein Stäubchen Erde weg. Wenn die Jagdzeit eintritt, so reviert er mit seinen Gesellen und Hunden, daß es ein Graus ist und jedermann ihm ausweicht. Aber nicht allein im Wald ist er, er kommt auch heraus und jagt durch die Luft.
    Am liebsten läßt er sich jedoch im Walde sehen. Kommt ein Bauer daher, fährt einen Sägblock weg und versinkt so tief, daß sich kein Gaul mehr regen kann, so ist der Grüne da und schiebt am Wagen, und schon geht's vorwärts. Stiehlt einer einen Baumstamm, dann steht der grüne Jäger auf einmal da, tut fürchterlich wild und setzt sich auf den Wagen, daß er nicht mehr weiterkommt. Bisweilen schmeißt er den Wagen auch in den nächsten Graben.
    Wenn abends die Holzmacher heimkehren, so kommt der Grüne und bittet um Feuer. Dann zündet er friedlich sein Pfeifchen an, läßt die Leute in Ruhe, geht in den Wald und schreit. »Ho ho! I bin scho wieder do!«
    Oft geht er in die benachbarten Höfe, ohne daß sich jemand um ihn kümmert, zündet am Herd ruhig seine Pfeife an und geht zur Tür wieder hinaus. Manchmal sieht man ihn ohne Kopf; manchmal erscheint er als Pferd.
    Einmal fuhr nachts ein Bauer übers Weiherwehr. Da kam mitten auf dem Weg der Grüne auf einem Schimmel dahergeritten. »Wenn er mich nur denkt der Bauer. Aber der Schimmel weicht aus, nicht zusammenreitet«, der Grüne reitet mitten durch den Weiher, und der Bauer kann ruhig weiterfahren.
    Vor dem grünen Jäger ist man nie sicher. Bald sitzt er einem auf dem Rücken, bald wirft er den Wanderer in einen Graben, manchmal schreit er nur sein »Ho, ho! I bin scho wieder do!« und verschwindet unter den Bäumen.

Der Haalgeist
    In Schwäbisch Hall gibt es einen Geist, den man den Haalgeist nennt, nach dem Salzbrunnen oder »Haal«, wo er umgeht. Er ist ein alter Salzsieder und zeigt sich immer drei bis vier Tage vor einer Überschwemmung, trägt eine Laterne in der Hand und geht vom Kocher her auf die untere Stadt zu, indem er beständig mit lauter Stimme ruft: »Raunit aus! Raunit aus!« So weit er aber vorwärts geht, so weit tritt jedesmal in den nächsten Tagen der Kocherfluß über. Der Haalgeist, den man auch im Kocher platschen hören kann, ist schon öfters in die Stadt gekommen. Dann haben die Leute Keller und Wohnungen geräumt und haben sich vor der Überschwemmung in Sicherheit gebracht. jedesmal hat der Geist die Ausdehnung des Wassers genau angezeigt.
    Der Haalgeist tut niemandem etwas. Man muß ihn nur ruhig gehen lassen. Wird er aber geneckt, so kommt er in einer erschreckenden Gestalt, als schwarzer Pudel oder als zotteliges Kalb mit feurigen Augen, so daß die Menschen sich entsetzen und krank werden. Ein Nachtwächter wollte den Geist einmal an der Nase herumführen. Dieser merkte es aber. Er -wurde dafür vorn Haalgeist bei der Henkersbrücke in den Kocher geworfen, so daß er elendiglich ertrinken mußte.

Der Haalgeist von Schwäbisch-Hall
    In Schwäbisch-Hall am Salzbrunnen oder "Haal" trieb einst der Haalgeist sein Wesen. Er zeigte sich immer drei bis vier Tage vor einer Überschwemmung, trug eine Laterne in der Hand, schritt vom Kocher auf die untere Stadt zu und rief mit lauter Stimme : "Raumt aus! Raumt aus!" So weit aber, als der Geist in die Stadt hineinschritt, so weit trat jedesmal in den nächsten Tagen der Kocher über seine Ufer.
    Der Haalgeist tat niemandem etwas zuleid, wenn man ihm keine Beachtung schenkte. Sobald ihn aber jemand aus Neugier oder Mutwillen anrief, erschien er ihm sogleich in einer schrecklichen Gestalt: als schwarzer Pudel oder als zottiges Kalb mit fenstergroßen, feurigen Augen, so daß den Vorwitzigen Angst und Entsetzen packten. Ganz schlimm erging es einem Salzsieder, der es gewagt

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