Sagen aus Schwaben
verloren.
Michel erschrak zuerst über diese Ankündigung, dann machte er eine Bedingung und sagte, er wolle das alles nur tun, wenn seine Eltern mitkämen. Das wollte jedoch die Urschel nicht zugeben, und so unterblieb die Erlösung. Die Urschel setzte ihm noch eine Zeitlang zu mit Bitten und Flehen; dann sagte sie ihm schließlich, daß er auf alle Fälle zu einer bestimmten Zeit sterben müsse, er möge sie nun erlösen oder nicht. Trotzdem war Michel nicht mehr umzustimmen und starb genau an dem Tag, den die Urschel vorausgesagt hatte. Da soll sie bitterlich geweint und gesagt haben, wenn ein Hirsch eine Eichel in den Boden trete und aus der Eichel ein Baum und aus dem Holz des Baumes einmal eine Wiege werde, so könne das erste Kind, das da hinein komme, sie einmal erlösen.
Die dankbare Schlange
Zu einem Viehhirten in Immeneich bei St. Blasien kam jeden Morgen und Abend zur Melkzeit eine große Schlange in den Stall, die auf dem Kopf eine goldene Krone trug. Die Magd gab ihr allemal warme Kuhmilch zu saufen. Als aber eines Tages die Magd den Dienst wechselte und die neue Viehmagd das erstemal melken wollte, fand sie auf dem Melkstuhl die goldene Krone liegen, auf der die Worte »Aus Dankbarkeit« eingeritzt waren.
Sie brachte die Krone ihrem Herrn, der diese dem aus dem Dienst getretenen Mädchen gab, für das sie auch bestimmt war. Seitdem ist die Schlange nicht mehr gesehen worden.
Die drei Herrenberger Grafen
Da, wo der Schönbuch gegen das Gäu und den Schwarzwald hin ausläuft, liegt die Stadt Herrenberg. Über der Stadt steht das Schloß. Dort hausten einst drei Grafen. Die hatten ein wildes, wüstes Leben geführt und mußten deshalb nach ihrem Tode geistweis umgehen. Man hörte sie als Jäger im Walde toben und ihre Hunde hetzen. Öfters sah man sie auf einem Fuhrwerk ausfahren, das mit vier Katzen bespannt war. Regelmäßig ging es vom Herrenberger zum Ehninger Schloß wie der Wind über Stock und Stein, in Saus und Braus. Hinter dem Herrenberger Schloß im Wald liegt auch ein Platz, auf dem die Hexen zum Tanz zusammenkommen.
Die drei Jungfrauen vom Mummelsee bei Seebach
Nahe beim Mummelsee liegt das Schwarzwalddorf Seebach. Dort kamen, wie es an vielen Orten üblich war, an Winterabenden die Mädchen und Burschen des Dorfes in der Spinnstube zusammen. Eines Abends traten drei wunderschöne, weiß gekleidete Jungfrauen in die Spinnstube. Sie hatten hübsche Spinnräder bei sich und baten, mitspinnen zu dürfen. Man hieß sie freundlich willkommen.
Die fremden Mädchen trugen durch fröhliches Plaudern viel zur Unterhaltung bei. Doch früher als die Spinnerinnen aus dem Dorf machten sie sich wieder auf den Heimweg. Das bedauerten alle Burschen und Mädchen aus Seebach, am meisten der Sohn eines reichen Bauern, der sich in eine der fremden Jungfrauen verliebt hatte. Man bat die Mädchen, bald wieder zu kommen. Das taten sie auch.
Der verliebte Bursche hatte dann zur Vorsorge die Stubenuhr um eine Stunde zurückgestellt, damit die Mädchen länger bleiben sollten. Als es elf Uhr schlug, schickten sich die drei fremden Mädchen zum Aufbruch an. Unterdessen gestand ihnen der Bursche, daß er die Uhr eine Stunde zurückgestellt habe; darüber erschraken die drei Mädchen sehr. Sie schrien auf und eilten fort.
Am folgenden Tage bemerkte man im Mummelsee drei große Blutflecken. Oft hörte man von nun an auch Klagen, Jammern und Murmeln aus der Tiefe herauf. Den Mädchen war offenbar auf dem Grunde des Sees ein Leid zugestoßen, weil sie erst nach Mitternacht heimgekommen waren.
In der Spinnstube von Seebach sah man sie nie mehr.
Die drei Seejungfrauen vom Mummelsee
Im Tal von Oberkappel, wo der Weg hinaufführt zum Mummelsee, liegt der Zinken Seebach. Wie in vielen Gegenden Deutschlands war es auch dort noch im letzten Jahrhundert Sitte, daß sich die jungen Mädchen mit ihren Spinnrädern in einer Wohnung abwechselnd versammelten, um sich beim Spinnen mit Plaudern und Singen die Zeit zu vertreiben.
Eines Abends öffnete sich beim Hofbauer Erlfried leise die Türe zur Spinnstube, und drei weißgekleidete Seejungfrauen traten herein, jede mit einem niedlichen Spinnrädchen in der Hand. Sie baten die anwesende Gesellschaft, an der Unterhaltung in der Spinnstube teilnehmen zu dürfen, was augenblicklich zugestanden wurde.
Den Seefräulein gefiel es an diesem Abend so gut, daß sie von nun an in keiner Spinnstube mehr fehlten. Sobald es dämmerte, stellten sie sich mit ihren Spinnrocken ein, und
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