Sagen aus Schwaben
Widmung, die goldene Windfahne schenke er der Stadt, sie möge diese auf den eben vollendeten Stadtturm hissen lassen. Wenn man jedoch um des
edlen Metalls willen Bedenken trage, die Fahne der Unbill des Wetters auszusetzen, so habe er eine gleiche Windfahne aus Messing eigener Erfindung verfertigt, die von dem Originale kaum zu unterscheiden sei.
Eine dieser Windfahnen wurde auf den Turm aufgezogen, ob es aber die echte oder die aus Messing war, konnte man nie erfahren.
Die Grafen von Eberstein
Als Kaiser Otto seine Feinde geschlagen und die Stadt Straßburg bezwungen hatte, lagerte er vor der Burg der Grafen Eberstein, die es mit seinen Feinden hielten. Das Schloß stand auf einem hohen Fels am Wald (unweit Baden in Schwaben), und dritthalb Jahr lang konnte es das kaiserliche Heer immer nicht bezwingen, sowohl der natürlichen Festigkeit, als der tapfern Verteidigung der Grafen wegen. Endlich riet ein kluger Mann dem Kaiser folgende List: er solle einen Hoftag nach Speier ausschreiben, zu welchem jedermann ins Turnier sicher kommen dürfte; die Grafen von Eberstein würden nicht säumen, sich dahin einzufinden, um ihre Tapferkeit zu beweisen; mittlerweile möge der Kaiser durch geschickte und kühne Leute ihre Burg überwältigen lassen. Der Festtag zu Speier wurde hierauf verkündigt; der König, viele Fürsten und Herrn, unter diesen auch die drei Ebersteiner waren zugegen; manche Lanze wurde gebrochen. Des Abends begannen die Reihen, wobei der jüngste Graf von Eberstein, ein schöner, anmutiger Mann, mit krausem Haar, vortanzen mußte. Als der Tanz zu Ende ging, nahte sich heimlich eine schöne Jungfrau den dreien Grafen und raunte: »Hütet euch, denn der Kaiser will eure Burg ersteigen lassen, während ihr hier seid; eilt noch heute Nacht zurück!« Die drei Brüder berieten sich, und beschlossen, der Warnung zu gehorchen. Darauf kehrten sie zum Tanz, forderten die Edeln und Ritter zum Kampf auf morgen, und hinterlegten Hundert Goldgülden zum Pfand in die Hände der Frauen. Um Mitternacht aber schifften sie über Rhein und gelangten glücklich in ihre Burg heim. Kaiser und Ritterschaft warteten am andern Tage vergebens auf ihre Erscheinung zum Lanzenspiel; endlich befand man, daß die Ebersteiner gewarnt worden wären. Otto befahl, aufs schleunigste die Burg zu stürmen; aber die Grafen waren zurückgekehrt und schlugen den Angriff mutig ab. Als mit Gewalt gar nichts auszurichten war, sandte der Kaiser drei Ritter auf die Burg, mit den Grafen zu unterhandeln. Sie wurden eingelassen, und in Weinkeller und Speicher geführt; man holte weißen und roten Wein, Korn und Mehl lagen in großen Haufen. Die Abgesandten verwunderten sich über solche Vorräte. Allein die Fässer hatten doppelte Boden oder waren voll Wasser; unter dem Getreide lag Spreu, Kehricht und alte Lumpen. Die Gesandten hinterbrachten dem Kaiser, es sei vergeblich, die Burg länger zu belagern; denn Wein und Korn reiche denen inwendig noch auf dritthalb Jahre aus. Da wurde Otto'n geraten, seine Tochter mit dem jüngsten Grafen Eberhard von Eberstein zu vermählen, und dadurch dieses tapfre Geschlecht auf seine Seite zu bringen. Die Hochzeit ward in Sachsen gefeiert, und der Sage nach soll es die Braut selber gewesen sein, welche an jenem Abend die Grafen gewarnt hatte. Otto sandte seinen Schwiegersohn hernachmals zum Papst in Geschäften; der Papst schenkte ihm eine Rose in weißem Korb, weil es gerade der Rosensonntag war. Diese nahm Eberhard mit nach Braunschweig, und der Kaiser verordnete: daß die Rose in weißem Felde künftig das ebersteinische Wappen bilden sollte.
Die Hauenebersteiner Glocke
In der Nähe des Dorfes Haueneberstein ward vor Zeiten von Wildebern eine Glocke am Ufer des Eberbachs aus dem Boden gewühlt. Die Dorfbewohner fanden sie und hängten sie in ihren Kirchturm. Als man sie läutete, war ihr Klang so hell und stark, daß man ihn zwölf Stunden weit, ja sogar in Straßburg hörte. Nun wollten die Straßburger sie gerne haben und boten dafür so viele Taler, als sich von der Glocke oben im Turm bis an die Gemarkungsgrenze in einer zusammenhängenden Reihe würden legen lassen. Die Hauenebersteiner gingen jedoch auf den Handel nicht ein, und um ihre Glocke desto sicherer zu behalten, dämpften sie deren Klang durch einen hineingetriebenen Nagel. So blieb ihnen die Glocke noch lange, bis sie im letzten Kriege von den Franzosen mitgenommen wurde.
Die Hexenversammlung bei Zavelstein
Zwei Musikanten aus Zavelstein
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