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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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hatte, ihn zu necken.
    Als dieser einmal bei Nacht noch an der Arbeit war, steckte der Haalgeist seine gewaltige lange Nase durch einen Spalt in der Wand des Siedehauses und fragte: "Ist dees nit e Noos?" Der Sieder, nicht faul, füllte rasch ein Gefäß mit siedendem Wasser, goß es dem Haalgeist auf die Nase und rief: "Ist dees nit e Guuß?" Ehe er sich's aber versah, hatte ihn der Haalgeist gepackt und über den Kocher hinüber auf den Gänsberg geworfen und dabei höhnisch geschrien: "Ist dees nit e Wuurf?" Das alte Hall, in dem sich dieser Vorfall ereignet hat, heißt seitdem "das Geisterhall".

Der Hausgeist Rüdi
    Das Pfarrhaus zu Obereggenen im Markgräflerland ist fast 200 Jahre alt. Das frühere stand nicht an diesem Platz, sondern in dem Garten, den man jetzt Rüdigarten nennt. Der Pfarrer, der darin wohnte, hatte viele Jahre lang keine Ruhe vor einem Hausgeist, der darin auf allerlei Weise sein Unwesen trieb. Deshalb beklagte sich der Hausherr bei dem Abt von St. Blasien, dem die Pfarrei unterstand, er wolle eine andere Wohnung haben. Der Abt hörte aber nicht darauf, und so baute sich der Pfarrer endlich ein eigenes Haus, um den Geist los zu werden. Das half, und der Geist zog nicht in das neue Haus ein. Nach dem Tode des Pfarrers kaufte der Abt der Witwe das Haus ab, ließ das alte niederreißen und aus dem Platz einen Garten machen, den man nach dem Geist den Rüdigarten nannte.
    Bei den Leuten hieß der Geist nämlich Rüdi. Er war früher Kapuziner gewesen. jetzt neckte er die Leute und verwandelte sich in mancherlei Gestalten. Oft erschien er als Knecht, und wenn er seine Arbeit verrichtete, so war sie immer gut getan. Die Dienstboten wußten, daß ihnen Rüdi allzeit behilflich war, wenn sie die Ernte in die Scheuer brachten. Er schleppte Wasser und Holz herbei, und man hätte sich über ihn in keiner Weise zu beklagen gehabt, wenn er es mit seinen Neckereien zuweilen nicht zu toll getrieben hätte. Wenn hin und wieder die Pfarrer aus der Nachbarschaft ihren Amtsbruder in Obereggenen besuchten, so konnte es geschehen, daß sie den Pfarrherrn doppelt sahen: einmal im Hofe, das war der Pfarrer selbst, und zum andern zum Taubenschlag herausblickend, das war Rüdi, der des Pfarrers Gestalt angenommen hatte. Wenn das Gesinde zu Nacht aß, so fing Rüdi manchmal an, das Kind zu wiegen, stürzte zuweilen auch nachts die Wiege um, ohne daß das Kind Schaden litt. Im Kamin machte er oft einen Lärm, der wie das Wirbeln einer Trommel klang. Er warf auch Nüsse, Erbsen, Bohnen auf den Boden, so daß die Leute ausglitten. Holte man Wein im Keller, so war Rüdi schon da und klopfte hinten ans Faß, so lange noch etwas darinnen war.
    Einmal kam zum Pfarrer ein naher Vetter von der Universität, der hörte auch von dem Hausgeist. Der Pfarrer versicherte ihm, daß Rüdi ungefährlich sei, wenn man ihn in Ruhe ließe, Das machte dem Studenten Mut. Er nahm seinen Degen und begab sich in den Keller. Der Knecht ging hinter ihm her und blieb mit dem Licht an der Kellertür stehen. Der Student war halbwegs auf der Treppe stehen geblieben und rief höhnisch nach dem Geist. Rüdi war sofort zur Stelle und schlug dem Studenten mit flacher Hand so stark auf die Backen, daß der Licht und Degen fallen ließ und die Treppe vollends hinabstürzte. Der Knecht brachte ihn zurück in sein Zimmer, wo er wieder zu sich kam.
    Winters, wenn das Gesinde an den Abenden um den Ofen saß, so hörte man den Rüdi das Feuer schüren. Als nun der Pfarrer das neue Haus bezog, wollte niemand im alten zurückbleiben, denn der Geist war durch nichts hinauszutreiben. Beim Auszug ging die Pfarrerin zum letztenmal mit Knecht und Magd in das alte Haus, um die übrigen Sachen zu holen. Wie nun die Frau und die Dienstboten das leere Haus verlassen wollten, hing Rüdi in seiner Kapuzinerkutte am Türpfosten wie an einem Galgen, und sie mußten sich mühsam an ihm vorbeidrängen.

Der Herr von Falkenstein
    Ein Ritter aus dem Kinzigtal namens Kuno von Stein wollte unter Gottfried von Bouillon das heilige Grab erobern helfen. Er nahm daher Abschied von seiner Gemahlin mit den Worten: »Wenn ich nach Jahresfrist nicht wieder hier bin, dann bin ich tot, und du darfst nicht länger auf mich warten.«
    Vor Jerusalem geriet der Ritter in die Gefangenschaft der Sarazenen, wurde als Sklave verkauft und mußte nun den Pflug ziehen und das Feld umackern. So verstrich ein Jahr. Wie er nun in einer schlaflosen Nacht seiner Heimat und seines Weibes gedachte, trat

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