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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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erhebt sich über dem Ursee ein gewaltiger Fels mit einer kleinen Höhle. Die Höhle wird Bärenhöhle genannt, weil hier einmal Bären gehaust haben sollen.
    Bei diesem See pflügte einst ein Bauer mit einem Joch prächtiger Ochsen, sein kleines Büblein machte den Treiber. Da wurden die Ochsen störrisch, und kein »Ho, hü« half da weiter. Da fluchte der Bauer: »Wenn eich allzsämme nu de Teifel hole tät!« Kaum hatte er so gesprochen, zogen die Ochsen wieder an und trabten schnurstracks ins Wasser, so daß sich der Knabe nur mit Müh und Not noch retten konnte. Vom Gespann sah man nichts mehr, bis nach einigen Jahren das Jochholz im Titisee ans Ufer geschwemmt wurde. Damit war bewiesen, daß zwischen dem Ursee und Titisee ein unterirdischer Gang besteht.
    Am Ursee, dessen Wasser unermeßlich tief ist, hatten von jeher die Hexen ihren Tummelplatz. Hier trafen sie sich mit dem Leibhaftigen und beratschlagten, was sie in der nächsten Zeit auf den Höfen der Umgebung anstellen wollten. Noch jetzt kann man, besonders in der Walpurgisnacht, deutlich ihr Tun und Treiben beobachten.

Der Mann im Mond
    Im Schwarzwald, in der Umgebung von Calw und Liebenzell, erzählen sich die Leute, daß die dunklen Flecken, welche man im Vollmond sieht, von einem Mann herrühren sollen, der in den Mond verwünscht worden sei. Dieser Mann stahl am Sonntag, als er meinte, daß kein Jäger im Walde anzutreffen sei, ein Büschel Besenreiser und trug es heim. Da begegnete ihm aber im Walde ein Mann; das war der liebe Gott. Der stellte ihn zur Rede und sagte ihm, daß er ihn bestrafen müsse, weil er den Sonntag nicht heilig halte. Er fügte aber hinzu, daß er sich die Strafe selbst auswählen dürfe: Ob er lieber in den Mond oder lieber in die Sonne verwünscht sein wolle? Darauf versetzte der Mann: »Wenn es denn sein muß, so will ich lieber im Mond erfrieren als in der Sonne verbrennen.« So also ist er mit seinem Bündel Besenreiser auf dem Rücken in den Mond gekommen.

Der Metzger in Horb
    In einem Haus zu Horb ging früher ein Geist um, der hackte oftmals Fleisch, ging in den Keller oder auch auf die Bühne bis unters Dach. Und wenn er nicht beschäftigt war, saß er in seiner früheren menschlichen Gestalt hinter dem Ofen. Er war ruhig und tat niemandem etwas, nur das Fluchen konnte er nicht ertragen. Er war Metzger und mußte umgehen, weil er bei einer Teuerung einst eine Wiese um einen einzigen Laib Brot gekauft hatte. Ein Armer hatte ihm nämlich die Wiese für drei Laib Brot angeboten. Der Metzger aber sagte: »Du bist noch nicht hungrig genug, ich geb' dir nur einen!« und wartete auch wirklich so lang, bis er die Wiese um diesen Preis erhielt. Dafür mußte er lange umgehen. jetzt ist er erlöst.

Der Minkreiter bei Bambergen
    Die alte Straße von Überlingen über Lippertsreute ins Salemertal führt in der Nähe von Bambergen durch den Wald gegen den Schönbucheshof und wird hier von einem Waldweg gekreuzt. Dieser Weg heißt der Minkweg. Der Name rührt von einem Förster her, der in diesem Waldgebiet die Waldarbeiter und Holzhauer schwer gedrückt hat. Außerdem soll er unablässig greulich geflucht und gotteslästerliche Redensarten im Munde geführt haben. Deshalb mußte er nach seinem Tode als Reiter auf einem Schimmel umgehen. Manchmal hört man den Minkreiter im Walde fluchen und krakeelen. Gern auch führte er die Leute in die Irre, daß sie schließlich da wieder aus dem Wald herauskamen, wo sie hineingegangen waren. Mitunter machte er auch die Pferde scheu, daß sie gar den Wagen umwarfen.
    Ein Bauer fuhr einmal nachts mit zwei Pferden in den Wald. Da hörte er in der Nähe Rossegewieher und hielt an, um das Fahrzeug oder den Reiter herankommen zu lassen. Aber es rührte sich nichts, obwohl das Gewieher weiterdauerte. Da fürchtete er, es sei der Mink, und machte, daß er weiterkam.
    Einst kam ein Knecht mit seinem Meister durch den Wald. Beim Minkweg rief der Knecht: »Mink, jetzt komm einmal!« Da stand plötzlich ein großer Mann neben ihm und gab ihm eine solch kräftige Ohrfeige, daß er zu Boden stürzte. Alles dies hat auch der Meister gesehen.
    Vor mehreren Jahren marschierte ein Soldat bei Mondschein heimwärts durch den Wald und bemerkte auf einmal hinter sich einen großen schwarzen Hund, der ihm folgte und der stehen blieb, wenn er auch anhielt. Der Soldat hielt seinen Säbel bereit. Aber der Hund tat ihm nichts zuleide. Ja, er murrte nicht einmal, sondern folgte ihm bis auf die Höhe, wo der Minkweg

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